Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Zaunwinden

Calystegia sepium, Gewöhnliche Zaunwinde

Blüte der Gewöhnlichen Zaunwinde (Calystegia sepium)

 

Calystegia R. Brown: Die botanische Bezeichnung setzt sich zusammen aus gr. calyx (Kelch) und gr. stegein (bedecken), was bedeutet, dass die Hochblätter den Kelch mehr oder weniger verdecken. Robert Brown (1773–1858) beschrieb 1810 die Gattung in seinem Werk Prodromus Flora Novae Hollandiae.

Die weltweit etwa 30 Arten zählenden Zaunwinden sind ausdauernde Kräuter oder Zwergsträucher, oft mit Wurzelstock. Die Stängel sind kahl bis filzig behaart, kletternd bis windend und schlingend. Die Blätter sind oft dreieckig bis pfeilförmig, selten tief geteilt. Unter dem 5-teiligen Kelch befinden sich zwei Hochblätter, die klein und abstehend bis groß und den Kelch verhüllend sein können.

Die auffälligen, trichterförmigen Blüten stehen gestielt und meist einzeln in den Blattachseln und bestehen aus 5 miteinander verwachsenen Kronblättern, die weiß, gelb, rosafarben oder rot sein können. Der oberständige Fruchtknoten trägt 2 abgeflachte Narben – das wichtigste Merkmal zur Unterscheidung von Pflanzen der Gattung Convolvus, die fädliche Narben besitzen.

Bei europäischen Arten ist es einfacher, auf die Hochblätter zu achten. Bei Calystegia sind sie groß und anliegend, bei Convolvulus fädlich und abstehend. Die Narben und die 5 Staubblätter ragen nicht aus dem Trichter hinaus. Die kugeligen Kapselfrüchte beinhalten meist 4, seltener 3 Samen. Das Verbreitungsgebiet umfasst hauptsächlich die gemäßigten Zonen der Nord- und Südhalbkugel. Einige Arten kommen in den Subtropen und Tropen vor.

Blütenformel:
* K(5) [C(5) A5] G(2) oberständig

In Gärten wird die Gewöhnliche Zaunwinde trotz ihrer großen, ansprechenden Blüten meist nicht gerne gesehen, da sie oft Nutz- oder Zierpflanzen wie z. B. Himbeeren, Flieder usw. schädigen, indem sie ihnen Licht und Boden nehmen und sie überwuchern. Durch die tiefen kriechenden Wurzeln ist die Zaunwinde nur schwer zu entfernen. Wird nur ein kleines Stückchen Wurzel im Boden belassen, kann es neu austreiben. Allerdings gibt es nahe Verwandte, die es bis zur Zierpflanze geschafft haben, z. B. die Chinesische Zaunwinde (Calystegia hederacea 'Flore Pleno').

Zaunwinden blühen sowohl bei Sonnenlicht als auch in hellen Nächten. Lediglich bei feuchter Witterung schließt sich die Blüte und schützt ihre inneren Organe. An sehr schattigen Orten kann die Blütenbildung auch völlig ausbleiben.

Historische Veröffentlichungen

Pedanios Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschrieb eine Pflanze namens „glattes Smilax". Vermutlich ist damit die Gewöhnliche Zaunwinde gemeint. Sie wird als efeuartig bezeichnet, dornenlos und schlinge sich um Bäume. Sie trage weiße, runde Blüten und kleine schwarze Früchte die an die der Lupinen erinnerten. Ihre Frucht in Kombination mit der Strauchwinde (Convolvulus dorycnium, ein ebenfalls zu den Windengewächsen zählender Strauch in Südgriechenland), von jedem 3 attische Obolen (ca. 2,25 g), getrunken, solle zahlreiche und schwere Träume auslösen.

Leonhart Fuchs (1501–1566) nennt die Gewöhnliche Zaunwinde „große glatte Wind" und unterscheidet sie von der „großen stechenden Wind" (Stechwinde, Smilax aspera). Er empfiehlt ihren Saft gegen „hitzige Gebresten des Haupts und der Augen" womit wohl Entzündungen gemeint sind. Außerdem soll das Kraut samt Wurzel gegen „Verstopfung der Leber und Milz" und gegen Gelbsucht helfen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über die Gewöhnliche Zaunwinde, sie habe keine besonderen Kräfte, sie schade und sie nütze nicht. Gestoßene Winde mit Quecksilber vermischt helfe aber gegen grindige Nägel.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande