Habichtskräuter |

Die 5-zähnigen Zungen sollen an die Schwingen eines Habichts erinnern

Langzähniges Stängelblatt des Glatten Habichtskrauts
Der Gattungsname geht zurück auf gr. Hierax (Habicht) und soll sich auf die 5-zähnigen Zungenblüten beziehen, die an die Flügel eines Habichts erinnern. Die Gattung, die damals die heute autonome Gattung Pilosella mit einbezog, wurde erstmalig 1753 von Linné beschrieben.
Die um die 800 Arten zählende, in Eurasien, Nordafrika und Südamerika beheimatete Gattung besteht aus ausdauernden, krautigen, Milchsaft führenden Pflanzen mit verzweigten Rhizomen und ohne Ausläufer. Die aufrechten Stängel sind einfach oder verzweigt. Die einfachen, tief gezähnten oder unregelmäßig gelappten, länglichen bis lanzettlichen oder spatelförmigen, meist kahlen Blätter sind wechselständig angeordnet, die unteren häufig gestielt, die oberen sitzend. Gelegentlich fehlen die Stängelblätter oder sind stark reduziert, manchmal wird nur eines ausgebildet. Die rosettig angeordneten Grundblätter fehlen zur Blütezeit meist.
Die gelben, orangen oder selten grünen Blütenkörbe bestehen ausschließlich aus zahlreichen zwittrigen Zungenblüten mit 5-zähnigen, manchmal behaarten Zungen und stehen einzeln oder in traubigen, schirmrispigen, trugdoldigen oder rispigen Körbchenständen. Zungenblüten am Grund ohne Spreublätter. Die linealischen bis lanzettlichen Hüllblätter stehen in mindestens in 2 aber meist in vielen Reihen und sind regelmäßig bzw. unregelmäßig dachziegelartig angeordnet. Hülle zylindrisch bis glockenförmig. Der grubige Körbchenboden ist flach.
Nach Selbst- oder Insektenbetäubung oder Samenbildung ohne Bestäubung bildet sich eine zylindrische oder ellipsoide, 2,5–5 mm lange, oben nicht deutlich verschmälerte Nussfrucht (Achäne) mit 8–14 Rippen, die oberseits in einen undeutlichen Ring zusammenlaufen. Die Spitze der Achäne ist mit weißen, gelblichen oder hellbraunen, in 2 Kreisen stehenden, rauen Flughaaren (Pappus) versehen.
Blütenformel: |
↓ K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig |
Fasst man die Gattung eng, so können bis zu 5000 Kleinarten unterschieden werden, die sich apomiktisch (ungeschlechtlich) vermehren. Die Nachkommen sind dabei Klone der Elternpflanzen.
Hieracium ist sehr nah mit dem Pippau (Crepis) verwandt und ähnelt ihm stark. Unterscheiden lassen sich die Gattungen durch den äußeren Hüllblattkreis, der bei Crepis aus meist reduzierten, kurzen und oft pfriemlichen, manchmal abstehenden Blättern besteht, während der innere Hüllblattkreis deutlich länger ist. Bei Hieracium sind alle Hüllblätter ähnlich gestaltet und stehen meist in vielen Reihen. Zudem sind die Achänen bei Crepis zur Spitze hin deutlich verschmälert. Von Pilosella unterscheidet sich die Gattung dadurch, dass keine Ausläufer gebildet werden und dass 2 Pappuskreise vorhanden sind. Zudem ist die Achäne bei Pilosella nur 1–2,5 mm lang.
Historische Veröffentlichungen
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schreibt über Hieracion, mit dem vermutlich eine nicht zu den heutigen Habichtskräutern zählende Pflanze gemeint war, es hieße so, weil die Habichte, wenn sie schlecht sehen könnten, es aufschlitzen würden und mit dem Milchsaft ihre Augen benetzten.
Das große und kleine Hierakion des Dioskurides (1. Jh. n. Chr.), welches auch Sonchites genannt würde, wird heute in den Gattungen Tragopogon (Bocksbart) und Scorzonera (Schwarzwurzel) vermutet.
Auch Leonhart Fuchs (1501–1566) beschrieb ein Klein und Groß Habichtskraut, womit er allerdings den Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und die Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) meinte.
Bedeutung der Artnamen
- lachenalii: nach dem Botaniker Werner de Lachenal (1736–1800)
- laevigatum: lat. laevigatus = glatt
- murorum: lat. murus = Mauer, Gen. Pl. murorum = der Mauern, Mauer-
- umbellatum: lat. umbellatus = schirmförmig