Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Ochsenzungen

Anchusa arvensis, Acker-Krummhals

Die Blüten des Acker-Krummhals sind durch weiße Schlundschuppen verschlossen und gewähren nur langrüsseligen Bienen Zutritt zum Nektar


Anchusa arvensis, Acker-Krummhals, Frucht

Die Klausenfrüchte des Acker-Krummhals

 

Anchusa Linné: Anchusa nannte Theophrast (371–287 v. Chr.) eine Pflanze, deren Wurzel einen roten Farbstoff zum Färben von Salben lieferte. Heute heißt diese Art, die ebenfalls zu den Raublattgewächsen zählt, Alkanna tinctoria (Färber-Alkanna). Der Farbstoff wird Alkannarot oder Anchusin genannt.

Des Weiteren wurden Echium diffusum, der Ausgebreitete Natternkopf und Lithospermum fruticosum, der Steinsame, als Anchusa bezeichnet. Nach Dioskurides wurde auch Echium italicum, der Italienische Natternkopf, von manchen so genannt. Anchusa wurde von Linné auf die Gattung der Ochsenzungen übertragen. Der deutsche Name bezieht sich auf die rauen Blätter, die an eine Rinderzunge erinnern sollen.

Um die 50 Arten zählt die Gattung Anchusa, die in ganz Europa, mit Schwerpunkt im Mittelmeerraum, im tropischen Afrika und Westasien zuhause ist. In Nordamerika wurde sie eingeschleppt.

Es handelt sich um aufsteigende oder aufrechte Kräuter, selten an der Basis verholzt. Die Blätter sind wechselständig, einfach oder zusammengesetzt, meist lanzettlich und weisen meist eine steife Behaarung auf. Der Kelch ist bis fast zum Grund oder wenigstens zu 1/3 eingeschnitten.

Die Krone, die leicht zygomorph sein kann, besteht aus einer zylindrischen Röhre, die geknickt sein kann und einem 5-teiligen Saum. Die Kronröhre ist durch warzige oder dicht behaarte Schlundschuppen geschlossen, die nur langrüsseligen Insekten Zugang gewährt. Die Blüten stehen meist mit großen Tragblättern in dichten Wickeln und können weiß, blau, violett oder gelb sein. Die 5 Staubblätter sind mit der Blütenröhre verwachsen, die zweiteilige Narbe ist kopfig. Staubblätter und Narbe werden von der Röhre eingeschlossen.

Blütenformel:
*-↓ K(5) [C(5) A5] G(2) oberständig

Die Früchte bestehen aus 4 einsamigen Nüsschen (Klausenfrüchte), die unten mit einem wulstigen Ring versehen sind.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schreibt über Echion (Anchusa arvensis oder Echium rubrum), es würde auch Doris oder Alkibiadion genannt. Die Blätter würden denen der Anchusa (Alkanna tinctoria) ähneln, wären aber schmaler und dicker. Die Blüten seien purpurfarben bis dunkelrot, innen mit Früchten, einem Vipernkopf ähnlich. Die Wurzel sei dünner als ein Finger und schwarz. Wurzeln und Samen mit Wein getrunken würden gegen Schlangenbisse helfen und solche verhüten.

Die Lykopsis (Anchusa arvensis oder Echium italicum) würde von einigen Anchusa genannt. Er beschreibt die Blätter als lattichartig, jedoch länger und dicker, und weist auf die Rauheit von Stängel und Blättern hin. Die Blüten seien klein und fast purpurn. Die Wurzel sei rot und heile mit Öl vermischt Wunden, mit Grütze vermischt Rosazea.

Leonhart Fuchs schreibt 1543 über die Heilwirkung der „Wild Ochsenzung" (Anchusa arvensis): Die Wurzel der Wilden Ochsenzunge in Wein gekocht und getrunken, komme nicht nur denen zu Hilfe, die von Schlangen gebissen wurden, sondern verhüte, wenn es vorher eingenommen wird, dass man von ihnen gebissen werde. Die gleiche Kraft und Wirkung hätten auch die Blätter und die Samen. Die Wilde Ochsenzunge stille Schmerzen in den Lenden. Mit Wein oder in einer Brühe eingenommen mache sie den Frauen viel Milch.

Über die „Zahmen Ochsenzungen" (Anchusa officinalis) schrieb Fuchs: „Die Wurzel der Ochsenzungen lindert schmerzende Krampfadern, wird sie an das schmerzende Körperteil gehängt. Die heutigen Ärzte geben Ochsenzungen, damit sie das Herz stärken und kräftigen, gegen Schwachheit und Ohnmacht, um die Traurigkeit zu vertreiben und Freude zu bringen und gegen alles, was wir bereits oben über Ochsenzungen gesagt haben."

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande