Windengewächse |

Blüten der Acker-Winde (Convolvulus sepium)

Die Scharlachrote Prunkwinde (Ipomoea coccinea) ist im tropischen Amerika beheimatet
Bei den ca. 60 Gattungen umfassenden Convolvulaceae handelt es sich mit wenigen Ausnahmen um ausdauernde, krautige oder verholzende, linkswindende, Milchsaft führende Kletterpflanzen mit wechselständigen, gestielten Blättern. Die Blüten stehen meist einzeln in den Blattachseln und bestehen aus 5 oft trichterförmig verwachsenen Kron- und 5-teiligen Kelchblättern. Die 5 Staubblätter stehen frei. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus 2 oder 3 miteinander verwachsenen Fruchtblättern und der Griffel trägt 2–3 Narben. Es werden meist 4-samige Kapselfrüchte gebildet.
Blütenformel: |
* K5 [C(5) A5] G(2–3) oberständig |
Zu den Windengewächsen zählt beispielsweise die Süßkartoffel, auch Batate genannt (Ipomoea batatas). Sie ist mit der Kartoffel insofern verwandt, dass beide Familien, Winden- und Nachtschattengewächse, Schwestergruppen sind und zur Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales) gehören. Weniger bekannt ist der Wasserspinat (Ipomoea aquatica) dessen Blätter hauptsächlich im asiatischen Raum als Gemüse verwendet werden. Einige Arten der Familie werden als Zierpflanzen kultiviert.
Zirkumnutationsbewegungen
Eine junge Winde bewegt sich zu Anfang kriechend auf dem Boden entlang und führt sog. Zirkumnutationsbewegungen aus, das sind kreisende Bewegungen der Triebspitze. Stößt sie auf eine Stütze, so legt sie sich darum, indem die Außenseite des Stängels stärker wächst als die Innenseite, die die Stütze berührt.
Gleichzeitig wächst der Stängel in die Höhe, woraus der schraubige Wuchs resultiert. Die genauen biochemischen und physiologischen Vorgänge, die dazu führen, sind bis heute nicht im Einzelnen geklärt, aber man darf behaupten, dass der Reiz, der die Stütze auf den Stängel ausübt, wahrgenommen wird, auf die gegenüberliegende Seite des Stängels geleitet wird und dort auf irgendeine Weise das Wachstum anregt.
Interessantes am Rande
Windengewächse sind die Kinderstube der ca. 12 cm langen Raupen des Windenschwärmers (Agrius convolvuli). Der nachtaktive Schmetterling besitzt eine Flügelspannweite von bis zu 13 cm und sein Saugrüssel kann bis zu 14 cm lang werden.
Einige Arten der Convolvulaceae enthalten Lysergsäureamid (LSA), ein dem LSD ähnliches Halluzinogen. So z. B. Argyreia nervosa, die Hawaiianische Holzrose. Konsumenten kauen die Samen längere Zeit oder pulverisieren sie und weichen sie in Wasser ein. Durch das Gift wird die Wahrnehmung beeinflusst und es kommt häufig zu Übelkeit und Erbrechen.
Die Samen von Turbina corymbosa, der ebenfalls LSA enthaltenden Ololiuquiranke, wurden von den Azteken zu rituellen Zwecken eingenommen und finden noch heute bei einigen südamerikanischen Völkern Verwendung.