Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Senf

Sinapis alba, Weißer Senf, Blütenstand

Beim Senf überragen die Blüten die Knospen,
beim Raps ist es umgekehrt


Süßer Senf

Süßer Senf besteht aus grob gemahlenen Senfkörnern und wird zu Weißwurst und Leberkäse gereicht


Mittelscharfer Senf

Mittelscharfer Senf besteht aus fein gemahlenen Senfkörnern
und ist die beliebteste Sorte

 

Sinapis L.: Bereits in den hippokratischen Schriften wird napy (Weißer Senf, Sinapis alba) als Medizin erwähnt, sowohl innerlich angewendet als auch äußerlich als Umschlag gegen Hautreizungen. Nach Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) kannte bereits Pythagoras (ca. 570–510 v. Chr.) den Senf und zitierte zahlreiche medizinische Rezepte.

Von der Nutzung des Senfs als Gewürz erfährt man zuerst vom römischen Komödiendichter Plautus (ca. 254–184 v. Chr.), bei dem er offensichtlich nicht sehr beliebt war: „Territur senapis scelera, quae illis qui terunt prius quam triuerunt, oculi ut existelleunt facit.“ (Es erschreckt der scheußliche Senf, der jeden, der die Körner zerdrückt, Tränen in die Augen treibt).

Die Etymologie von Sinapis bzw. Senapis ist unklar, das Wort ist aber sicherlich nicht griechischen Ursprungs. Im Althochdeutschen wurde aus dem botanischen Namen senef und daraus im Hochdeutschen Senf. Die Bezeichnung Mostrich verweist darauf, dass die Würzpaste von den alten Römern mit Most zubereitet wurde.

Die als Kulturpflanzen weltweit verbreiteten, ca. 7 Arten zählenden Senfe sind meist einjährige, aufrechte Kräuter mit aufrechten, verzweigten Stängeln. Die gestielten Grundblätter sind einfach bis leierförmig gefiedert. Die wechselständigen Stängelblätter sind gestielt oder sitzend, einfach, gelappt oder leierförmig gefiedert, mit gezähntem oder gebuchtetem Rand. Blätter an der Basis nicht geöhrt.

Die zwittrigen, vierzähligen Blüten sind gelb und besitzen linealische, waagerecht abstehende oder herabgebogene Kelchblätter. Die verkehrt eiförmigen Kronblätter sind deutlich genagelt, wobei der Nagel etwa so lang ist wie die Kelchblätter. Es sind 4 lange und 2 kurze Staubblätter mit gelben Staubbeuteln vorhanden. Der aus 2 Fruchtblättern verwachsene, oberständige Fruchtknoten besitzt einen deutlich ausgebildeten Griffel der eine leicht 2-lappige Narbe trägt. Die Blüten stehen in sich zur Fruchtzeit stark verlängernden Trauben.

Nach Selbst- oder Insektenbestäubung bilden sich längliche, linealische oder lanzettliche, im Querschnitt runde abgeflachte oder kantige Schoten mit langem Schnabel, der länger oder kürzer als der fruchtbare Teil sein kann, der sich bei Reife mit 2 Klappen öffnet. Die 2–12 einreihig angeordneten Samen sind dick, rundlich und ungeflügelt. Bei manchen Arten verschleimen sie bei Nässe.

Blütenformel:
·|· K4 C4 A2+4 G(2) oberständig

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb, Senf würde auf attisch napi genannt, bei den anderen Griechen sinapi. Der beste käme aus Zypern. Es würde hauptsächlich Weißer Senf angebaut, der im April gesät würde. An anderer Stelle berichtet er, beim Rettich, Senf und der Rübe seien die Samen in Schoten eingeschlossen.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) zitierte Pythagoras, der viele Heilwirkungen des Senfs kannte. So helfe er mit Essig gegen Skorpions- und Schlangenbisse, vernichte das Gift der Pilze, helfe gekaut gegen Zahnschmerzen, reinige die Sinne und den Kopf und sei gut für Magen und Lunge. Er helfe gegen Epilepsie, Schlafsucht und sogar gegen Glatzen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über den Acker-Senf (Sinapis arvensis), er würde armen Leuten zur Nahrung dienen, sei aber giftig und erzeuge schlechte Säfte. Nur gesunde und kräftige Menschen würde er nicht angreifen. Über den Weißen Senf (Sinapis alba) berichtete sie, seine Samen würden Speisen schmackhaft machen, seien einem schwachen Magen aber unverträglich. Wer ihn gerne esse, verreibe ihn mit Wein und Essig.

Leonhart Fuchs (1501–1566) beschrieb den „Geelen Gartensenff“ (Sinapis alba) als rübenähnlich. Er blühe gelb und die Samen wären weiß. Der Stängel sei rauhaarig und verzweigt. Den Acker-Senf (Sinapis arvensis) bezeichnete er als Hederich, heute versteht man darunter den Acker-Rettich.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande