Mädesüß |

Die Blüten des Echten Mädesüß besitzen sehr lange Staubblätter

Die einzelnen Fiederblättchen des Echten Mädesüß sollen an ein Ulmenblatt erinnern
Der erste Teil des Wortes leitet sich vermutlich aus dem niederdeutschen „Meed“ ab, was sowohl „Met“ als auch „zu mähende Wiese“ bedeutete. Für Met spricht, dass die alten Germanen in ihren Honigwein Mädesüß-Blüten gehängt haben, um ihn zu würzen und dem morgendlichen Kater vorzubeugen. Die Blüten enthalten einen Stoff, der mit Acetylsalicylsäure (Aspirin®) verwandt ist. Andererseits könnte „Mädesüß“ bedeuten, dass die gemähte Wiese durch die Pflanzen süßlich duftet, eine Entsprechung findet sich im Englischen: Meadowsweet („Wiesensüß“). Der zweite Wortteil bezieht auf den stark süßlichen, für viele Menschen angenehmen Duft der Blüten.
„Ulmaria“ bezieht sich auf die leicht ulmenartigen Fiederblättchen des Echten Mädesüß und wurde zuerst von Johann Bauhin (1541–1612) in seinem Gesamtwerk Historia plantarum universalis, das erst 1651 herausgegeben wurde, als Gattungsname für Mädesüß verwendet. Das Kleine Mädesüß wurde von seinem Bruder Caspar Bauhin (1560–1624) in seiner Pinax theatri botanici (1623) Filipendula vulgaris genannt – ein Name der noch heute seine Gültigkeit besitzt.
Linné schob das Kleine und das Echte Mädesüß 1753 in die Gattung Spirea (Spiersträucher). Ein Jahr später nahm Philip Miller die beiden Arten wieder aus Spirea heraus und überführte sie in die von ihm nun neu beschriebene Gattung Filipendula.
10–15 Arten zählt die in den gemäßigten Zonen der Nordhemisphäre verbreitete Gattung. Es handelt sich um ausdauernde Kräuter mit kurzem, an manchen Stellen knollig verdickten Wurzelstock. Die Stängel sind bogig aufsteigend bis aufrecht und manchmal verzweigt. Die wechselständigen Blätter sind gefiedert oder fiederteilig, es sind große Nebenblätter vorhanden.
An dem doldenähnlichen Blütenstand (Trichterrispe, Spirre) sitzen zahlreiche, meist zwittrige, weiße, cremefarbene, rosafarbene oder rote Blüten mit meist 5 herabgebogenen Kelch- und 5 Kronblättern. Es sind 20–40 Staub- und um die 12 freien Fruchtblätter vorhanden, die jeweils einen Griffel mit kopfiger Narbe tragen. Nach der Insektenbestäubung entwickelt sich je Fruchtblatt eine kleine, einsamige, nussähnliche, Achäne genannte Frucht.
| Blütenformel: |
| * K5 C5 A20–40 G5–15 mittelständig |
Historische Veröffentlichungen
Theophrast (371–287 v. Chr.) beschreibt Oinanthenon als eine Pflanze, aus deren Blättern ein Parfum hergestellt werde. Es wachse auf Zypern in den Bergen und besäße einen starken Duft. Die in Griechenland wachsende Art sei duftlos. An anderer Stelle erwähnt er eine Pflanze die er zu den Halbsträuchern zählt: Σπειραία (Spiraea). Zu Spirea zählte Linné 1753 Filipendula ulmaria, das Echte Mädesüß.
Auch bei Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) tauchen Oenanthe und Spiraea auf. Aus Spiraea würden Kränze geflochten und Oenanthe heiße so, weil sie wie die Blüten des Weins duften (oinos = Wein, anthos = Blüte).
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über Filipendula vulgaris, der „Rote Steinbrech“ würde wissenschaftlich Oenanthe genannt, in der Apothekersprache Filipendula. An seinen faserigen Wurzeln würden kleine Knöllchen hängen, jeweils fünf oder sechs. Er würde zeitgleich mit dem Wein blühen und würde deshalb Oenanthe genannt. Die Blätter mit Wein und Honig gekocht würde die Nachgeburt austreiben. Die Wurzel in Wein gekocht helfe gegen Harnverhaltung und heile Gelbsucht.
Bedeutung des Artnamens
- ulmaria: lat. ulmarius = ulmenartig (einzelne Blattfieder)
Interessantes am Rande
Viele Mädesüß-Arten sind beliebte Gartenpflanzen, z. B. Filipendula rubra 'Venusta', F. purpurea 'Alba' oder F. ulmaria 'Flore Pleno'.
Filipendula-Arten sind wichtige Nahrungsquellen für Raupen verschiedener Nachtalter, etwa der Kaiser-Motte (Pavonia pavonia), des Wellenlinien-Rindenspanners (Alcis repandata), der Gothica-Kätzcheneule (Orthosia gothica) und noch einiger weiterer mehr.
Fast alle Mädesüß-Arten bevorzugen feuchte bis nasse Böden, eine Ausnahme bildet nur F. vulgaris, das Kleine Mädesüß.