Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Wegeriche

Plantago lanceolata, Spitz-Wegerich

Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata)


Plantago ovata, Flohsamen-Wegerich

Der Flohsamen-Wegerich (Plantago ovata)
ist in Wüstengebieten heimisch


Plantago Linné: Plantago ist Latein und bedeutet „fußsohlenähnlich", womit die Form und das oft dichte Anliegen der Blätter am Boden gemeint ist. Der Name tritt zuerst überliefert bei Dioskurides auf und wurde von Linné 1753 übernommen.

Das Althochdeutsche „wegarih" heißt soviel wie „König des Weges", was auf die Häufigkeit der Pflanzen an Wegrändern zurückzuführen ist, oder aber, weil viele Wegerich-Arten auf stark verdichtetem Boden wachsen können, also auch mitten auf dem Weg.

Die etwa 200 Arten zählenden, weltweit verbreiteten Wegeriche sind Kräuter oder selten kleine Sträucher mit parallelnervigen Blättern und oft mit grundständiger Rosette. Wenn Stängelblätter vorhanden sind, sind sie meist wechselständig.

Die Parallelnervatur, die gewöhnlich nur bei einkeimblättrigen Pflanzen vorkommt, ist bei der Gattung Plantago vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Blätter entwicklungsgeschichtlich aus der Mittelrippe und/oder dem Blattstiel hervorgegangen sind. 

Die Blüten sind unscheinbar, zwittrig, meist vierzählig und in endständigen Ähren oder Köpfchen angeordnet. Sie erblühen von unten nach oben, selten stehen die Blüten einzeln.

Die 4 Kelchblätter sind sind am Grund und die 4 Kronblätter meist zu einer Röhre verwachsen, die etwa so lang oder etwas länger als der Kelch ist. Es sind meist 4 Staubblätter vorhanden und der oberständige Fruchtknoten ist aus 2 Fruchtblättern verwachsen und bildet nach der Bestäubung eine ein- bis vielsamige Nuss- oder Kapselfrucht.

Algemeine Blütenformel:
* K(4) C(4) A4 G(2) oberständig

Viele Wegerich-Arten sind im Lauf der Evolution von der Insekten- zur Windbestäubung übergegangen. Wie alle windblütigen Arten erzeugen sie Unmengen von Pollen, sodass die Wahrscheinlichkeit andere Blüten zu bestäuben sehr hoch ist. Vor Selbstbestäubung schützt sich die Pflanze, indem zuerst die weiblichen (Stempel), dann die männlichen Blütenorgane (Staubblätter) gebildet werden (Vorweiblichkeit). Die Früchte sind Kapseln mit mehr als einem Samen. Letztere verschleimen bei feuchter Witterung.

Historische Veröffentlichungen

Bei Dioskurides (ca. 77. n. Chr.) taucht zum ersten mal auf, dass Arnoglosson (Lammzunge) von den Römern Plantago minor genannt würde. Davon gäbe es einen großen und einen kleinen. Er führt zahllose Anwendungen gegen verschiedene Krankheiten an.

Es erscheint noch eine weitere Plantago-Art, und zwar der Flohsamenwegerich (Plantago afra), allerdings unter dem Namen Psyllion. Er beschreibt die Pflanze und bemerkt u. a., man sage, dass sie das Vorkommen von Flöhen verhindern würde, brächte man sie frisch ins Haus.

Erwähnt wird Plantago auch bei Plinius (ab 79. n. Chr.) in seiner Naturalis historia, und zwar bei den ährentragenden Kräutern. Anschließend wird der Wegerich an etlichen Stellen als Arznei gegen verschiedene Krankheiten gepriesen.

Nach dem damaligen Glauben sollten Plantago, so wie einige andere Heilpflanzen, ihre Kraft wohl nur entfalten können, wenn Teile davon vom Heiler oder vom Genesenen aufbewahrt würden. In einigen Passagen entzürnt sich Plinius über Kräuterkenner, die, wenn ihr Patient zu wenig zahle, die Pflanzenteile wieder eingraben würden und so die Beschwerden zurückkämen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) berichtet über „Psilio" (Flohsamenwegerich, Plantago afra), in Wein gekocht und warm getrunken helfe er gegen Fieber, es mache den bedrückten Geist froh und stärke das Gehirn. Außerdem empfiehlt sie ihn gegen „Fieber im Magen".

Über „Plantagine" (Plantago major, P. media oder P. lanceolata) schreibt sie, ihr Saft, mit Wein und Honig gemischt, wirke gegen Gicht. Wer Drüsen (Schwellungen) in sich habe, brate die Wurzeln im Feuer und lege sie darauf, jedoch nicht auf Skrofeln (verschiedene Hals- und Gesichtskrankheiten), das sei schädlich. Gekochte Wegerichblätter würden ausgedrückt und auf Stechen (schmerzende Stellen) gelegt. Außerdem solle Wegerichsaft gegen Insektenstiche helfen. Letzterer helfe auch, innerlich angewendet, gegen mit der Nahrung aufgenommenen Liebeszauber.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande