Echtes Mädesüß |
Blütenstand des Echten Mädesüß
Zwischen den großen, paarigen Fiederblättern stehen unregelmäßig angeordnete, kleinere Fiedern
Nach erfolgreicher Bestäubung entwickeln sich aus den Fruchtknoten 5–12 kleine, nussähnliche Früchte (Achänen) je Blüte, die spiralig umeinander gewunden sind und bis in den Winter hinein an der Pflanze verbleiben (Wintersteher). Im folgenden Frühling keimen die Samen. Bis eine junge Pflanze zur ersten Blüte gelangt, können bis zu 10 Jahre vergehen.
Die in der reichblütigen Spirre versammelten kleinen Blüten besitzen eine Besonderheit: Es existieren zwittrige und männliche Blüten an ein und derselben Pflanze. Dieses Phänomen wird botanisch Andromonözie genannt.
Mädesüß als Heilpflanze
Nicht nur für Insekten, auch für uns Menschen können die Blüten nützlich sein, z. B. als Tee. Dafür nimmt man etwa einen Blütenstand oder etwas mehr pro Kanne, lässt ihn kurz ziehen und trinkt morgens, mittags und abends jeweils eine Tasse. Alternativ kann man auch ca. 8 TL getrocknetes Kraut pro Kanne verwenden. An dem Geschmack scheiden sich die Geister, aber er ist schweißtreibend, blutverdünnend und lindert Erkältungen und leichte Kopfschmerzen. Äußerlich angewendet wirkt er entzündungshemmend. Kinder, Schwangere, Stillende und Asthmatiker sollten den Tee vorsichtshalber jedoch nicht einnehmen.
Die schmerzstillende Wirkung ist vermutlich auf das hauptsächlich in den Blüten vorkommende Salicylsäuremethylester zurückzuführen. Es ist ein Derivat der Acetylsalicylsäure (2-Acetoxybenzoesäure) – ein schmerz- und fiebersenkendes Mittel, das unter dem Namen Aspirin® vertrieben wird. „Aspirin“ ergibt sich aus einer Umstellung von „Spirea“ (Mädesüß wurde früher zur Gattung Spiersträucher gezählt) und der Endung -in, die häufig an Medikamente gehängt wird. Acetylsalicylsäure ist ein Derivat des Salicins, eine Substanz, die zuerst aus Weidenrinde isoliert wurde.
Mädesüß in der Küche
Trotz seiner schwachen Giftwirkung lässt sich Mädesüß in der Küche verwenden. Die Blüten eignen sich hervorragend zum Aromatisieren von Apfelsaft. Dafür gibt man einen Blütenstand in einen Liter kalten Saft und lässt ihn etwa 12 Stunden einwirken. Sahne, die mit Mädesüßblüten gekocht wird, bekommt einen angenehmen vanilleähnlichen Geschmack. Vor der Verwendung in der Küche sollte man die Blütenstände ca. 2 Stunden leicht welken lassen, damit darin befindliche Insekten, oft kleine Käfer, die Blüten verlassen. Das getrocknete Kraut eignet sich als Zugabe zum Sud von Muscheln und Krustentieren.
Interessantes am Rande
In der Brauereitechnik wurde Mädesüß, neben anderen Kräutern, vor dem Reinheitsgebot von 1516 anstelle von Hopfen zum Aromatisieren und Konservieren von Bier verwendet.
Vor der Erfindung der Raumduftsprays soll Mädesüß, auf den Fußboden gestreut, schlechte Gerüche vertrieben haben.