Aronstabgewächse |

Spadix von Anthurium cubaensis, einer kubanischen Anthurie

Fruchtstand von Arisaema ciliatum, einer Art aus der Gattung der Feuerkolben
Bei den Aronstabgewächsen handelt es sich meist um ausdauernde, oft immergrüne Kräuter, Lianen, Wasser- und Sumpfpflanzen und Epiphyten. Auch strauchartige und stark reduzierte Pflanzen kommen vor. Bei einigen Arten sind unterirdische Rhizome oder Knollen ausgebildet, eine Gattung der Wasserlinsen bildet überhaupt keine Wurzeln aus. Die meist gestielten Blätter sind wechsel- oder scheinbar grundständig, oft mit scheidigem Grund. Darunter liegen häufig reduzierte, schuppenförmige Blätter (Prophylle und Kataphylle). Es kommen sehr unterschiedliche Blattformen vor, von einfach über gebuchtet bis zusammengesetzt.
Die kleinen und unscheinbaren, radiärsymmetrischen Blüten sitzen meist in endständigen Kolben, die Spadices (Singular: Spadix) genannt werden. Die Blüten sind entweder zwittrig oder eingeschlechtlich, in einigen Fällen sind sie im unteren Teil des Kolbens weiblich und im oberen Teil männlich. Am Grund und an der Spitze des Kolbens können auch sterile Blüten vorkommen. Die Spadix wird oft von einem meist tütenförmigen, manchmal farbigen, manchmal schuppenförmigen Hochblatt eingehüllt, das Spatha genannt wird.
Zwittrigen Blüten fehlen entweder die Blumenblätter, oder es sind 4, 6 oder 8 vorhanden. Mindestens 4 Staubblätter enthält die zwittrige Blüte, es können aber auch mehrere sein. Der oberständige Fruchtknoten ist meist aus 3 Fruchtblättern verwachsen, manchmal besteht er nur aus einem und seltener aus vielen Fruchtblättern. Männliche Blüten enthalten meist nur 1–12 freie oder verwachsene, fast sitzende Staubblätter. Weibliche Blüten bestehen meist nur aus einem Fruchtknoten mit einem Griffel, auf dem sich eine kopfige, halbkugelige, trichterförmige oder flache Narbe befindet. Bei den Lemnoideae ist die Spadix oft stark zurückgebildet oder fehlt.
Nach der Bestäubung der manchmal faulig riechenden Blüten durch (Aas-)Fliegen oder (Aas-)Käfer bilden sich meist ein- bis vielsamige, oft rot gefärbte Beeren, die bei einigen Arten im Lauf der Reifung zusammenwachsen können. Bei einigen Gattungen bilden sich Stein-, Nuss-, Achänen- oder Kapselfrüchte.
Blütenformel meist: |
*
P6 A4–∞ G(3) oberständig oder ♂ * P0 A1–4 bzw. A(2–12) G0 ♀ * P0 A0 G(1 bzw. 3) oberständig |
Einige Aronstabgewächse lagern in speziellen Zellen spitze, nadelförmige Gebilde, hauptsächlich aus Calciumoxalat ein, die Raphiden genannt werden und als Schutz gegen Schneckenfraß dienen.
Atmungskette thermogener Araceae
Viele Araceen können während der Blütezeit die Temperatur innerhalb der Spadix erhöhen und so die Lockstoffe für Insekten besser verdunsten. Die Ursache dafür ist in der Atmungskette zu suchen. Die Atmungskette ist ein Elektronentransport-System, das in der Mitochondrienmembran lokalisiert ist, und nutzt die Energie, die aus der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff frei wird. Sie besteht aus 4 hintereinandergeschalteten Proteinkomplexen und zwei kleineren Molekülen, die Elektronen (z. B. von NADH) aufnehmen und von einem Komplex zum nächsten „weiterreichen“.
Dabei verlieren die Elektronen bei jedem Schritt ein wenig Energie, die dafür genutzt wird, Protonen aus dem Mitochondrium in den Interzellularraum zu pumpen. Erst am Komplex IV, ebenfalls eine Protonenpumpe, entsteht Wasser. Die aus dem Mitochondrium herausgepumpten Protonen erzeugen einen elektrochemischen Gradienten, den die ATP-Synthase dafür nutzt, die Energie in Form von ATP zu speichern. Die Araceen haben eine Möglichkeit entwickelt, die Atmungskette quasi „kurzzuschließen“. Gewöhnlich überträgt Ubichinon die Elektronen vom Komplex II auf Komplex III, sie können bei einigen Araceen aber auch auf die sog. Alternative Oxidase übertragen werden, die den Sauerstoff direkt zu Wasser reduziert. Die dabei abgegebene Energie wird sofort als Wärme frei.
Zierpflanzen
Unter den Aronstabgewächsen befinden sich viele Zier- und Zimmerpflanzen. Die bekanntsten sind wohl Efeutute (Pothos, Scindapsus), Fensterblatt (Monstera), Zimmerkalla (Zantedeschia), Baumfreund (Philodendron), Pfeilblätter (Alocasia), Einblätter (Spathiphyllum), Diffenbachien (Diffenbachia), Kolbenfaden (Aglaonema), Eidechsenwurz (Sauromatum), Flamingoblumen (Anthurium) und noch viele andere mehr.
Interessantes am Rande
Die größte Blüte der Welt, die eigentlich ein Blütenstand ist, besitzt die Titanenwurz (Amorphophallus titanum). Die kleinsten Blüten bilden die Zwergwasserlinsen (Wolffia ssp.).
Einige Pflanzen der Gattung Stylochiton entwickeln einen mehr oder weniger unterirdischen Blütenstand, der fast völlig von der Spathe verhüllt wird. Nur an der Spitze befindet sich ein kleines Loch, durch das die Bestäuber zu den Blüten gelangen können.
Die Eidechsenwurz (Typhonium venosum) ist eine tropische Pflanze, die bei uns gelegentlich als Knolle angeboten wird. Sie wird ohne Erde auf die Fensterbank gestellt, worauf sie einen langen Blütenstand treibt. Nach der Blüte muss die Pflanze eingetopft werden.