Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Scharbockskraut

Das Scharbockskraut besitzt 3–5 kelchblattartige Hochblätter 

 

Ficaria verna agsp. bulbifera A. Löve & D. Löve: Nach dem internationalen Code der botanischen Nomenklatur ist die Einordnung von Àskell und Doris Löve, veröffentlicht 1961 in der schwedischen Zeitschrift „Botanika notisa", die gültige.

Denoch findet man häufig die Artbezeichnung Ranunculus ficaria ssp. bulbifer. Das Kürzel „agsp." bedeutet Agamospezies (gr. agamo = ehelos) und bezeichnet Taxa mit asexueller Vermehrung, auf den man den Art- oder Populationsbegriff nicht anwenden kann.

Die Agamospezies bulbifera (Bulbillen tragend) ist offensichtlich aus einer Hybriden zweier Unterarten von Ficaria verna hervorgegangen, denn sie besitzt einen doppelt so großen Chromosomensatz wie ihre Verwandten und ist steril. Sie unterscheidet sie sich auch in der Wahl des Standorts und bildet Brutknöllchen (Bulbillen) an der Stängelbasis aus, mit denen sie sich ungeschlechtlich vermehrt.

Die schon im März erscheinenden jungen Blätter des Scharbockskrauts enthalten viel natürliches Vitamin C, weshalb sie eine wichtige Heilpflanze gegen Skorbut war. Erst beim Erscheinen der Blüten bildet die Pflanze die für Hahnenfußgewächse typischen giftigen Alkaloide, davor ist sie nahezu ungiftig.

Wer mag, kann die jungen Blätter kochen oder sie Salaten und Kräuterbutter beigeben.

Die Brutknöllchen werden manchmal durch Mairegen zusammengeschwemmt und sehen dann aus wie Getreide. Im Mittelalter wurden sie in schlechten Zeiten sogar zu Mehl verarbeitet, denn man glaubte, es hätte durch ein Wunder Getreidekörner geregnet.

Ficaria verna, Scharbockskraut

Blütenteppich des Scharbockskrauts

 

Für Hahnenfußgewächse besitzt das Scharbockskraut einen abweichenden Blütenbauplan, anstelle von fünf äußeren und fünf inneren Hüllblättern besitzt es meist drei äußere und bis zu 12 innere.

Ungewöhnlich für zweikeimblättrige Pflanzen ist, dass sie nur ein Keimblatt entwickelt. Das zweite ist beim Scharbockskraut zurückgebildet.

Historische Veröffentlichungen

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über die „Ficaria", wer an brennendem Fieber leide, der koche Feigwurz mit doppelt so viel Basilikum in reinem Wein und lasse ihn abkühlen. Davon solle er morgens und abends trinken, bis er geheilt sei.

Leonhart Fuchs (1501–1566) nennt das Scharbockskraut „Feigwartzenkraut" und es würde auch Pfaffenhödlin, Biberhödlin (Pfaffen- oder Biberhoden), Maienkraut, kleines Schöllkraut oder Schwalbenkraut genannt

Es habe einen kriechenden Stängel und seine Blätter seien runder, kleiner, zarter und fetter als die des Efeus. Sie wüchsen auf dünnen, bräunlichen Stielen mitsamt den Blüten, die „dottergelb sind und fast glitzern und anzusehen sind wie die schönen Sternlein". Die Wurzeln seien knotig und viele von ihnen würden länglich wie Gerstenkörner, meistens drei oder vier nebeneinander mit Fasern, mit denen sie sich an den Boden heften würden.

Der Saft der Wurzel mit Honig vermischt und in die Nase geträufelt, reinige das Haupt. Dasselbe täte das Kraut und die Wurzeln in Wein gekocht, mit Honig vermischt und gegurgelt. Zerstoßenes Kraut und Wurzeln würden aufgelegt Hämorrhoiden und Kröpfe heilen.