Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Maiglöckchen

Maiglöckchen (Convallaria majalis), Blütenstand

Blütenstand des Maiglöckchens


Maiglöckchen (Convallaria majalis), Blüten

Die Blüten der Maiglöckchen sind breit glockenförmig


Convallaria majalis, Maiglöckchen, Frucht

Reife Frucht des Maiglöckchens

 

Convallaria L.: Die Entstehung des botanischen Gattungsnamens geht auf einen lateinischen Bibelvers zurück. Im Hohenlied 1,2 heißt es: Ego flos campi et lilium convallium sicut lilium inter spinas sic amica mea inter filias. Was mit „Lilium convallium" (Lilie der Täler) übersetzt wurde, ist im Original ein alter hebräischer Pflanzenname, der heute keine eindeutigen Rückschlüsse mehr auf die Art erlaubt. Nach mittelalterlichen Vorstellungen wurde er auf das Maiglöckchen übertragen, das allerdings in Palästina nie heimisch war. Der deutsche Name bezieht sich auf die glockenförmigen Blüten und die Blütezeit.

Caspar Bauhin führte 1693 in seiner Pinax drei Arten von Lilium convallaria auf, die jedoch alle das Maiglöckchen beschrieben. Linné verwendete 1753 Convallaria als Gattungsnamen und listete 8 Arten. Die meisten davon verteilen sich heute auf Maianthemum und Polygonatum, lediglich das Maiglöckchen (Convallaria majalis) verblieb in der Gattung.

Über die genaue Artenzahl streiten sich die Gelehrten. Meist werden drei gültig beschriebene Arten anerkannt: Convallaria keiskei, C. majalis und C. montana. Einige Botaniker sehen C. keiskei und C. montana allerdings nur als Unterarten oder sogar nur als Varietäten von C. majalis an, was bedeuten würde, das die Gattung nur eine Art enthielte. Andere wiederum untergliedern die Gattung so extrem, dass bis zu 38 Arten unterschieden werden können.

Die im gemäßigten Eurasien und Nordamerika heimischen Maiglöckchen sind ausdauernde Kräuter mit verzweigten, kurzen Rhizomen und unterirdischen Ausläufern. Die 2–3 einfachen, ganzrandigen Blätter sind grundständig, lang gestielt und aufrecht und am Grund von einer häutigen Scheide umgeben. Die Spreite ist kahl und länglich bis breit elliptisch, spitz oder zugespitzt.

Der blattlose, kahle Schaft trägt eine einseitswendige Traube von 5–15 Blüten, deren Stiel an der Basis von einem häutigen Tragblatt umgeben ist. Die nickenden, zwittrigen Blüten duften intensiv. Die 6 Blumenblätter sind fast komplett zu einer kugeligen Glocke verwachsen, nur an der Spitze sind sie frei und leicht zurückgebogen.

Die 6 Staubblätter sind mit der Kronröhre verwachsen. Der oberständige Fruchtknoten trägt einen Griffel mit einer leicht 3-lappigen oder kopfigen Narbe. Nach Selbstbestäubung oder nach der Bestäubung von Bienen und Hummeln bilden sich orangerote, weiche, kugelige Beeren mit mehreren kleinen, gelbbraunen Samen.

Blütenformel:
* [P6 A6] G(3) oberständig

Historische Veröffentlichungen

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl das Maiglöckchen roh genossen gegen Ausschläge oder Geschwüre, in denen Gift ist. Auch gegen Epilepsie sei das häufige essen von Maiglöckchen ratsam. Aus heutiger Sicht kann man aufgrund der Giftigkeit nur davon abraten.

Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über die „Meyenblümlin", sie hießen auf Griechisch Ephemeron, auf Latein Iris sylvestris und zu seiner Zeit Lilium Convalliu. Sie besäßen zwei grüne Blätter, zwischen ihnen stände ein Stängel mit runden weißen Knospen, die sich auftäten und zu schneeweißen hohlen Blüten würden, die aussähen, wie kleine Kirchenglocken (Zimbeln). Rings herum wären sie gesägt und würden über alle Maße duften. Nachdem sie abgefallen sind, würden sich aus ihnen Beeren ähnlich denen des Spargels bilden. Der Sud aus den getrockneten Wurzeln würde gegen Zahnschmerzen helfen, der Saft aus den Blüten sei herzstärkend.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande