Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Kermesbeeren

Phytolacca acinosa, Indische Kermesbeere

Habitus der Indischen Kermesbeere (Phytolacca acinosa)


Phytolacca acinosa, Indische Kermesbeere, Fruchtstand

Unreifer Fruchtstand der Indischen Kermesbeere


Phytolacca Linné: Den wissenschaftlichen Gattungsnamen kreierte Joseph Pitton de Tournefort (1656–1708) in seinem Werk Institutiones rei herbariae (1700). Er setzt sich zusammen aus gr. phyton (Pflanze) und mlat. lacca (Lack) und bezieht sich wohl auf die glänzenden, wie lackiert erscheinenden schwarzen Beeren, die von vielen Arten gebildet werden.

Der deutsche Name bezieht sich ebenfalls auf die Früchte: Mit Kermes ist der rote Farbstoff Karmin gemeint, der aus bestimmten Schildläusen gewonnen wird. Auch der Saft der Kermesbeere kann zum Rot färben verwendet werden.

Die ca. 25 Arten zählenden Kermesbeeren kommen auf fast allen Kontinenten meist in (sub)tropischen Gebieten vor. In Europa sind sie ursprünglich nicht beheimatet, es kommen jedoch zwei eingebürgerte Arten vor. Es handelt sich bei den Vertretern der Gattung um ausdauernde Kräuter oder Kletterpflanzen mit runden, gefurchten oder kantigen Stängeln oder um Bäume oder Sträucher. Die spindelförmigen, oft fleischigen Wurzeln sind meist verzweigt. Die oft gestielten, wechselständigen Blätter sind einfach und ganzrandig, mit ovaler bis lanzettlicher Blattspreite.

Den meist zwittrigen Blüten fehlen die Kronblätter, freie Kelchblätter sind meist 5, seltener bis zu 8 vorhanden. Am Grund der Kelchblätter entspringen 6 bis zu über 30 Staubblätter, die an der Basis verwachsen sein können. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus meist 6–12 Fruchtblättern die frei, nur an der Basis oder völlig miteinander verwachsen sein können. Pro Fruchtblatt ist ein Griffel mit Narbe vorhanden. Die gestielten oder sitzenden Blüten stehen in end- und/oder seitenständigen, meist vielblütigen Rispen, Trauben oder Ähren.

Nach Insektenbestäubung bilden sich abgeflachte, dunkelrote bis schwarze, glänzende, fleischige, saftige Früchte mit meist 6–12 Samen oder linsenförmige Achänen.

Blütenformel meist:
* K5–8 C0 A6–33 bzw. A(6–33) G6–12 bzw. G(6–12) oberständig

In Deutschland kommen zwei neophytische Kermesbeeren-Arten vor: Die jungen Blätter und Sprosse der Indischen oder auch Essbaren Kermesbeere (Phytolacca acinosa oder P. esculenta) wurden in ihrer südostasiatischen Heimat trotz schwacher Giftigkeit gekocht und als Gemüse verwendet. Die Art erkennt man an aufrechten Blütenständen und gekammerten Früchten.

Hängende Blütenstände und ungekammerte Früchte bildet die ebenfalls giftige Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana). Auch sie wurde in Nordamerika gekocht verspeist. Nach ihrer Einbürgerung in Südeuropa wurden die Früchte zum Nachfärben von Rotwein genutzt.

Die Rolle der Kermesbeeren in der Forschung

Nicolas Sarrabat de la Baisse (1698–1737), ein Jesuitenpater aus Frankreich, erforschte mit Hilfe des roten Safts aus den Früchten der Kermesbeere, den er in Wasser löste, in das er bewurzelte Kräuter oder abgeschnittene Äste tauchte, die „Zirkulation von Pflanzensäften".

Er machte auf diese Weise den Wassertransport in verschiedene Pflanzernteile sowie die daran beteiligten Gefäße sichtbar und dokumentierte die Ergebnisse ausführlich. 1733 veröffentlichte er seine „Dissertation sur la circulation de la seve dans les plantes" und gewann damit den Preis der Akademie der Wissenschaften in Bordeaux.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande