Bocksbärte |

Die
aus den
Hüllblättern hervorstehenden weißen Pappushaare
sollen an
einen Ziegenbart
erinnern

Achäne des Bocksbarts
Die um die 110 Arten zählende, ursprünglich in Eurasien und Nordafrika beheimatete, in Nordamerika und Australien eingeschleppte Gattung, besteht aus zweijährigen bis ausdauernden, selten einjährigen, Milchsaft führenden Kräutern mit kräftiger Pfahlwurzel. Der aufrechte Stängel kann an der Basis spärlich verzweigt sein und ist kahl, beinahe kahl oder wollig bis flockig behaart. Die einfachen, ganzrandigen, grund- und stängelständigen Blätter sind grasartig, wobei die letzteren sitzend und stängelumfassend sind.
Die ausschließlich aus meist 50–180, gelben, orangefarbenen, bläulichen oder violetten, zwittrigen, 5-zähnigen Zungenblüten bestehenden Blütenkörbe sind meist recht groß und stehen einzeln am oft verdickten Ende des Stängels. Sie werden von meist 8–12 gleich langen, linealisch-lanzettlichen oder lang dreieckigen, spitzen, am Grund etwas miteinender verbundenen Hüllblättern umgeben, die in 1–2 Reihen stehen und eine zylindrische (Knospe) oder glockenförmige Hülle bilden. Der Körbchenboden ist gewölbt, kahl und ohne Spreublätter.
Nach Insekten- oder Selbstbestäubung bilden sich weißliche bis dunkelbraune, oft lang geschnäbelte, zylindrische oder spindelförmige, 5- bis 10-rippige Nussfrüchte (Achänen), an der Spitze mit einem 1- bis 2-reihigen Pappus aus meist 12–20 weißlichen, gelblichen oder bräunlichen, ungleich langen, fedrigen, oft ineinander verhakten Pappushaaren.
Blütenformel: |
↓ K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig |
Die ähnlichen und nah verwandten Schwarzwurzeln (Scorzonera) besitzen meist etwas breitere Blätter, eine Hülle aus mehreren Reihen unterschiedlich langer, sich dachziegelartig überlappender Hüllblätter und ungeschnäbelte Früchte.
Historische Veröffentlichungen
Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb über Tragopogon porrifolius, die Haferwurzel, sie habe Blätter wie der Krokus, nur länger, und eine lange süße Wurzel. Auf dem kurzen Stängel stünde ein großer Kelch, an deren Spitze eine Menge grauer Haare ständen, woher der Name „Bocksbart" stamme.
Ähnliches berichtete Plinius (ca. 23–79 n. Chr.). Tragopogon würde auch Coma genannt, besäße safranartige Blätter und eine lange süße Wurzel. Am Stängel befände sich ein schwarzer Kelch mit einem Haarschopf an der Spitze. Er wüchse auf öden Plätzen und würde nicht verwertet.
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) kannte die Pflanze auch unter dem Namen Tetrapogon. Neben der Beschreibung, die sich kaum von jener der obigen Autoren unterscheidet, erwähnt er, dass sie essbar sei.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb, der Bocksbart würde auch Gauchbrot genannt, da er an den Köpfen und Knoten häufig einen weißen Schaum zeige, der als Speichel eines Gauchs (Irren) gedeutet würde. Der Wiesen-Bocksbart besitze einen langen Stängel, safranartige Blätter, und große, gelbe, gefüllte Blüten, aus denen haarige Köpfe würden, die viel größer als die des Löwenzahns seien. Es würde in Apotheken nicht verwendet, sei aber gut gegen Entzündungen des Magens und Krankheiten der Leber, Blase und Nieren. Der Saft würde hervorragend gegen Seitenstechen helfen.
Bedeutung des Artnamens
- pratensis: lat. pratensis = Wiesen-
Interessantes am Rande
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Die Hafer- oder Weißwurzel (Tragopogon porrifolius) wurde seit dem Altertum als Wurzelgemüse verwendet. Heute bevorzugt man die nah verwandte Schwarzwurzel.
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Die häufigste Art, der Wiesen-Bocksbart, besitzt ebenfalls essbare Wurzeln. Auch die Blätter können in Salaten verwendet werden.
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Die Fruchtstände der Bocksbärte erinnern an die des Löwenzahns, sind aber größer. Durch die lang geschnäbelte Frucht mit dem aufsitzenden ausgebreiteten Pappus entsteht der Eindruck eines Fallschirms.