Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Milchsterne

Ornithogalum magnum, Riesen-Milchstern

Riesen-Milchstern (Ornithogalum magnum)


Ornithogalum magnum, Dolden-Milchstern, Blüten

Blüten des Dolden-Milchsterns (Ornithogalum umbellatum)


 

Ornithogalum L.: der zuerst bei Plinius und Dioskurides erscheinende Pflanzenname setzt sich aus gr. ornis (gen. ornithos) = Vogel und gr. gala = Milch zusammen, weshalb die Gattung auch Vogelmilch genannt wird. Nach Anaxagoras aus Klazomanae (499–428 v. Chr.) verstand man unter Vogelmilch das Eiklar. 1753 beschrieb Linné 12 Arten in seiner Species Plantarum, wobei viele davon heute zu anderen Gattungen gezählt werden.


Zur Systematik der Milchsterne existieren unterschiedliche Ansätze. Je nach Autor wird die Tribus Ornithogalae in 4 bzw. 19 Gattungen aufgeteilt. Andere wiederum zählen die gesamte Tribus zu Ornithogalum s.l. – Milchsterne im weiten Sinn. Solange die Systematik noch im Fluss ist, werden hier die Milchsterne im weiten Sinn beschreiben:

Die ca. 160 Arten zählenden, in Europa, Westasien und Afrika beheimateten, in Nordamerika eingebürgerten Milchsterne sind ausdauernde, krautige Pflanzen mit ovalen Zwiebeln, die meist von einem pergamentartigen, weißen oder hellbraunen Mantel umgeben werden. Die einfachen, ganzrandigen, parallelnervigen manchmal mit einem weißen Mittelstreifen versehenen Blätter sind ausschließlich grundständig und linealisch bis lanzettlich.

Der aufrechte, hohle Schaft trägt die traubigen oder scheindoldigen Blütenstände, die aus 2 bis sehr vielen zwittrigen, weißen, grünlichen oder orangefarbenen, gestielten Blüten bestehen. Am Grund des Blütenstiels befindet sich ein weißliches, häutiges Hochblatt.

Die 6 freien Kronblätter sind sternförmig ausgebreitet. Die 6 Staubblätter besitzen verbreiterte, abgeflachte Staubfäden. Der oberständige Fruchtknoten ist aus 3 Fruchtblättern verwachsen und trägt einen Griffel mit ganzrandiger oder 3lappiger Narbe. Nach Insekten- oder seltener nach Selbstbestäubung bildet sich eine häutige, kantige Kapsel, die sich der Länge nach öffnet und zahlreiche rundliche Samen entlässt.

Die Arten des Ornithogalum umbellatum-Aggregats sind nach morphologischen Merkmalen sehr schwer zu bestimmen, eine sichere Zuordnung ist fast nur mithilfe zytologischer Analysen möglich. Laut Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Atlasband, 13. Aufl. zählen zum Aggregat 5 verschiedene Arten, jedoch sind die Dolden-Milchsterne noch Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten:

O. umbellatum mit über 5 Nebenzwiebeln, zur Blütezeit ohne Laubblätter, und O. angustifolium  mit häufig fehlenden oder bis zu 3 Nebenzwiebeln, zur Blütezeit mit 2–5 mm breiten Laubblättern. Ferner O. umbellatum s. str. mit 4–5 Nebenzwiebeln, O. vulgare mit über 20 Brutzwiebeln und abgerundeten Fruchtknotenleisten und O. divergens mit über 20 Nebenzwiebeln und scharfkantigen Fruchtknotenleisten.

Blütenformel:
* [P3+3 A3+3] G(3) oberständig

Bedeutung des Artnamens

Historische Veröffentlichungen

Plinius (ca. 23 - 79 n. Chr.) erwähnte eine Ornithogalum-Art, die von den Ägyptern gegessen würde. Sie habe zwiebelartige Wurzeln, aus denen ein Brei gekocht werde.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb über das Ornithogalon, auf einem dünnen weißlichen Stängel ständen drei bis vier Verzweigungen, aus denen sich Blüten bilden würden, die außen krautfarben, innen aber milchweiß seien. Darin stände eine eingeschnittene Kapsel, die wie Schwarzkümmel mit Brot verzehrt würde.

Interessantes am Rande