Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Seifenkräuter

Saponaria officinalis, Gewöhnliches Seifenkraut, Habitus

Saponaria officinalis, das Gewöhnliche Seifenkraut

Saponaria officinalis, Gewöhnliches Seifenkraut, Blütenstand

Blütenstand des Gewöhnlichen Seifenkrauts (Saponaria officinalis)

Saponaria officinalis, Gewöhnliches Seifenkraut, Blüte

Blüte des Gewöhnlichen Seifenkrauts (Saponaria officinalis)

Saponaria officinalis, Gewöhnliches Seifenkraut,gefüllte Blüte

Gefüllte Gartenform

 

Saponaria Linné: Die vermutlich älteste Erwähnung von Saponaria findet sich in der Alphita oxoniens, einem medizinischen Glossar eines unbekannten französischen Autors aus dem 13. Jh. Danach erschien der Name bei Albertus Magnus, Tragus und weiteren Autoren von Kräuterbüchern. Linné übernahm die Bezeichnung 1753 in seiner Species Plantarum. Unter dem Namen Struthion taucht das Seifenkraut bereits in den hippokratischen Schriften (5.–1. Jh. v. Chr.) auf: Es wurde mit Wein oder Wasser bei Menstruationsschmerzen eingenommen und als Pessar verwendet.

Saponaria leitet sich von lat. Sapo ab, eine Art Pomade, die auch zum Haare färben benutzt wurde. Erst später wurde der Begriff auf Seife übertragen, die die alten Römer jedoch noch nicht kannten. Der deutsche Name verweist ebenfalls auf Seife und deutet darauf, dass die Pflanzen zum Waschen von Kleidungsstücken verwendet wurden.

Die etwa 40 Arten zählenden Seifenkräuter sind ursprünglich in Europa, Asien und Afrika beheimatet, wobei Saponaria officinalis nach Nordamerika und Japan eingeschleppt wurde. Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde, kahle oder behaarte Kräuter mit Rhizomen. Die aufrechten, liegenden oder aufsteigenden Stängel sind einfach oder verzweigt. Die gegenständigen, gestielten oder sitzenden, elliptischen oder spatelförmigen Blätter sind am Grund miteinander verbunden. Die Spreiten besitzen 3–5 Nerven und enden in einer Spitze oder sind abgerundet.

Die zwittrigen, weißen, roten oder rosafarbenen Blüten stehen in end- und achselständigen, dichten bis lockeren, zymösen Blütenständen. Am Grund der Blütenstiele befinden sich zwei gegenständige, laubblattartige Hochblätter. Der schmal zylindrische Kelch ist aus 5 Kelchblättern verwachsen und besitzt 15–25 Nerven und 5 Zähne mit weißem Hautrand.

Die 5 ganzrandigen, ausgerandeten oder 2-spaltigen Kronblätter besitzen einen langen schmalen Nagel, an der Übergangsstelle zur Platte befinden sich meist zwei Schlundschuppen. Es sind 10 Staubblätter vorhanden. Der oberständige Fruchtknoten ist aus 2 oder seltener 3 Fruchtblättern verwachsen und trägt 2–3 fädliche Griffel, deren Narben an der Innenseite der Griffel herablaufen.

Nach Insektenbestäubung bilden sich zylindrische bis eiförmige Kapseln, die sich mit 4–6 aufrechten oder zurückrollenden Zähnen öffnen und 15–75 dunkelbraune, nierenförmige, abgeflachte, ungeflügelte Samen entlassen.

Blütenformel meist:
* K(5) C5 A5+5 G(2–3) oberständig

Einige Arten bilden ein Karpophor (Fruchthalter) aus: eine kurze Verwachsung der Staubfäden untereinander sowie mit den Kronblättern. Bei manchen Kulturpflanzen sind 2 Kronblattkreise vorhanden.

Saponine

Die Gattung gab den Saponinen ihren Namen. Dabei handelt es sich um chemische Stoffe, die die Oberflächenspannung von Wasser herabsetzen. Sie bestehen aus einem lipophilen (sich in Fett lösendem) Ringsystem und hydrophilen (sich in Wasser lösenden) Zuckerketten. Auf der Wasseroberfläche bilden sie einen Film, wobei sich die hydrophilen Enden im Wasser befinden, die hydrophoben Ketten aus dem Wasser herausragen, was die Organisation der Wassermoleküle stört. Wird die Lösung geschüttelt, bildet sich Schaum, wobei zwei Schichten Saponin-Moleküle, eine innere und eine äußere, eine dünne Wasserschicht umhüllen (Seifenblasen).

Bei der Lösung von Ölen oder fetthaltigen Schmutzpartikeln richten sich die Moleküle folgendermaßen aus: Die hydrophoben Ketten sitzen im Partikel, während die hydrophilen ins Wasser ragen. Durch die Waschbewegung werden Schmutzteile abgelöst und von den Saponin-Molekülen eingehüllt. Die Wolle lässt sich nun ausspülen und die Partikel werden ausgeschwemmt. Diesen Effekt macht man sich auch bei den synthetisch hergestellten Tensiden zunutze, die im Prinzip ähnlich aufgebaut sind. Waschaktive Substanzen bezeichnet man als Detergenzien.

Historische Veröffentlichungen

Plinius (23–79 n. Chr.) kannte das Struthium als Pflanze, deren Wurzel einen Saft enthält, der zum Wolle waschen verwendet werde und die Wäsche sehr weiß und weich mache. Jenseits des Euphrat wachse die beste Sorte. Die Einwohner würden die Stängel essen, zu Salben verarbeiten sowie damit färben.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb über das Struthion, dass es zum Reinigen der Wolle verwendet werde. Die Wurzel wirke harntreibend. Mit Honig wirke es gegen Leberleiden und Husten. Mit Riesenfenchel und Kapernwurzel helfe es gegen Blasensteine.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl den Borith (biblischer Begriff für eine Lauge, der in einer deutschen Übersetzung mit „Seifenkraut“ wiedergegeben wurde) bei „Verdunkelung der Augen“, indem man den Saft auf ein rotes Seidentuch streicht und es über Nacht auf die Augen legt. Gegen Ohrenklingeln streiche man den Saft auf ein weißes oder grünes Seidentuch und benetze damit ein Stück Filz, das man um den Hals binden soll. Borretsch mit Weizenkleie, aufgewärmt und auf ein Tuch gegeben, wirke gegen Schmerzen und Geschwüre in den Eingeweiden, wenn man es auf den Bauch lege.

Leonhart Fuchs (1501–1566) hielt das Struthium bzw. Struthion der klassischen Autoren für Schopf-Lavendel, beschreibt ihn aber unter dem Namen „Seyffenkraut“.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande