Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Wiesen-Kümmel

Carum carvi, Wiesen-Kümmel, Dolde

Wiesen-Kümmel besitzt in der Regel weder Hüll- noch Hüllchenblätter


Carum carvi, Wiesen-Kümmel, Gewürz

Kümmel als küchenfertiges Gewürz


Obatzter oder Obatzda

Der bayerische Obatzter oder Obatzda wird traditionell
mit Kümmel zubereitet

 

Carum carvi L.: Die auch als Gewöhnlicher Kümmel oder Echter Kümmel bezeichnete Pflanze ist das älteste Gewürz, das in Mitteleuropa nachweisbar ist. In einem archäologischen Ausgrabungsgebiet bei Robenhausen (Schweiz) wurden Spuren verkohlter Kümmelfrüchte gefunden, deren Alter sich auf 3000 v. Chr. festsetzen ließ.

Historische Veröffentlichungen

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl den Kümmel, egal wie der eingenommen wird, gegen Blähungen und ebenso allen gesunden Menschen und solchen mit Lungenschmerzen. Allen Kranken riet sie vom Verzehr ab, da er Krankheiten auflodern ließe. Gebratenen oder gekochten Käse sollte man nur mit Kümmel genießen, um Schmerzen vorzubeugen. Gegen Übelkeit überlieferte sie ein Rezept für Törtchen aus Kümmel, Pfeffer, Bibernelle und Semmelmehl.

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte den Kümmel auch unter dem Namen „Mattkümel". Auf Griechisch hieße er Caros, auf Latein Carum oder Careum, die Apotheker würden ihn Carvi nennen. Die Frucht des Kümmels sei harntreibend und magenfreundlich. Er fördere die Verdauung und sei gut gegen Blähungen. Äußerlich und innerlich sei er wie Anis anzuwenden. Die Wurzeln wie gelbe Rüben zubereitet seien eine gesunde und harntreibende Speise.

Kümmel als Heilpflanze

Ein Teelöffel grob gestoßener Kümmel mit heißem Wasser überbrüht und 10 min. ziehen gelassen, ergibt einen Tee, der bei Blähungen und Magenschmerzen eingesetzt werden kann. Er wirkt appetitanregend und soll sogar gegen Migräne helfen. Während der Stillzeit kann er zur Förderung der Milchproduktion eingesetzt werden.

Kümmel als Gewürz

Wegen der verdauungsfördernden Wirkung des Kümmels, die auf seine ätherischen Öle zurückgeführt wird, wird er häufig schweren Speisen wie Gänse- und Schweinebraten zugesetzt. Besonders gerne verwendet man ihn in der süddeutschen Küche; man denke an Sauerkraut, Obatzda oder Kümmelbrot. Auch in verschiedenen Käsesorten findet man Kümmel.

Verwechslungsmöglichkeiten

Möchte man die Pflanzen zu Heil- oder Genusszwecken sammeln, so muss man sich vor hoch giftigen Verwechslungsarten in acht nehmen. Ähnliche Früchte und Blüten besitzen die Hundspetersilie, der Gefleckte Schierling und der Wasserschierling. Während der Kümmel meist weder Hülle noch Hüllchen besitzt, besteht das Hüllchen bei der Hundspetersilie aus meist 3 nach schräg unten gerichteten, länglichen Hüllblättern, die nur auf der Außenseite vorhanden sind. Hüllblätter fehlen meist.

Die Hüllen des Gefleckten Schierlings bestehen aus 4–6 eiförmig-lanzettlichen, zugespitzten Blättern, die Hüllchen setzen sich aus 5–6 dreieckigen, nach unten gerichteten, an der Basis verschmolzenen Blättern zusammen. Der Wasserschierling besitzt meist keine Hülle, doch zahlreiche linealisch-lanzettliche Hüllchenblätter und wächst im bzw. am Wasser.

Interessantes am Rande