Bärenklau |

Blütenstand des Wiesen-Bärenklau

Riesen-Bärenklau

Oberes Stängelblatt des Wiesen-Bärenklau, die stark verbreiterte Blattscheide umfasst den Stängel
Bei den von Plinius wörtlich Heracleum genannten Arten handelt es sich nicht um Doldenblütler, sondern um Arten des Steinsamens (Lithospermum) und der Seerosen (Nymphaea). Lediglich sein Spondylion kann dem Bärenklau zugeordnet werden. Der deutsche Name nimmt Bezug auf die Form und Behaarung der Blätter, die Bärenklauen ähneln sollen.
Die ca. 70 Arten umfassende Gattung, deren Hauptverbreitungsgebiet Eurasien und Ostafrika ist, besteht aus ausdauernden behaarten Kräutern, häufig mit Pfahlwurzel. Die aufrechten, im Querschnitt runden, gerippten, hohlen oder markigen Stängel sind häufig verzweigt. Die gestielten Blätter sind einfach, gefiedert oder fiederteilig, kahl oder behaart und umfassen den Stängel mit einer meist ziemlich breiten Blattscheide.
Die Blütenstände (Doppeldolden oder Dolden höherer Ordnung) befinden sich seiten- und endständig, wobei die letzteren meist zwittrige Blüten ausbilden, die seitlichen häufig nur männliche. Tragblätter der Dolde, die sog. Hülle, fehlt oder besteht nur aus wenigen Blättern. Die 3- bis vielstrahlige Dolde trägt locker zusammengesetzte Döldchen, die weiße, gelbliche oder rosafarbene Blüten tragen, deren randständige Blütenblätter mehr oder weniger vergrößert sind. Die Tragblätter des Döldchens bilden das Hüllchen, das aus einigen linealischen, lanzettlichen oder ovalen Blättern besteht. Die Kelchzähne sind dreieckig bis lanzettlich oder sehr klein und kaum zu erkennen. Die Kronblätter sind an der Spitze eingekerbt und kurz einwärts gebogen.
Nach Insekten- oder Selbstbestäubung bilden sich eiförmige bis rundliche, stark abgeflachte Früchte mit 10 Rippen. Sie sind aus 2 5-rippigen Teilfrüchten zusammengesetzt, deren seitliche Rippen meist geflügelt sind, die 3 rückenständigen Rippen sind entweder deutlich oder kaum ausgebildet. Zwischen den Rippen befinden sich 4 dunklere Ölgänge.
Blütenformel meist: |
* K5 C5 A5 G(2) unterständig |
Historische Veröffentlichungen
Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb, das „heraklische Panakes" besitze große, breite Blätter und fingerdicke Wurzeln. Der Duft ähnele dem des Weihrauchs. Zusammen mit dem Lab von Robben, helfe es gegen Epilepsie.
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) berichtete vom Spondylion, es ähnele dem Panax, besitze aber kleinere Blätter, die der Platane ähnelten und wüchse auch im Schatten. Die Samen seien dem Steppenfenchel (Seseli) ähnlich. Ein Aufguss davon auf den Kopf heile Wahnsinn, Schlafsucht und Kopfschmerzen. Innerlich könne es mit altem Öl angewendet werden und wirke gegen Epilepsie, Gelbsucht und Verstopfung. Als Salbe in die Haare gerieben, mache sie diese kraus.
Ähnliches schrieb Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) über das Sphondylion, erwähnte aber zusätzlich, es habe Dolden an der Spitze und ähnele dem Fenchel.
Leonhart Fuchs (1501–1566) bezeichnete die Pflanze als „Bernklaw" oder „Berentatz", in Apotheken hieße sie Branca ursina. In seinem Kapitel berichtet er über zwei Geschlechter der Pflanze. Mit dem ersten Geschlecht meint er jedoch keinen Bärenklau, sondern Acanthus mollis und bezieht sich dabei auf Plinius, der zwei verschiedene Acanthus-Arten beschrieb, eine bestachelte und eine krause. Heute nimmt man an, dass mit der bestachelten Art wirklich Acanthus mollis gemeint war, mit der zweiten aber Bupleurum lancifolium und nicht, wie von Fuchs angenommen, der Wiesen-Bärenklau.
Bedeutung der Artnamen
- mantegazzianum: nach dem Arzt, Naturwissenschaftler und Anthropologen Paolo Mantegazza (1831–1910), der sich u. a. mit dieser Pflanze beschäftigte.
- sphondylium: nach Plinius’ und Dioskurides’ Spondylion bzw. Sphondylion.
Interessantes am Rande
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Bärenklau-Arten können schon bei bloßer Berührung und unter Sonneneinstrahlung Bläschen auf der Haut verursachen, die einer Verbrennung ähneln.
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) ist eine sehr große, aus dem Kaukasus stammende Zierpflanze, die in Europa verwilderte und als invasiver Neophyt gilt.
Die Samen des Golpar, eine im Iran beheimatete Heracleum-Art, werden in der regionalen Küche als Gewürz verwendet.