Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Brennnesseln

Urtica dioica, Große Brennnessel, Blatt

Blatt der Großen Brennnessel  (Urtica dioica)


Urtica kiovensis, Röhricht-Brennnessel, Blatt

Die Röhricht-Brennnessel (Urtica kiovensis)
kommt nicht im Emsland vor

 

Urtica Linné: Urtica als Begriff für die Brennnessel wird bereits von Horaz (65–8 v. Chr.), Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) , Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) und Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) verwendet und leitet sich ab von lat. urere (brennen). Der deutsche Name „Nessel“ ist auf das mittelhochdeutsche „Nezzel“ zurückzuführen und verrät seine Verwandtschaft zu „Netz“. Brennnesseln sind alte Faserpflanzen. Linné beschrieb die Gattung 1754 wissenschaftlich.

Die etwa 45 Arten zählende Gattung ist hauptsächlich in den gemäßigten Zonen der Nord- und Südhalbkugel zu finden. Meist handelt es sich um Kräuter, deren Stängel und Blätter mit gewöhnlichen, oft borstigen, und mit Brennhaaren ausgestattet sind. Die meist 4-kantigen Stängel sind niederliegend bis aufrecht, manchmal verzweigt. Ausdauernde Arten besitzen ein Rhizom (Wurzelstock). Die gestielten, einfachen Blätter sind gegenständig angeordnet und gesägt, gezähnt oder gelappt. Meist besitzen sie Nebenblätter an der Basis.

Die meist eingeschlechtlichen Blüten stehen büschelweise in den Blattachseln und bilden rispige, traubige oder ährige Blütenstände. Die männlichen Blüten besitzen meist 4 schuppenförmige, manchmal verwachsene Blumenblätter und meist 4 Staubblätter, die weiblichen meist 4 freie oder verwachsene Blumenblätter, wobei die 2 äußeren kleiner als die beiden inneren sind. Der oberständige Fruchtknoten besteht nur aus einem Fruchtblatt, das manchmal einen kurzen Griffel trägt. Andernfalls sitzt die büschelförmige bis kopfige Narbe direkt auf dem Fruchtblatt. Nach Windbestäubung bildet sich eine von den Blumenblättern eingehüllte, seitlich abgeflachte Achäne.

Blütenformel:
♂ * P(4) bzw. P4 A4 G0
♀ * P(4) bzw. P4 A0 G1 oberständig

Wie bei vielen Brennnesselgewächsen sind die Staubblätter in der Knospe nach innen gebogen. Bei der Blütenöffnung schnellen sie plötzlich nach außen und geben den Pollen frei. Die oft büschelförmige Narbe der weiblichen Blüten besitzt eine große Oberfläche, so dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, ein vom Wind getragenes Pollenkorn einzufangen.

Typisch für Brennnesseln sind ihre Brennhaare. Sie stehen auf einem vielzelligen, hohlen, durch dünnwandige Zellen elastischen Sockel, dessen Drüsenzellen nach innen die hautreizende Flüssigkeit abgeben. Das hohle Brennhaar ist oben durch ein rundes Köpfchen verschlossen, das bei Berührung leicht abbricht. Die entstehende scharfe Bruchstelle dringt leicht in die Haut ein. Durch das Verbiegen des Sockels verkleinert sich sein Volumen, so dass das Gift in die Haut injiziert wird

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) kannte die Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera), eine nur im Mittelmeergebiet vorkommende Brennnesselart mit kugeligen weiblichen Blütenständen und Urtica urens, die auch bei uns beheimatete Kleine Brennnessel. Beiden Arten schrieb er zahlreiche medizinische Wirkungen zu.

Auch Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) waren diese Arten bekannt, zusätzlich beschrieb er Urtica dioica, die uns so gut bekannte Große Brennnessel. Im Frühling würden sie als Speise dienen und schützten dann angeblich das ganze Jahr über vor Krankheiten. Ferner führt er eine lange Liste von Krankheiten auf, die Brennnesseln, ihr Öl oder ihre Samen lindern oder heilen könnten.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande