Schaumkräuter |

Sich entwickelnde Schoten von Cardamine hirsuta

Blüte des Bitteren Schaumkrauts
Der Gattungsname Cardamine für das Wiesenschaumkraut tritt zuerst bei Matthaeus Lobelius 1576 auf (Plantarum seu Stirpium Historia). Die Gattung wurde erstmalig 1754 von Linné wissenschaftlich beschrieben.
Die deutsche Bezeichnung „Schaumkräuter" rührt evtl. daher, dass man bei Vertretern der Gattung häufig Nester der Schaumzikaden findet (Teufelsspucke, Kuckucksspeichel). Die Larven der Pflanzensauger scheiden ein wässriges, eiweißhaltiges Sekret ab, das mithilfe von Atemluft aufgeschäumt wird. Es dient ihnen zum Schutz vor Austrocknung und als Versteck vor Fressfeinden.
Eine andere Namensdeutung ist, dass insbesondere das Wiesen-Schaumkraut mit seinen weißen bis hellvioletten Blüten die Wiesen wie mit einem Schaum überzogen erscheinen lässt.
Über 200 Schaumkraut-Arten kommen weltweit vor. Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde Kräuter mit Grund- und Stängelblättern, wenn ausdauernd, dann mit Wurzelstock. Die Stängelblätter (gestielt oder sitzend) sind meist wechselständig und selten gegenständig, spiralig oder im Quirl angeordnet, einfach und ganzrandig oder gefiedert bis gefingert.
Die Blütenstände sind gewöhnlich traubig. Die weißen bis violetten, selten gelblichen Blüten sind vierzählig mit meist sechs, selten vier Staubblättern. Kronblätter selten fehlend. Die allgemeine Blütenformel ist die der Kreuzbütler. Die Blüten werden von unterschiedlichen Insekten besucht, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Schoten sind flach und linealisch, ihre Stiele aufrecht oder zurückgebogen.
Während der Fruchtreife baut sich in den Zellen der beiden Schotenwände ein Saftdruck auf, der bewirkt, dass sie sich von unten nach oben hin spiralig aufrollen und die Samen freigeben. Einige Arten entwickelten daraus einen Schleudermechanismus, bei dem die Samen durch den entstehenden Luftzug der zurückschnellenden Fruchtklappen verstreut werden.
Blütenformel meist: |
·|· K4 C4 A2+4 G(2) oberständig |
Historische Veröffentlichungen
Bei
Matthäus Lobelius
(Stirpium Adversaria Nova, 1570) taucht Cardamine
zum ersten mal auf:
„A
Cardamo cuius acrimoniam vescentibus refert, dicta Cardamine
fuit, veluti Helleborine ab Hellebore."
(Wegen
Cardamo, dessen Schärfe für die Essenden wichtig
ist, ist es Cardamine genannt worden, gleichwie Helleborine
wegen Hellebore).
Bedeutung der Artnamen
- amara: lat. amarus = herb, bitter
- flexuosa: lat. flexuosus = voller Krümmungen
- hirsuta: lat. hirsutus = behaart (eigentlich stachelig)
- impatiens: lat. impatiens = ungeduldig (bezieht sich auf die Berührungsempfindlichkeit der reifen Kapseln)
- pratensis: lat. pratensis = zur Wiese gehörig
Interessantes am Rande
Verschiedene Cardamine-Arten (C. pratensis, C. impatiens, C. hirsuta, C. flexuosa, C. amara) und die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) sind beliebte Ziele des Aurora-Falters. Nicht nur der Nektar interessiert ihn, er legt auch seine Eier auf der Pflanze ab. Seine grünen Raupen ernähren sich hauptsächlich von Blüten und Schoten der Schaumkräuter. Die Falter sind weiß, mit einem schwarzen Punkt in der Mitte der Flügel und schwarzgrauen Flügelspitzen. Die Flügel der Männchen sind von der Mitte bis zum Ende der Flügel hin leuchtend orange gefärbt.
Bei Cardamine impatiens, dem Spring-Schaumkraut baut sich in den Schotenwänden ein sehr starker Druck auf. Ist ein bestimmter Wert überschritten, springen die Schoten plötzlich von unten nach oben auf, und können die Samen bis zu fünf Meter weit davonschleudern.
Umstritten ist die Stellung der Zahnwurze (ehemals Dentaria) innerhalb von Cardamine. Ihre Blätter stehen in Quirlen und sind 3- bis 5-zählig gefingert. Aktuell zählen sie (wieder) zu den Schaumkräutern.