Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Reiherschnäbel

Erodium cicutarium, Gewöhnlicher Reiherschnabel, Blüte

Blüte des Gewöhnlichen Reiherschnabels (Erodium cicutarium)


Erodium cicutarium, Gewöhnlicher Reiherschnabel, Früchte

Früchte des Gewöhnlichen Reiherschnabels


Erodium manescavii, Pyrenäen-Reiherschnabel

Erodium manescavii stammt aus den Pyrenäen und wird als Gartenpflanze kultiviert

 

Erodium l'Her.: Die zurückgebogenen Blütenstängel, der Kelch und die lange Fruchtkapsel erinnern an Hals und Kopf eines Reihers, was sich in der botanischen Bezeichnung der Gattung niederschlägt (gr. erodios = Reiher). Die Gattung wurde von Charles Louis l’Héritier de Brutelle (1746–1800) in W. Aitons Hortus Kewensis 1789 beschrieben.

Es gibt weltweit ca. 90 Arten, die meisten in Europa und Asien. Die Pflanzen sind einjährige bis ausdauernde Kräuter. Die Blätter sind gestielt, einfach, gefiedert oder fiederspaltig. Die unteren Blätter bilden eine Rosette, die Stängelblätter sind gegen- oder wechselständig. Die meist doldigen Blütenstände befinden sich endständig oder in den Blattachseln. Die einzelnen Blüten sind manchmal etwas zygomorph, besitzen fünf schuppenförmige Kelch- und fünf freie Kronblätter. Die zehn Staubblätter stehen in zwei Kreisen, ca. die Hälfte davon ist steril. Der Fruchtknoten besteht aus fünf Fruchtblättern.

Blütenformel:
*–↓ K5 C5 A5+5 G(5) oberständig

Ausbreitungsstrategie

Die Blüten werden von Insekten bestäubt, hauptsächlich von Bienen, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Bei der Reife entsteht aus dem Fruchtknoten eine bis zu 4 cm lange Kapsel, die sich in eine Mittelsäule und fünf Segmente aufspaltet, an dessen Grund jeweils ein Samen hängt.

Bei Trockenheit entsteht eine Spannung in diesen Segmenten, bis sie sich blitzartig zu einer Spirale verformen, sich von der Mittelsäule ablösen, und mit dem Samen als Granne von der Mutterpflanze meterweit weggeschleudert werden.

Die spiralförmige Granne ist für den Samen doppelt nützlich. Zum einen hat sie ihn von der Mutterpflanze katapultiert, was für die Ausbreitung wichtig ist, zum anderen hilft es dem Samen, sich in den Boden zu bohren. Bei feuchtem Wetter entspiralisiert sich das Anhängsel und drückt den spitzen Samen in den Boden, bei Trockenheit dreht es sich wieder schraubig auf, um dann beim nächsten Regenwetter den Samen noch weiter in den Boden zu schieben. Die Behaarung der Granne wirkt dabei wie zahlreiche kleine Widerhaken.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) erwähnt nach seiner Beschreibung einer Geranium-Art ein „anderes Geranion": es habe weichhaarige, zwei Spannen hohe Stängel, ähnliche Blätter wie die Malve und an der Spitze der Achseltriebe ständen Gebilde, die an einen Kranichkopf oder Hundezahn erinnerten. Damit beschreibt er Erodium malacoides – den Herzblatt-Reiherschnabel.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) unterschied Erodium moschatum und E. malacoides noch nicht und beschrieb sie als eine Art: Das „Geranium" sei dem Schierling ähnlich, doch mit kleineren Blättern und kürzeren Stängeln. Es rieche und schmecke angenehm. Ferner führt er an, die Griechen würden sagen, die Blätter wären heller als die der Malve und der Stängel dünn und behaart. In den Blattachseln ständen Stiele mit Früchten ähnlich dem Schnabel eines Kranichs.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfiehlt ein Pulver aus „Cranchsnabel" (Erodium cicutarium), etwas weniger Bertram (Ringelblumen) und noch weniger Muskatnuss, das auf verschiedene Weisen eingenommen Herzschmerzen, Schnupfen, Husten oder Kopfweh lindern soll.

Leonhart Fuchs (1501–1566) teilte die Storchenschnäbel in sechs Geschlechter. Sie würden von Griechen und Lateinern Gerania genannt, weil sie im oberen Teil des Stängels ein Köpfchen mit langen Schnäbeln trügen (gr. geranos = Kranich). Das erste Geschlecht habe sehr lange Schnäbel, die nadelförmig zugespitzt seien (Erodium cicutarium), deshalb würde er Acus pastoris (Hirtennadel) genannt, auf deutsch hieße er aber „Storckenschnabel".

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande