Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Reseden, Wau

Reseda luteola, Färber-Wau

Habitus des Färber-Waus (Reseda luteola)


Reseda luteola, Färber-Wau, Blattgrund

Am Blattgrund der Reseden befinden sich zwei kleine Zähnchen


Reseda Linné: Der wissenschaftliche Name leitet sich ab von lat. resedare (wieder lindern, wieder stillen) und taucht erstmalig bei Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) und Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) auf.

Die Ursprünge der Bezeichnung „Wau“ sind nicht geklärt. Sie lässt sich jedoch bis zum mittelniederländischen „Wouv“ zurückverfolgen, womit Reseda luteola, Färber-Wau gemeint war. Die Gattung wurde 1754 von Linné erstmalig wissenschaftlich beschrieben.

Die ca. 65 Arten umfassende Gattung ist ursprünglich in Europa, Nordafrika und Südwestasien beheimatet, in Australien, Nord- und Südamerika und Südafrika wurde sie eingeschleppt.

Meist handelt es sich um ein- zwei- oder mehrjährige bzw. ausdauernde Kräuter, selten um Sträucher oder Halbsträucher. Die meist gestielten, einfachen, gelappten oder fiederteiligen Blätter sind in einer grundständigen Rosette versammelt und am Stängel wechselständig angeordnet.

Die zwittrigen, zygomorphen Blüten sind in end- oder seitenständigen Trauben angeordnet und besitzen 4–8 am Grund verwachsene Kelch- und Kronblätter. Bei einigen Arten stehen die meist tief eingeschnittenen Kronblätter frei. Die 7–40 Staubblätter sind am Grund verbunden und der oberständige Fruchtknoten besteht aus 2–5 miteinander verwachsenen Fruchtblättern mit ebenso vielen Narben. Griffel werden nicht ausgebildet oder sind sehr kurz.

Nach Selbst- oder Insektenbestäubung werden eckige, eiförmige oder kugelige Kapseln mit bis zu 30 Samen gebildet, die sich bei Reife weit von oben nach unten öffnen.

Blütenformel:
↓ K(4–8) C(4–8) bzw. C(4–8) A(7–∞) G(2–5) oberständig

Färber-Wau (Reseda luteola)

Reseda luteola, der Färber-Wau ist eine alte Färberpflanze. Die ältesten in Mitteleuropa gefundenen Samen konnten auf die Jungsteinzeit zurückdatiert werden. Es ist erwiesen, dass die Pflanze etwa seit dem 8. Jh. in Süditalien zum Färben verwendet wurde. In unseren Breiten taucht sie zu diesem Zweck erstmalig ab dem Mittelalter auf.

Die aus dem Färber-Wau gewonnene gelbe Farbe zeichnet sich durch eine intensive Leuchtkraft aus, die besonders auf Seide voll zum Tragen kommt. Zudem ist sie lange haltbar und lichtecht. Bis ins 19. Jh. hinein war sie eine der wichtigsten Färberpflanzen in Europa, danach verlor sie aufgrund der Entdeckung synthetischer Farbstoffe zunehmend an Bedeutung.

Durch die steigende Nachfrage nach natürlichen Produkten wird die Pflanze heute in einigen Ländern wieder großflächig angebaut.

Historische Veröffentlichungen

Marcus Vitruvius Pollio (1. Jh. v. Chr.), kurz Vitruv genannt, berichtete von einem Kraut, das Luteum genannt werde und zusammen mit Caeruleum eine leuchtend grüne Farbe erzeugen würde.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb ca. 77 n. Chr. über das Phyteuma (Reseda phyteuma, Rapunzel-Resede), die Blätter würden denen des Seifenkrauts ähneln und die Früchte besäßen oben ein Loch. Die lange Wurzel, so würde behauptet, solle sich zu Liebestränken eignen.

Über das Grosse Sesamoeides (Reseda undata) schreibt er, die bitteren Samen sähen ähnlich aus wie Sesam und würden mit Met und Nieswurz gemischt den Bauch von Schleim und Galle reinigen.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) kennt Reseda odorata als Heilpflanze. Bei ihrer Verwendung sollte folgende Beschwörungsformel dreimal gesprochen werden: „Reseda, morbus reseda; scisne, scisne, quis hic pullus egerit radices? Nec caput nec pedes habeat.“ (Reseda, lindere die Krankheiten; weißt du, weißt du, welche Schwellung hier ihre Wurzeln hat? Sie soll weder Kopf noch Füße haben).

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande