Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Schöteriche

Erysimum cheiranthoides, Acker-Schöterich

Erysimum cheiranthoides, Acker-Schöterich


Erysimum cheiranthoides, Acker-Schöterich, Stängel

Die Behaarung des Stängels ist beim Acker-Schöterich anliegend
und V-Förmig

 

Erysimum cheiranthoides, Acker-Schöterich, Frucht- und Blütenstand

Blüten- und  Fruchtstand des Acker-Schöterichs

 

Erysimum Linné: Erysimon als Bezeichnung für eine Heilpflanze erscheint erstmals in den hippokratischen Schriften. Dort wird sie als Frauenheilkraut bezeichnet, ferner fördere sie die Verdauung. In verschiedenen Rezepturen wurde sie zur Heilung von Wunden eingesetzt. Etymologisch könnte sich der Name von gr. erysthai ableiten, was soviel wie „schützen“ bedeutet.

Linné verwendete 1753 die lateinisierte Form für die Schöteriche, dessen deutscher Name sich auf die reichlich gebildeten und oft verlängerten Schoten bezieht. Erysimum und Cheiranthus teilen sich viele Merkmale, was in der Vergangenheit zu zahlreichen Diskussionen führte. Neben Unterschieden in der Zahl der Nektardrüsen sind das augenscheinlichste Unterscheidungsmerkmal die Früchte und Samen. Bei Erysimum sind die Schoten vierkantig oder rund und enthalten kugelige Samen mit rückenwurzeligem Keimling. Die Früchte von Cheiranthus sind abgeflacht und beinhalten scheibenförmige Samen mit seitenwurzeligem Keimling.

Scheinbar handelt es sich um drei verschiedene Merkmale, aber sie bedingen sich gegenseitig. Die flachen Samen bieten für die Wurzel des Keimlings nur seitlich Platz, während kugelförmige Samen zu allen Seiten hin Raum bieten. Die Form der Samen bedingt natürlich auch die der Schoten. So wurde schon früh vermutet, dass man Erysimum und Cheiranthus nicht trennen dürfe, aber erst um die Jahrtausendwende konnte das mit molekularsystematischen Analysen bestätigt werden. Viele Autoren unterscheiden heute nicht mehr zwischen den beiden Gattungen.

Die ca. 220 Schöteriche besitzen ihren Artenschwerpunkt im Mittelmeergebiet sowie in Nordamerika, kommen aber auch im übrigen Europa, in Südwestasien und in Nordafrika vor. Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde, meist verzweigte Kräuter und Halbsträucher mit anliegenden, ungestielten, 2- bis 5-strahligen Haaren. Die Grundblätter können rosettig angeordnet sein und sind wie die unteren Stängelblätter gestielt. Die oberen Stängelblätter sind kurz gestielt oder sitzend. Blätter meist einfach, ganzrandig oder gezähnt.

Die zwittrigen, vierzähligen Blüten sind meist gelb oder orange und stehen in endständigen, sich zur Fruchtzeit stark verlängernden Trauben. Die 4 Kelchblätter sind aufrecht und dicht behaart. Die 4 Kronblätter sind auffällig in Nagel und Platte unterteilt, wobei die Platte verkehrt eiförmig oder länglich sein kann. Die inneren 4 Staubblätter sind länger als die beiden seitlichen, der oberständige Fruchtknoten ist aus 2 Fruchtblättern verwachsen.

Nach Insekten- oder Selbstbestäubung bilden sich linealische, vielsamige, im Querschnitt runde, vierkantige oder abgeflachte Schoten, deren Klappen behaart sind und einen deutlich hervortretenden Mittelnerv zeigen. Die länglichen, rundlichen oder abgeflachten Samen sind meist ungeflügelt und ein- bis zweireihig angeordnet. Sie verschleimen bei Nässe und können so durch Tiere verbreitet werden.

Blütenformel:
·|· K4 C4 A2+4 G(2) oberständig

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) behandelte das Erysimon im Zusammenhang mit Getreide und Hülsenfrüchten. Es besäße wie der Sesam eine blättrige Blüte und sei ölig. Es würde gleichzeitig mit Sesam gesät, gemeinsam mit dem Horminon (Salvia viridis).


Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schrieb, der Sesam stamme aus Indien und aus ihm würde ein Öl gewonnen. Ähnlich sehe das asiatische bzw. griechische Erysimum aus. Es sei das, was unter seinen Landsleuten Irio genannt werde. Es würde eher zu den Heilkräutern als zu den Feldfrüchten gezählt.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.): Das Erysimon, das von den Propheten „Graupen des Herakles“, von den Ägyptern Erethmon und von den Römern Erione genannt werde, habe Blätter ähnlich der Wilden Rauke und gelbe Blüten. Es bilde hornartige Schoten mit scharf schmeckenden Samen. Mit Honig eingenommen lindere es Husten, innere Geschwüre, Gelbsucht und Ischias, als Umschlag wirke es bei Krebs und Brust- bzw. Hodenentzündungen.

Heute nimmt man an, dass es sich bei Erysimon bzw. Erysimum um Sisymbrium polyceratium oder S. irio handelt.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande