Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Riesen-Bärenklau

Heracleum mantegazzianum, Riesen-Bärenklau

Riesen-Bärenklau


Heracleum mantegazzianum, Riesen-Bärenklau, Blütenstand

Riesen-Bärenklau - Blütenstand

 

Heracleum mantegazzianum Somm. & Lev.: 1895 beschrieben die schweizerischen Botaniker Carlo Pietro Stefano Sommier und Emile Levier im „Nuovo Giornale Botanico Italiano" einen Bärenklau aus dem Kaukasus und nannten ihn Heracleum mantegazzianum vel giganteum. Das lateinische „vel giganteum" steht dabei für „besonders groß". Sie sammelten Früchte der Pflanze und bauten sie in einem Genfer Alpengarten an.

Ausbreitung

Nachdem die imposante Pflanze auch in anderen Botanischen Gärten Europas kultiviert wurde, gelangte sie schließlich in private Gärten und von dort aus, z. B. durch Grünabfälle, in die Natur. Teilweise wurde sie sogar aktiv ausgewildert, da man sich dadurch eine Befestigung von Uferböschungen versprach oder sie als Bienenweide nutzen wollte. Nur leider fliegen Bienen nicht sonderlich auf Riesen-Bärenklau, seine Bestäuber sind eher unter den Käfern und Zweiflüglern zu suchen. Zudem destabilisieren die Pfahlwurzeln die Ufer, anstatt sie zu befestigen.

Darüber hinaus erwies sich die Pflanze als äußerst konkurrenzstark und verbreitete sich über ganz Europa – aus dem exotischen Gewächs wurde ein invasiver Neophyt. Die Ursache dafür ist zum einen die hohe Samenproduktion. Geht man davon aus, dass die Hauptdolde 100 Strahlen besitzt, die jeweils 50 Blüten tragen, so entwickeln sich 5000 zweisamige Früchte, d.h., eine einzelne Pflanze produziert 10000 Samen. Die Nebendolden, die meist funktionell männliche Blüten tragen, sind in dieser Rechnung nicht enthalten, dennoch können auch sie reichlich fruchtbare Blüten hervorbringen. Die Früchte können durch den Wind bis zu 10 m weit transportiert werden, bei starken Winden sogar noch viel weiter. Sie sind bis zu 3 Tage schwimmfähig, wodurch sich die Pflanze häufig an Gewässern ansiedelt.

Konkurrenzstark ist die Kaukasus-Pflanze auch dadurch, dass sie sehr rasch wächst und große Laubblätter ausbildet, die den heimischen Pflanzen das Licht entziehen. Darüber hinaus fehlen in ihrem neuen Verbreitungsgebiet die natürlichen Schädlinge.

Gesundheitsgefährdung durch den Riesen-Bärenklau

Nicht nur die Verdrängung einheimischer Arten macht die Herkulesstaude gefährlich, sie ist auch gesundheitsgefährdend. Ihr Saft enthält sog. Furocumarine – Stoffe, die unter Sonneneinstrahlung kovalente Verbindungen mit Bestandteilen der Haut, wie Proteine und Lipide eingehen und dadurch Symptome auslösen können, die einer Verbrennung 2. Grades nahe kommen. Noch gefährlicher ist es, wenn Furocumarine mit Adenosin, eine der 4 Basen der DNA reagieren. Dadurch werden die Stränge der Doppelhelix miteinander verbunden, sodass keine Transkription mehr stattfinden kann, was im Extremfall zu Krebs führen kann.

Schon bei Berührung der Pflanze können sich Bläschen auf der Haut bilden. An warmen Tagen ist es sogar möglich, dass die Giftstoffe durch Verdunstung in die Luft gelangen – dann kann schon dass bloße Stehen unter der Pflanze eine lang anhaltende Bronchitis auslösen.