Gewöhnliches Johanniskraut |

Die etwas asymmetrischen Kronblätter besitzen oft schwarze Streifen; die Kelchblätter sind spitz
Johanniskräuter enthalten einen Farbstoff, das Hypericin. Er färbt die Finger beim Zerreiben von Pflanzenteilen rot. Dieser Farbstoff ist in Kombination mit ebenfalls enthaltenen Flavonoiden und Hyperforin für die medizinische Wirkung verantwortlich.
Um die Inhaltsstoffe aus den Pflanzen zu extrahieren, füllt man frische Pflanzen, am besten nur Blätter, Blüten und Knospen in ein Glas und übergießt es mit Pflanzenöl. Nach 6-wöchiger Lagerung an einem hellen Platz nimmt es eine leuchtend rote Farbe an und kann nun gefiltert in lichtundurchlässige Gefäße abgefüllt werden. Es hält sich so ca. 2 Jahre. Dieses sog. Rotöl kann auch in Apotheken erworben werden.
Es eignet sich zum Einreiben der Haut nach leichten Verletzungen, bei Sonnenbrand, bei leichten Brandwunden und zur Behandlung von Ausschlägen oder Herpes. Ein Esslöffel täglich vor dem Essen eingenommen soll den Magen stärken, beruhigend wirken und bei längerer Anwendung gegen leichte Depressionen helfen. Hypericin ist giftig und Überdosierungen können zu Hautausschlägen unter Lichteinwirkung (bei innerer und äußerer Anwendung) und nach der Einnahme zu Netzhautschäden, Schlafstörungen und Nervosität führen.
Dasselbe gilt für einen Johanniskraut-Tee. Man kann ihn aus getrockneten Blüten herstellen oder käuflich erwerben. In jedem Fall genügt ein Esslöffel getrocknetes Kraut pro Tasse. Der Tee sollte abends und morgens schluckweise getrunken werden.
Johanniskraut-Präparate vertragen sich mit manchen Medikamenten nicht, wie z. B. mit einigen Antidepressiva. Im schlimmsten Fall kann es dabei sogar zu lebensgefährlichen Intoxikationen kommen.
Blutgerinnungshemmende Mittel können durch Hypericin abgeschwächt werden, ebenso die Wirkung der Antibabypille. Hochdosierte Johanniskraut-Präparate sind in Deutschland apothekenpflichtig.
Historische Veröffentlichungen
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) kannte das Gewöhnliche Johanniskraut unter dem Namen Askryon, es würde auch Askyroeides oder Androsaimon (Mannsblut) genannt. Es sei eine Art Hyperikon (Hypericum barbatum), aber buschiger als dieses, mit zarten, rötlichen Blättern. Die Frucht wirke mit Honigwasser getrunken gegen Ischias und führe bei längerer Anwendung viel „gallige Unreinigkeit" ab. Als Umschlag wirke es gegen Brandwunden.

Einer Sage nach durchstach der Teufel die Blätter mit einer Nadel
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schreibt über „Aseyrum", es habe einen Blütenstand, der einen blutroten Saft enthalte. Das zerstoßene Kraut soll mit Wasser, Honigwasser oder Wein getrunken der Reinigung des Unterleibs dienen. Aufgelegt helfe es bei Brand- und anderen Wunden sowie gegen Gicht.
Hildegard
von Bingen (1098–1179) hielt
offensichtlich nicht viel von dem Heilkraut. Sie schrieb über das
Gewöhnliche Johanniskraut: „Hartenauwe frigidus est, et
pecoribus in pastu alet; medicinae autem non multum convenit, quia
inculta et neglecta est herbula."
(Hartheu ist
kalt und ernährt das Vieh; als Medizin eignet es sich wenig, da es ein
ungepflegtes und vernachlässigtes Kräutlein ist.)
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb in seinem Kräuterbuch: „Sant Johanskraut" würde von Griechen und Römern Hypericum genannt. Von Kräuterkennern würde das Gewächs Perforatum (durchlöchert) oder Fuga daemonum (Gespensterkraut) genannt, weil seine Blätter, gegen die Sonne gehalten, wie mit Nadeln durchstochen aussähen und es alle Gespenster vertreiben soll.
Johanniskraut mit Blüten und Samen gekocht und getrunken wirke harntreibend, in Wein gekocht vertreibe es Fieber. Die zerstoßenen Blätter und Samen würden aufgelegt gegen Brandwunden helfen. Getrocknete, zerstoßene Blätter würden über Geschwüre gestreut diese heilen. Die Samen gekocht und getrunken würden Durchfall und Blasensteine kurieren.