Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Nachtschatten

Solanum lycopersicum, Tomate, Früchte

Früchte der Tomate (Solanum lycopersicum)


Solanum villosum, Gelbfrüchtiger Nachtschatten, Blüte

Blüten des Rotfrüchtigen Nachtschattens  (Solanum villosum)

 

Solanum Linné: Der wissenschaftliche Gattungsname leitet sich evtl. aus lat. solari (lindern) ab, denn unter den Nachtschattengewächse befinden sich viele aus der Antike bekannte Heilpflanzen, die damals Strychnos genannt wurden. Heute bezeichnet Strychnos die Gattung der Brechnüsse.

Der deutsche Name hat nichts mit nächtlichem Schatten zu tun, sondern soll auf „Schaden“ zurückzuführen sein. Evtl. weil sich in der Nacht ein Schaden (Vergiftung) offenbart, wenn die Früchte bestimmter Arten genossen wurden oder weil er, nach anderen Quellen, gegen Alpträume („Nachtschatten“) wirke.

Bereits in den hippokratischen Schriften taucht der Schwarze Nachtschatten auf und wurde gegen nächtlichen Samenerguss verwendet, aber die erste wissenschaftliche Beschreibung stammt 1732 von Johann Jacob Dillenius in seinem zweibändigen Werk Hortus Elthamensis, wo er den Schwarzen Nachtschatten in 4 Arten unterteilte. Linné veränderte 1753 diese Einordnung und gliederte Solanum nigrum in sechs Varietäten auf.

Die um die 1300 Arten umfassende Gattung ist auf der ganzen Welt in den tropischen und gemäßigten Zonen vertreten. In ihr kommen Kräuter, Kletterpflanzen, Sträucher und kleine Bäume vor, die häufig bedornt oder behaart sind. Die meist gestielten Blätter sind einfach oder zusammengesetzt und ihr Rand ist glatt, gezähnt oder gelappt, manchmal stehen sie paarweise zusammen.

Die rispigen, traubigen, büscheligen oder doldigen Blütenstände stehen in den Blattachseln oder den Blättern gegenüber, bei manchen Arten stehen die Blüten einzeln. Die tragblattlosen, gestielten, meist zwittrigen, oft radiärsymmetrischen Blüten sind meist 5-zählig. Der meist 5-lappige Kelch ist glockenförmig. Die Krone ist aus meist 5 Kronblättern verwachsen und oft weiß, blau oder violett. Aus ihnen entspringen 5 Staubblätter, deren Staubbeutel am Griffel unterhalb der kopfigen oder scheibenförmigen Narbe zusammengeneigt oder verwachsen sind. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus 2 miteinander verwachsenen Fruchtblättern und trägt einen Griffel. Nach Insektenbestäubung bilden sich meist vielsamige, fleischige Beerenfrüchte.

Blütenformel meist:
* K(5) [C(5) A(5)] G(2) oberständig

Historische Veröffentlichungen

Aulus Cornelius Celsus (25 v. Chr. bis ca. 50 n. Chr.) schrieb, Solanum hieße bei den Griechen Strychnos und wirke niederschlagend und kühlend.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) berichtete von Cucubalus, das auch Strumus oder Strychnos genannt werde und schwarze Beeren trage. Mit Essig vermischt und zerstampft, empfiehlt er die Blätter gegen Schlangen- und Skorpionsbisse.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) berichtet über den Schwarzen Nachtschatten, den er Gartenstrychnos bzw. essbaren Stychnos nennt, es sei ein kleiner Strauch mit schwarzen Blättern und gelben bis schwarzen Früchten. Als Speise seien sie aber schädlich. Er empfiehlt die Pflanze in verschiedenen Rezepturen z. B. gegen Geschwüre, Kopfschmerzen, Schwellungen, Sonnenbrand und Ohrenschmerzen.

Den Bittersüßen Nachtschatten nennt er den Schlafmachenden Strychnos, da die Wurzelrinde mit Wein getrunken einschläfernde Wirkung habe. Die Früchte seien harntreibend, bei hoher Dosierung aber würden sie Geistesstörungen verursachen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) riet, die Blätter der Nachtschatten in Wasser zu erwärmen. Aufgelegt auf die entsprechenden Stellen helfe er gegen Herzschmerzen, Schwellungen der Füße, Zahnschmerzen und Knochenschmerzen in den Schenkeln.

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte bereits die Aubergine (Solanum melongena). Er beschrieb das Aussehen der Pflanze und ihrer Früchte. Letztere würden mit Öl, Salz und Pfeffer angerichtet oder wie andere Gemüse eingekocht. Die so zubereiteten Früchte würden aber nur die Schleckermäuler mögen, denen es egal sei, wie gesund etwas ist, wenn es denn nur schmecke. Wer auf seine Gesundheit achte, solle die Aubergine meiden, denn sie sei ungesund und schwer verdaulich.

Die Blätter des Schwarzen Nachtschattens, mit Gerstenmalz vermischt und aufgelegt, empfiehlt er gegen Erysipel (Rotlauf). Die zerstoßenen Blätter als Umschlag würden gegen Entzündungen der Augen, Ohren, Leber, Niere und Blase helfen.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande