Gänsedisteln |

Blütenkorb der Rauen Gänsedistel

Der Blattgrund der Gänsedisteln ist meist stängelumfassend
Die ursprünglich in Eurasien und Ostafrika beheimateten Gänsedisteln sind heute mit Sonchus asper, S. arvensis und S. oleraceus über alle Kontinente verbreitet. Es handelt sich um Milchsaft führende, einjährige bis ausdauernde Kräuter, die an der Basis manchmal verholzt sind. Sie besitzen Pfahlwurzeln, Rhizome und/oder unterirdische Ausläufer. Die Stängel sind aufrecht, hohl und im Bereich des Körbchenstands, manchmal auch von Grund auf verzweigt.
Die einfachen bis gefiederten, ganzrandigen oder gezähnten, wechselständigen Blätter stehen in einer grundständigen Rosette und sind gestielt, wobei die Stiele gewöhnlich geflügelt sind. Die stängelständigen Blätter sind meist sitzend und stängelumfassend. Die grundständigen Blätter fehlen manchmal zur Blütezeit.
Die gelben bis orangefarbenen Blütenkörbe bestehen ausschließlich aus meist 80–350 zwittrigen Zungenblüten. Die Zungen sind 5-zähnig und gestutzt. Blüten am Grund ohne Spreublätter. Die Blütenkörbe stehen in doldenrispigen oder doldenähnlichen Körbchenständen auf kahlen, drüsigen oder wolligen Stielen, die am Grund häufig ein Hochblatt tragen.
Die ca. 30–50 dreieckigen, linealischen bis lanzettlichen, kahlen oder drüsenhaarigen, manchmal schmal hautrandigen, spitzen Hüllblätter stehen in 3–5 oder mehr Kreisen, wobei sie nach innen hin an Größe zunehmen. Sie formen eine glocken-, urnen- oder eiförmige Hülle. Der mehr oder weniger grubige, kahle Körbchenboden ist flach bis gewölbt.
Nach Selbst- oder Insektenbestäubung bilden sich längliche oder ovale, leicht abgeflachte, strohfarbene bis dunkelbraune, 4- bis 20-rippige, ungeschnäbelte, kahle Nussfrüchte (Achänen), an der Spitze mit einem Pappus aus 80 bis über 100 weißen Borsten. In der äußeren Reihe sitehen die Borsten getrennt, in den inneren 2–3 Reihen sind sie am Grund ringförmig verbunden.
Blütenformel: |
↓ K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig |
Historische Veröffentlichungen
Theophrast (371–287 v. Chr.) behandelt die Gänsedistel, bei der es sich vermutlich um Sonchus asper handelt, in einem Kapitel über dornige Halbsträucher und deren Unterschiede. Über ihre Wurzel schrieb er, sie sei fleischig und essbar. An den Pflanzen würden gleichzeitig Knospen, Blüten und Samenstände ausgebildet und die Blätter würden, wenn man sie trockne, welk werden und nicht mehr stechen.
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) erwähnte, dass Sonchus die Pflanze sei, die in Kallimachos’ Epos „Hekale" dem Theseus als Speise vorgesetzt wurde. Er unterscheidet eine weiße (die wegen ihres Milchsafts so genannt würde, vermutlich Sonchus oleraceus) und eine schwarze Art (S. arvensis), die beide verzehrt würden. Sie seien dem Lattich ähnlich, besäßen aber Stacheln. Plinius beschreibt zahlreiche Anwendungen der weißen Art gegen verschiedene Krankheiten, vor dem Genuss der schwarzen warnt er, sie würde Krankheiten erzeugen.
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) differenzierte ebenfalls zwischen den beiden Arten, unterschied sie aber nicht in ihren Heilwirkungen.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über die „Sonchen" (Raue und Kohl-Gänsedistel), die eine sei dornig und schwarz, die andere viel zarter. Die erste würde „Genßdistel", die andere „Hasenköl" genannt. Fuchs rezitiert im Großen und Ganzen die Heilwirkungen, die von Plinius geschildert wurden, schreibt sie aber, wie Dioskurides, beiden „Geschlechtern" zu.
Bedeutung der Artnamen
- arvensis: lat. arvense = Acker-
- asper: lat. asper = rau
- oleraceus: lat oleraceus = zur Verwendung in der Küche geeignet
Interessantes am Rande
Sonchus arvensis, die Acker-Gänsedistel richtet bei Sonneneinstrahlung, ähnlich wie der Kompass-Lattich, die Blattränder in Nord-Süd-Richtung.
Die Blätter der Kohl-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) sind nicht stechend und können, früh geerntet, als Salat verzehrt werden. Ältere Blätter schmecken bitter.