Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Johanniskräuter, Hartheu

Hypericum perforatum, Gewöhnliches Johanniskraut, Blüten

Die Blüten der Johanniskräuter sind meist goldgelb


Hypericum perforatum, Gewöhnliches Johanniskraut, Blätter

Im Gegenlicht erkennt man neben dunklen Drüsen feine, durchsichtige Öldrüsen, die die Blätter perforiert erscheinen lassen


Hypericum perforatum, Gewöhnliches Johanniskraut, Frucht

Frucht des Gewöhnlichen Johanniskrauts

 

Hypericum Linné: Die erste Erwähnung des Johanniskrauts findet sich bereits bei dem griechischen Arzt und Dichter Nikandros aus Kolophon (ca. 200 v. Chr.). Er verwendete evtl. ein verkürztes griechisches Wort für die Pflanze, damit es in sein Versmaß passte. Meist wird die zugrunde liegende Form als Hypereikos gedeutet. Sie kann mit „unterhalb der Heidekräuter stehend" übersetzt werden (hypo = unter(halb), ereike = Erika) und bezieht sich vermutlich nicht auf den Standort, sondern im übertragenen Sinn auf die Ähnlichkeit der Blätter des Krähenbeerenblättrigen Johanniskrauts mit der Krähenbeere, einem Heidekrautgewächs.

„Johanniskraut" heißt es, da es am Johannistag (24. Juni) zu blühen beginnt. Der Ausdruck „Hartheu" bezieht sich auf die harten Stängel, die das Kraut im Heu hinterlässt. Die Gattung Hypericum wurde 1753 von Linnè eingeführt und 1754 wissenschaftlich beschrieben.

Die nur in den Wüsten und in tropischen Tiefebenen fehlenden Johanniskräuter zählen etwa 460 Arten. Es kommen ausdauernde, krautige Lebensformen vor sowie Sträucher und Zwergsträucher. Sie besitzen sowohl transparente als auch dunkle Drüsen an der Oberfläche. Die gegenständigen oder seltener quirlständigen, ganzrandigen Blätter sind sitzend oder kurz gestielt.

Die in einem rispenartigen Blütenstand angeordneten, zwittrigen Blüten sind stern- oder napfförmig. Die 5, seltener 4 goldgelben bis grüngelben Kronblätter sind leicht asymmetrisch. Sie werden von 5, seltener 4 freien oder am Grund verwachsenen Kelchblättern umgeben. Die Staubblätter stehen in 3 bis 5 Büscheln rund um den Fruchtknoten. Jedes Büschel kann aus bis zu 120 Staubblättern bestehen. Der aus 3 bis 5 Fruchtblättern verwachsene Fruchtknoten trägt 2 bis 5 Griffel. Nach der Bestäubung entwickelt sich aus ihm eine Deckelkapsel, die zahlreiche kleine Samen entlässt oder seltener eine Schließfrucht.

Blütenformel:
* K4–5 C4–5 bzw. C(4–5) A∞ G(3–5) oberst.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schreibt über das „Polemonion" (Hypericum olympicum), es würde auch Philetairion oder Chiliodynamis genannt und empfiehlt die Wurzel zu Heilzwecken. Mit Wein helfe sie gegen Ruhr und Bisse von giftigen Tieren, mit Wasser gegen Ischias und mit Essig gegen Milzkrankheiten. Die Wurzel solle als Amulett getragen Skorpionstiche abwehren und gekaut gegen Zahnschmerzen helfen.

Über „Tragion", von dem man nicht genau weiß, ob damit ein Astragalus oder das Bockshartheu gemeint ist, berichtet Dioskurides, es helfe gegen Harnverhaltung und Blasensteine. Man sage, würden mit einem Pfeil verwundete Ziegen dieses Kraut fressen, würden sie diesen wieder abstoßen.

Aber Dioskurides kennt auch das „Hyperikon" (Hypericum barbatum). Es sei ein sparriger, rötlicher Strauch, deren Blüten zerrieben einen roten Saft absonderten, deswegen hieße es auch Androsaimon (Mannsblut). Es werden von ihm noch einige weitere Johanniskraut-Arten mit ähnlichen Heilwirkungen genannt, die ebenfalls Androsaimon genannt würden.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) empfiehlt Hypericum (H. crispum) mit Wein gegen Blasenleiden und Durchfall. Die Samen eines anderen Hypericium (Hypericum coris) würden Blähungen fördern, seien aber nicht schlecht für den Magen und würden gegen Harnverhaltung wirken. Mit Wein getrunken würden sie Seitenstechen lindern.

Plinius empfiehlt Hypericum-Arten sogar zum Färben der Haare. Hypericum coris, sowie in Öl gekochte Polemonia (Hypericum olympicum), färbe das Haar schwarz. Lysimachia (Gilbweiderich) färbe es blond.

Leonhart Fuchs (1501–1566) schreibt über „Harthaw" (Hypericum hirsutum), es sei ähnlich dem „Johanßkraut" (Hypericum perforatum), jedoch mit größeren Ästen und Blättern. Zerreibe man es mit den Fingern, würde es einen braunroten Saft abgeben. Er empfiehlt die Samen in Honigwasser gekocht. Die Pflanze würde nach langer Anwendung „cholerische Überflüssigkeit" austreiben. In Wein gekochte Blätter, auf Wunden gelegt, sollen letztere heilen und das zerstoßene Kraut helfe gegen Brandwunden.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande