Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Vergissmeinnichte

Myosotis sylvatica, Wald-Vergissmeinnicht

Wegen seiner hübschen blauen Blüten wird das Wald-Vergissmeinnicht gerne in Gärten gezogen und - wenn verschenkt - als Zeichen einer zarten Liebe verstanden


Myosotis arvensis, Acker-Bergissmeinnicht, Blüte

Gewöhnlich besitzen Vergissmeinnichte 5 Kronblätter, hier kann man jedoch eine 8-blättrige Einzelblüte bewundern

 

Myosotis Linné: Der botanische Gattungsname leitet sich aus dem Griechischen ab: mys (Genitiv myos) = Maus, otos = Ohr (Mausohr). Die Bezeichnung bezieht sich auf die kleinen, elliptischen und behaarten Blätter. Schon bei Dioskurides erscheint eine Pflanze dieses Namens, es ist allerdings nicht gesichert, ob damit das Vergissmeinnicht gemeint war. Auf alle Fälle verwendete ihn Carl von Linné 1753 in diesem Sinn.

Vergissmeinnichte sind ein-, zweijährige oder ausdauernde, meist relativ kleine Kräuter. Der behaarte Stängel ist meist aufrecht, selten kriechend bis aufsteigend. Die Stängelblätter sind schmal bis linealisch, die gestielten Grundblätter sind etwas breiter. Alle Blätter sind behaart, selten fast kahl.

Die Blüten stehen in einfachen oder gegabelten, blattlosen Wickeln und sind blau, rosa oder (gelb)weiß, sie sind napf- bis tellerförmig. Die Blütenröhre ist durch 5 gelbe Schlundschuppen halb geschlossen. Der Blütenrand ist 5-teilig. 5 gleichlange Staubblätter reichen meist nicht über die Blütenröhre hinaus. Der Kelch ist 5-zähnig oder 5-teilig, mit abstehenden, geraden und manchmal hakenförmigen Haaren oder mit anliegenden Haaren.

Blütenformel:
* K(5) [C(5) A5] G(2) oberständig

Die Blüten werden von Bienen, Schmetterlingen und Fliegen besucht, angelockt u. a. durch die gelben Schlundschuppen. Diese sind ein sog. „Saftmal" d. h. sie leiten herbeifliegende Insekten zum Nektar. Außerdem täuschen die Schuppen Staubblätter vor und locken so pollenfressende Insekten an.

Nach der Befruchtung entwickeln sich aus dem 4-teiligen Fruchtknoten Klausenfrüchte. Die 4 Nüsschen der Früchte sind glatt, zusammengedrückt, hell- bis schwarzbraun und glänzend. Bei einigen Arten besitzen sie ein Elaiosom – ein Anhängsel, das von Ameisen gefressen wird. Die Verbreitung von Samen durch Ameisen nennt sich Myrmekochorie.

Symbolik

Wie viele andere blaue Blumen symbolisiert das Vergissmeinnicht die Treue, darüber hinaus wahre Liebe, Freundschaft und Erinnerung, vermutlich, weil die Vergissmeinnicht-Blüten an unschuldige blaue Augen erinnern. „Vergiss mein nicht" ist eine veraltete Form von „Vergiss mich nicht".

Aufgrund seiner Symbolik erscheint das Vergissmeinnicht in vielen Poesiealben, z. B. in diesen Versen:

Freundlich blüht an stiller Quelle
In des Mondes Silberlicht
Eine Blume, zart und helle
Und die heißt: Vergissmeinnicht!

Rosen, Tulpen, Nelken,
Alle Blumen welken,
Nur die eine Blume nicht,
Und die heißt: Vergissmeinnicht!

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schreibt über ein „anderes Mauseohr", das manche Myosotis nennen würden, nachdem er zuvor über ein ebenfalls Mauseohr genanntes Glaskraut schrieb, es besäße viele Stängel, die unten rötlich und hohl seien und sich aus einer fingerdicken Wurzel entwickeln würden. Die Blätter wären länglich, schmal, mit dunkler Mittelrippe und spitz auslaufend. In ihren Achseln entstünden dünne Stängel mit kleinen blauen Blüten, ähnlich denen des Gauchheils. Es ähnele der Hirschzunge, sei aber kleiner und zarter. Ob damit das Vergissmeinnicht oder das Scharfkraut (Asperugo procumbens) gemeint war, ist nicht sicher.

Hildegard von Bingen (1098–1179) geht mit den „Frideles" hart ins Gericht: Es enthielte keine nützlichen Kräfte, sondern sei ein Unkraut, das nicht zum Heilmittel tauge. Wenn man es äße, würde es mehr schaden als nützen.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande