Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Immergrün

Vinca major, Großes Immergrün

Großes Immergrün (Vinca major)


Vinca minor, Kleines Immergrün, weiß

Kleines Immergrün (Vinca minor) - weiße Zuchtform

 

Vinca Linné: Schon Plinius der Ältere (ca. 2379 n. Chr.), ein römischer Gelehrter, erwähnte das Immergrün in seiner Enzyklopädie Naturalis historia unter dem Namen Vincapervinca. Der Name leitet sich entweder von lat. vincire (umwinden) oder von lat. vincere (besiegen) ab. Für vincire spricht, dass man zu fast allen Zeiten für Festlichkeiten oder verschiedene Rituale Kränze aus Immergrün gewunden hat.

Da es immergrün ist, und somit quasi den Winter besiegt, könnte Vinca auch von vincere abstammen. Auch der Namensteil pervinca führt auf keine heiße Spur, denn er könnte sowohl von pervincire als auch von pervincere abgeleitet worden sein, sie haben die gleiche Bedeutung wie die Verben ohne die leicht verstärkende Vorsilbe „per".

Durch die Verwendung als Gartenpflanze ist die Gattung inzwischen weltweit verbreitet, ihr Ursprung liegt allerdings im Mittelmeerraum.

Die ca. 12 Immergrün-Arten sind ausdauernde, bodendeckende Stauden. Die Blätter sind ganzrandig, oval bis eiförmig, lederartig und gegenständig. Im Knospenstadium sind die Kronblätter spiralförmig gedreht.

Die in den Blattachseln stehenden, gestielten Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und 5-zählig. Die Kronblätter sind am Grund zu einer Röhre verwachsen, die Kronlappen sind ausgebreitet (stieltellerförmig). Die Staubblätter sind 5-zählig, der oberständige Fruchtknoten wird aus zwei Fruchtblättern gebildet, die mehr oder weniger stark miteinander verwachen sind und nur einen Griffel ausbilden.

Blütenformel:
* K(5) C(5) A5 G(2) oberständig

Die Blüten werden von Tag- und Nachtfaltern und Bienen besucht, auch Selbstbestäubung ist möglich. Meist werden 2 Balgfrüchte gebildet.

Immergrün, wintergrün, sommergrün, vorsommergrün

Eine Pflanze nennt man immergrün, wenn sie ihre Blätter den gesamten Winter über bis zur nächsten Blütezeit behält. Einige Pflanzen bleiben fast den gesamten Winter über belaubt, verlieren ihre Blätter aber vor der nächsten Blüte, sie werden als „wintergrün" bezeichnet.

Das Laub immergrüner Pflanzen ist oft dicker und widerstandsfähiger als das von sommergrünen, die nur vom Frühling bis zum Herbst ihre Blätter tragen. Außerdem besitzt es meist eine dicke Wachsschicht (Cuticula) zum Schutz gegen Verdunstung. Sie ist nötig, weil der Boden im Winter oft gefroren ist, so dass das Wasser als Eis fixiert, und so den Pflanzen nicht zugänglich ist. Im Sommer reflektiert die Wachsschicht zum Teil das Sonnenlicht und schützt dadurch vor Überhitzung. Vorsommergrüne Pflanzen tragen ihre Blätter vom Vorfrühling bis zum Frühsommer.

Immergrün in der Krebstherapie

Aus dem Madagaskar-Immergrün (früher Vinca rosea, heute Catharantus roseus) werden Alkaloide gewonnen wie Vinblastin oder Vindesin, die in der Zellforschung und in der Krebstherapie verwendet werden. Sie blockieren die Zellteilung, indem sie verhindern, dass sich der Spindelapparat ausbilden kann, der für die Verteilung der Chromosomen auf beide Tochterzellen sorgt. Die Zellen sterben daraufhin ab.

Da Krebszellen sich öfter teilen als gewöhnliche Körperzellen, ist der Effekt auf das Karzinom größer als der auf die gesunden Zellen. Da diese aber auch in ihrer Teilung blockiert werden, kommt es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie z. B. Haarausfall oder Schwächung des Immunsystems.

Historische Veröffentlichungen

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schrieb über „Vincapervinca" (Vinca minor, Kleines Immergrün), es grüne ununterbrochen und sei ein Gewächs der Gärtner, es ersetze manchmal den Mangel an Blumen. Die Griechen würden es Chamaedaphne nennen. Getrocknet und zerstoßen helfe es gegen Wassersucht.

Das Große Immergrün (Vinca major) würde Ägyptische Clematis genannt. Es habe lange dünne Stängel und lorbeerartige Blätter und würde mit Essig gegen Schlangenbisse getrunken.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) erwähnt eine Pflanze mit dem Namen Clematis, die heute verwendete Bezeichnung für die Waldreben, und empfiehlt unter anderem bei Zahnschmerzen die Blätter zu kauen. Pflanzenteile mit Wein getrunken, würden Durchfall kurieren und mit Essig gegen Bisse der Aspisviper (Vipera aspis) wirken. Die Pflanze krieche über den Boden und besitze kleine Zweige, die Blätter würden dem Lorbeer ähneln, seien aber viel kleiner. Ob er Vinca minor oder Clematis daphnoides meinte, ist allerdings nicht sicher.

Leonhart Fuchs (1501–1566) trug die Heilwirkungen des Kleinen Immergrün der antiken Autoren zusammen und ergänzte sie zum Teil. Die Pflanze hieße „Syngrüen", da sie immer grün bleibe.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande