Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Mausohrhabichtskräuter

Pilosella, Mausohrhabichtskraut, Blüte

Hellgelber Blütenkorb eines Mausohrhabichtskrauts


Pilosella, Mausohrhabichtskraut, Blätter

Die elliptischen, behaarten Blätter erinnern an Mäuseohren

 

Pilosella Hill: Die Gattung ist nach dem Mausohr-Habichtskraut bzw. Kleinen Habichtskraut (ehem. Hieracium pilosella) benannt, wobei das Artepitheton pilosella soviel wie „weichhaarig" bedeutet, was sich auf die grundständigen Blätter bezieht. Letztere standen ebenso Pate für den deutschen Namen.

John Hill (1716–1775) beschrieb Pilosella 1756 in seinem Werk The British Herbal, drei Jahre nachdem Linné die Gattung Hieracium etablierte, in der die heutigen Pilosella-Arten integriert waren. Lange Zeit wurde das Taxon lediglich als Untergattung oder als Sektion Piloselloidea innerhalb der Hieracien betrachtet. Erst gegen Ende des 20. Jh. wurde der Gattungsstatus mithilfe moderner molekularsystematischer Methoden bestätigt.

Die knapp über 100 Arten zählende, in Eurasien und Nordafrika beheimatete Gattung besteht aus ausdauernden, krautigen, Milchsaft führenden Pflanzen mit horizontalen oder geneigten Rhizomen und oft mit oberidrischen beblätterten oder unterirdischen Ausläufern. Die aufrechten, aufsteigenden oder niederliegenden Stängel sind einfach oder manchmal auch verzweigt. Die rosettig angeordneten, länglichen bis lanzettlichen, sich am Grund verschmälernden aber nie deutlich gestielten Grundblätter fehlen zur Blütezeit selten. Wenn Stängelblätter vorhanden sind, sind sie oft schuppenförmig oder klein.

Die gelben oder rötlichen Blütenkörbe bestehen ausschließlich aus zahlreichen zwittrigen Zungenblüten mit 5-zähnigen, kahlen, unterseits oft mit einem roten Streifen gezeichneten Zungen und stehen einzeln oder in schirmrispigen oder trugdoldigen Körbchenständen. Zungenblüten am Grund ohne Spreublätter. Die linealischen-lanzettlichen oder eiförmig-lanzettlichen Hüllblätter stehen in vielen Reihen und sind unregelmäßig dachziegelartig angeordnet. Hülle zylindrisch bis glockenförmig. Der grubige Körbchenboden ist meist kahl und flach.

Nach Selbst- oder Insektenbetäubung bildet sich eine zylindrische oder ellipsoide, bis zu 2,5 mm lange, oben nicht deutlich verschmälerte Nussfrucht (Achäne) mit 8–14 Rippen, die oberseits nicht, wie bei Hieracium, in einen undeutlichen Ring zusammenlaufen, sondern einen kleinen abgerundeten Zahn ausbilden. Die Spitze der Achäne ist mit weißen oder schmutzig weißen, in einem einzigen Kreis stehenden, rauen Flughaaren (Pappus) versehen.

Blütenformel:
↓ K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Fasst man die Gattung eng, so können bis zu 700 Kleinarten unterschieden werden, die hybriden Ursprungs sind oder sich apomiktisch (ungeschlechtlich) vermehren. Die Nachkommen sind dabei Klone der Elternpflanzen.

Pilosella ist sehr nah mit den Hieracien verwandt und ähnelt ihnen stark. Unterscheiden lassen sich die Gattungen dadurch, dass bei Pilosella meist Ausläufer gebildet werden und dass nur ein Pappuskreis vorhanden ist. Darüber hinaus ist bei Pilosella zur Blütezeit häufig eine grundständige Rosette ohne deutliche Blattstiele vorhanden.

Historische Veröffentlichungen

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über „Musore" (Mausohr, Pilosella), gegessen sei es herzstärkend und mildere üble Säfte. Da es bitter schmecke, solle es zusammen mit Diptam, Galgant oder Zitwer eingenommen werden.

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte zwei Arten von „Meüßörlin", das Erstere würde auch Nagelkraut genannt (Pilosella officinalis), mit dem zweiten meinte er das Gewöhnliche Katzenpfötchen (Antennaria dioica). Das Nagelkraut habe auf dem Boden ausgebreitete, behaarte Blätter, die wie die Ohren der großen Mäuse aussähen. Die behaarten Stängel würden bleichgelbe, gefüllte Blüten tragen. Die Blätter und Wurzeln beider Arten sollen wundheilende Eigenschaften besitzen und den Bruch heilen. Mit dem Saft der Blätter würden manche die Klingen von Messern bestreichen, um damit Eisen zerteilen zu können.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande