Meerrettich |

Grundblätter des Meerrettichs
Das Allylsenföl besitzt antibakterielle Eigenschaften, jedoch nicht in ausreichender Menge, um Krankheiten zu bekämpfen. Allerdings kann es die Haltbarkeit von sauer eingelegtem Gemüse verlängern. Äußerlich angewendet soll Meerrettich gegen Insektenstiche und Rheuma helfen.
Der Meerrettich wird in unseren Breiten nur vegetativ über Wurzelableger, sog. Fechser vermehrt. Das hat zur Folge, dass alle Pflanzen genetisch nahezu identisch sind, sog. Klone. Darin mag die Antwort liegen, warum der Meerrettich in Mitteleuropa meist keine oder nur verkümmerte Samen produziert.
Zur Vermeidung von Selbstbestäubung existiert ein Mechanismus den man „Selbstinkompatibilität" nennt, er verhindert auch, dass sich Pflanzen mit der gleichen oder einer sehr ähnlichen genetischen Ausstattung kreuzen können. In seiner osteuropäischen Heimat, wo Meerrettich noch wild vorkommt, werden fruchtbare Samen gebildet.
Verwilderte Exemplare sind demnach höchstwahrscheinlich Überreste aus alten Gärten, wurden bewusst gepflanzt oder sind durch Gartenabfälle verbreitet worden.
Je nach Anbaugebiet und Bodenbeschaffenheit kann der Geschmack einmal schärfer und einmal milder ausfallen. Verschiedene Sorten im botanischen Sinn gibt es jedoch nicht.

Blüte des Meerrettichs
Historische Veröffentlichungen
Columella (4–70 n. Chr.) schrieb in seinem Werk De Re Rustica, auf Wiesen und Äckern wüchsen viele Kräuter von (für Bienen) geringem Wert, daraus würde das Wachs für Waben gemacht. So der Wilde Kohl, Rettich (Armoracia), Rübsamen, Wegwarte, schwarzer Mohn und Pastinaken. Thymian gebe dem Honig den besten Geschmack.
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) berichtete von einer wilden Rettichart, die die Griechen Agrion, die Ponter Armon und wieder andere Leuce nennen würden, die Römer Armoracia.
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb über Armoracia, er habe Blätter ähnlich wie der Senf und die Wurzel sei lang, scharf und trocken. Blätter und Wurzeln würden als Gemüse gekocht. Der Beschreibung nach meinte Dioskurides wohl keinen Meerrettich, sondern evtl. eine Raphanus-Art.
Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl die Meerrettichwurzel nur im März zu essen, da sie dann weich sei. Nachdem sie eine dicke Rinde bekommen hat und hart geworden ist, sei es gefährlich sie zu essen, denn sie würde den Menschen austrocknen, als wenn er Holz äße.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb, der Meerrettich würde auf Latein Armoracia genannt, in Apotheken Radix oder Raphanus major. Er würde ohne gepflanzt zu werden in Wiesen wachsen, würde aber auch in Gärten kultiviert, dann sei er etwas milder und besser. Meerrettich sei sehr harntreibend, fände aber reichlich in der Küche Verwendung. Die zerstoßene Wurzel mit Salz und Essig vermengt ergebe eine Soße zu Fleisch oder Fisch.