Maiglöckchen |

Blütenstand des Maiglöckchens

Die Blüten der Maiglöckchen sind breit glockenförmig

Reife Frucht des Maiglöckchens
Caspar Bauhin führte 1693 in seiner Pinax drei Arten von Lilium convallaria auf, die jedoch alle das Maiglöckchen beschrieben. Linné verwendete 1753 Convallaria als Gattungsnamen und listete 8 Arten. Die meisten davon verteilen sich heute auf Maianthemum und Polygonatum, lediglich das Maiglöckchen (Convallaria majalis) verblieb in der Gattung.
Über die genaue Artenzahl streiten sich die Gelehrten. Meist werden drei gültig beschriebene Arten anerkannt: Convallaria keiskei, C. majalis und C. montana. Einige Botaniker sehen C. keiskei und C. montana allerdings nur als Unterarten oder sogar nur als Varietäten von C. majalis an, was bedeuten würde, das die Gattung nur eine Art enthielte. Andere wiederum untergliedern die Gattung so extrem, dass bis zu 38 Arten unterschieden werden können.
Die im gemäßigten Eurasien und Nordamerika heimischen Maiglöckchen sind ausdauernde Kräuter mit verzweigten, kurzen Rhizomen und unterirdischen Ausläufern. Die 2–3 einfachen, ganzrandigen Blätter sind grundständig, lang gestielt und aufrecht und am Grund von einer häutigen Scheide umgeben. Die Spreite ist kahl und länglich bis breit elliptisch, spitz oder zugespitzt.
Der blattlose, kahle Schaft trägt eine einseitswendige Traube von 5–15 Blüten, deren Stiel an der Basis von einem häutigen Tragblatt umgeben ist. Die nickenden, zwittrigen Blüten duften intensiv. Die 6 Blumenblätter sind fast komplett zu einer kugeligen Glocke verwachsen, nur an der Spitze sind sie frei und leicht zurückgebogen.
Die 6 Staubblätter sind mit der Kronröhre verwachsen. Der oberständige Fruchtknoten trägt einen Griffel mit einer leicht 3-lappigen oder kopfigen Narbe. Nach Selbstbestäubung oder nach der Bestäubung von Bienen und Hummeln bilden sich orangerote, weiche, kugelige Beeren mit mehreren kleinen, gelbbraunen Samen.
Blütenformel: |
* [P6 A6] G(3) oberständig |
Historische Veröffentlichungen
Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl das Maiglöckchen roh genossen gegen Ausschläge oder Geschwüre, in denen Gift ist. Auch gegen Epilepsie sei das häufige essen von Maiglöckchen ratsam. Aus heutiger Sicht kann man aufgrund der Giftigkeit nur davon abraten.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über die „Meyenblümlin", sie hießen auf Griechisch Ephemeron, auf Latein Iris sylvestris und zu seiner Zeit Lilium Convalliu. Sie besäßen zwei grüne Blätter, zwischen ihnen stände ein Stängel mit runden weißen Knospen, die sich auftäten und zu schneeweißen hohlen Blüten würden, die aussähen, wie kleine Kirchenglocken (Zimbeln). Rings herum wären sie gesägt und würden über alle Maße duften. Nachdem sie abgefallen sind, würden sich aus ihnen Beeren ähnlich denen des Spargels bilden. Der Sud aus den getrockneten Wurzeln würde gegen Zahnschmerzen helfen, der Saft aus den Blüten sei herzstärkend.
Bedeutung des Artnamens
- majalis: lat. Maius = Mai
Interessantes am Rande
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Maiglöckchen enthalten herzaktive Glykoside, ähnlich wie Fingerhüte (Digitalis).
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Die Blüten sind vormännlich und heterostyl (unterschiedlich lange Griffel bei verschiedenen Individuen), was eine Selbstbestäubung aber nicht immer verhindern kann.
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Manchmal werden die Blätter des Maiglöckchens mit den essbaren Blättern des Bär-Lauchs verwechselt, was zu schweren Vergiftungen führen kann.
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Convallaria majalis ‘Rosea‘ ist eine zart rosafarben blühende Zuchtform des Maiglöckchens, C. majalis ‘Pleniflora‘ besitzt gefüllte Blüten.
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Die Blüten des Maiglöckchens werden zur Herstellung von Parfums verwendet.