Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Malven

Malva moschata, Moschus-Malve, Blüte

Weiße Blüte einer Moschus-Malve (Malva moschata)


Malva sylvestris, Wilde Malve, Habitus

Habitus der Wilden Malve (Malva sylvestris)


Malva sylvestris, Wilde Malve, Blatt

Die Blätter der Malven sind oft 5-lappig


Malva Linné: Der lateinische Gattungsname leitet sich aus dem Griechischen ab, wo die Malve Malache genannt wurde. Dieses Wort hat wiederum seinen Ursprung in „malakos“, was so viel wie „weich, beruhigend“ bedeutet. Linné beschrieb die Gattung 1754 in Genera Plantarum.

Schon in der Bibel wird die Malve erwähnt; in 2. Könige 4, 38, 39 heißt es: „Elischa kehrte nach Gilgal zurück. Im Land herrschte damals eine Hungersnot. Als die Prophetenjünger vor ihm saßen, befahl er seinem Diener: Setz den großen Topf auf und koch ein Gericht für die Prophetenjünger! Einer von ihnen ging auf das Feld hinaus, um Malven zu holen...“ Daraus lässt sich schließen, dass Malven schon zu alttestamentarischen Zeiten während Hungerperioden verzehrt wurden.

Die um die 30 Arten zählende Gattung kommt in Europa, Nordafrika und Asien vor. Dabei handelt es sich um einjährige oder ausdauernde Kräuter mit aufsteigenden oder aufrechten Stängeln. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, handförmig gelappt bis tief eingeschnitten. Es sind sitzende, oft bewimperte Nebenblätter vorhanden.

Die gestielten Blüten stehen einzeln oder gehäuft in den Blattachseln und/oder in endständigen traubigen oder doldigen Blütenständen. Außenkelchblätter sind meist 3 vorhanden, sie ähneln entweder den Kelchblättern oder sind schmal-linealisch und meist nicht miteinander verwachsen. Der becherförmige Kelch besteht aus 5 miteinander verwachsenen Kelchblättern und wird während der Fruchtreife größer und breiter. Die 5 an der Spitze ausgerandeten Kronblätter sind violett, rosa oder dunkelrot, manchmal auch weiß.

Die zahlreichen Staubblätter sind am Grund zu einer den Stempel umfassenden Röhre verwachsen (Columna). Der Griffel verzweigt sich in 9–20 Äste; es sind immer so viele Äste wie Samenanlagen vorhanden. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine aus 9–20 Teilfrüchten gebildete Spaltfrucht. Die Teilfrüchte sind dabei wie kleine Käseleiber mit der breiten Seite aneinandergereiht und zu einem Ring geschlossen. Jede Teilfrucht beinhaltet nur einen einzigen Samen.

Blütenformel:
* K(5) C5 A∞ G(∞) oberständig

Molekularsystematische und morphologische Vergleiche zwischen den Gattungen Malva, Malvathaea, Lavatera, Alcea, und Althaea zeigten, dass die aktuelle Einteilung nicht den natürlichen Verhältnissen entspricht, sondern auf einem künstlichen System beruht. Man darf gespannt sein, wie sich die Systematik dieser Gruppe in der nächsten Zeit verändern wird.

Historische Veröffentlichungen

Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.): 57 v. Chr. nahm Cicero an einem Festessen zum feierlichen Eintritt des P. Cornelius Lentulus Spinther in das Priesterkollegium der Auguren teil, auf dem er sich einen schrecklichen Durchfall zuzog. An L. Caninius Gallus, einem ihm gut bekannten Volkstribun, schrieb er daraufhin, man habe ihn mit Mangold und Malven hereingelegt.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) widmet sich in seiner Naturgeschichte ausführlich verschiedenen Malven. So unterscheidet er zwei verschiedene Gartenmalven; die größere würden die Griechen Malope nennen (Lavatra arborea, Mittelmeer-Baummalve), die kleinere Malache, da sie den Leib erweichen könne: Malva sylvestris, M. rotundifolia, (Hohe Malve, Käsepappel). Als wilde Malven führt er Althaea (Eibisch) und Plistolochia (Hohlwurz oder Osterluzei) an.

Plinius zählt sehr viele Heilwirkungen der Malven auf. So sollten die Blätter Skorpione erstarren lassen und mit Natron aufgelegt zögen sie alle Stacheln aus der Haut. Ein halber Becher Malvensaft täglich solle gegen alle bekannten Krankheiten schützen. Drei Becher warmer Malvensaft würde Melancholie heilen und vier Becher den Wahnsinn. Ferner erwähnt Plinius, Xenokrates (ein griechischer Philosoph) habe erzählt, wenn man Frauen die Samen der einstängeligen Malvenart auf das Geschlechtsteil streue, würden sie im höchsten Grad sexuell erregt werden.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) wusste weniger Spektakuläres über Malven zu berichten als Plinius. Er empfahl Malven auf die Haut aufgestrichen gegen Bienen- und Wespenstiche, mit Öl vermischt sollen sie davor schützen. Mit altem Öl vermischt würden sie Schorf heilen. Eine Brühe aus gekochten Wurzeln helfe gegen alle tödlichen Gifte, man müsse davon aber anhaltend erbrechen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über die „Babela“ (vermutlich resultiert aus diesem Namen das Wort „Pappel“ für Malven), gekocht und mit Fett versetzt sei sie in geringen Mengen heilsam für den kranken Magen. Es sei davon abzuraten, sie roh zu essen, da sie giftig und schleimig sei.

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte Malva alcea unter dem Namen Sigmarßwurtz, Simons Wurzel oder Hochleuchten. Er beschreibt die Blüten als leibfarben und den Röschen ähnlich. Fielen die Blätter ab, würden sich Samen bilden „die wie Käslein rund zusammengedrängt“. Viele würden glauben, dass wenn man die Wurzel um den Hals trüge, sie das Sehen stärke und die Augen klar und rein mache.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande