Rötegewächse |

Die Gattung Rubia, hier R. tinctorum (Färberröte) verlieh der Familie ihre Bezeichnung

Blütenstand von Galium verum, dem Echten Labkraut
Die auf der ganzen Welt, besonders in den Tropen und Subtropen verbreitete, sehr artenreiche Familie (ca. 500 Gattungen mit ca. 6000 Arten) besteht aus einjährigen bis ausdauernden Kräutern mit oft vierkantigen Stängeln, Bäumen, Sträuchern und Lianen. Die meist ganzrandigen und einfachen Blätter sind meist gegenständig angeordnet, seltener in echten Wirteln.
Einige Gattungen entwickeln Scheinwirtel, indem 1–4 Nebenblätter ausgebildet werden, die denen der Laubblätter gleichen. Bei manchen Gattungen sind die Nebenblätter kleiner und bei vielen Wüstenpflanzen zu Schuppen oder drüsigen Borsten umgebildet. Auch eine scheinbare Wechselständigkeit der Blätter ist möglich, indem das eigentlich gegenüberliegende Laubblatt an jedem Knoten alternierend unterdrückt wird.
Die meist zwittrigen, meist radiärsymmetrischen und oft kleinen Blüten stehen häufig in mehr oder weniger dichten Blütenständen oder sie erscheinen einzeln in den Blattachseln. Die meist 4–5 oft sehr kleinen Kelchblätter sind frei oder verbunden, manchmal auch hinfällig. Die meist 4–5, selten 8–10 Kronblätter sind stets zu einer Röhre verwachsen. Es sind immer genau so viele Staubblätter wie Kronblätter vorhanden; oft sind Kron- und Staubblätter am Grund miteinander verwachsen.
Der in den allermeisten Gattungen unterständige Fruchtknoten ist meist aus 2, seltener aus bis zu 9 Fruchtblättern gebildet und trägt einen manchmal verästelten Griffel mit zweiteiliger, kopfiger oder länglicher bis fadenförmiger Narbe oder 2 bis höchstens 5 Griffel. Nach erfolgreicher Bestäubung bilden sich Spalt- oder Beerenfrüchte, Kapseln oder Steinfrüchte.
Blütenformel meist: |
* K4–5 bzw. K(4–5) C(4–5) bzw. C(8–10) A4–5 bzw. A8–10 G(2–9) unterständig |
oder |
* K4–5 bzw. K(4–5) [C(4–5) bzw. C(8–10) A4–5 bzw. A8–10] G(2–9) unterständig |
Die Rötegewächse werden in drei Unterfamilien eingeteilt: 1. Rubioideae Verdc. mit 19 Tribus, u. a. den Rubieae mit den heimischen Gattungen Asperula (Meier, Meister), Galium (Labkräuter) und Cruciata (Kreuzlabkräuter). Rubia tinctorum, die Färberröte, kommt in Deutschland verwildert vor; Sherardia arvensis, die Ackerröte, ist die einzige Art ihrer Gattung und in Deutschland zerstreut anzutreffen. 2. Cinchonoideae Raf. mit 14 Tribus, u. a. den Chinoneae mit den Chinarindenbäumen (Cinchona) und 3. Ixoroideae Raf. mit 11 Tribus, u. a. den Coffeae mit den Kaffeepflanzen.
Nutz- und Zierpflanzen
Die bekannteste Nutzpflanze aus der Familie der Rubiaceen ist zweifellos der Kaffee mit den wichtigsten Vertretern Coffea arabica und Coffea canephora. Was als Kaffeebohne bezeichnet wird, ist ein Same einer kirschähnlichen Steinfrucht, der von der Samenhülle befreit und geröstet wurde.
Aus dem Bastteil verschiedener Chinarindenbäume (Cinchona), eine in den Anden beheimatete Gattung, wird Chinin isoliert. Es wird als Malariamittel und als Bitterstoff für Erfrischungsgetränke und Magenbitter verwendet.
Galium odoratum, der Waldmeister, wird u. a. zum Aromatisieren von Maibowle verwendet. Der Aromastoff heißt Cumarin und kann in hoher Dosierung z. B. zu Kopfschmerzen führen.
Phuopsis stylosa, der Langgriffelige Rosenwaldmeister oder auch Baldriangesicht, wird in manchen Gärten als Bodendecker kultiviert.
Die Ixore (Ixoria coccinea) wird gerne als wärmeliebende Zimmerpflanze gehalten, wogegen die strauch- oder baumförmigen Gardenia-Arten in Gärten gezogen werden.
Hamelia patens, der Feuerbusch, ist ein Strauch bzw. kleiner Baum der sich zunehmender Beliebtheit als Gartenpflanze erfreut. Dagegen verschwindet Manettia luteorubra, die Streichholzblume, langsam von den Fensterbänken.
Interessantes am Rande
- Die Rubiaceae sind molekularen Daten nach zu urteilen die ursprünglichste Familie innerhalb der Ordnung Gentiales (Enzianartige), zu denen z. B. auch die Enziangewächse und die Hundsgiftgewächse zählen.