Milchsterne |

Riesen-Milchstern (Ornithogalum magnum)

Blüten des Dolden-Milchsterns (Ornithogalum umbellatum)
Zur Systematik der Milchsterne existieren
unterschiedliche Ansätze. Je nach Autor wird die Tribus Ornithogalae
in 4 bzw. 19 Gattungen aufgeteilt. Andere wiederum zählen die gesamte
Tribus zu Ornithogalum s.l. – Milchsterne im weiten
Sinn. Solange die Systematik noch im Fluss ist, werden hier die
Milchsterne im weiten Sinn beschreiben:
Die ca. 160 Arten
zählenden, in Europa, Westasien und Afrika beheimateten, in Nordamerika
eingebürgerten Milchsterne sind ausdauernde, krautige Pflanzen mit
ovalen Zwiebeln, die meist von einem pergamentartigen, weißen oder
hellbraunen Mantel umgeben werden. Die einfachen, ganzrandigen,
parallelnervigen manchmal mit einem weißen Mittelstreifen versehenen
Blätter sind ausschließlich grundständig und linealisch bis lanzettlich.
Der aufrechte, hohle Schaft trägt die traubigen oder scheindoldigen Blütenstände, die aus 2 bis sehr vielen zwittrigen, weißen, grünlichen oder orangefarbenen, gestielten Blüten bestehen. Am Grund des Blütenstiels befindet sich ein weißliches, häutiges Hochblatt.
Die 6 freien Kronblätter sind sternförmig ausgebreitet. Die 6 Staubblätter besitzen verbreiterte, abgeflachte Staubfäden. Der oberständige Fruchtknoten ist aus 3 Fruchtblättern verwachsen und trägt einen Griffel mit ganzrandiger oder 3lappiger Narbe. Nach Insekten- oder seltener nach Selbstbestäubung bildet sich eine häutige, kantige Kapsel, die sich der Länge nach öffnet und zahlreiche rundliche Samen entlässt.
Die Arten des Ornithogalum umbellatum-Aggregats sind nach morphologischen Merkmalen sehr schwer zu bestimmen, eine sichere Zuordnung ist fast nur mithilfe zytologischer Analysen möglich. Laut Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Atlasband, 13. Aufl. zählen zum Aggregat 5 verschiedene Arten, jedoch sind die Dolden-Milchsterne noch Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten:
O.
umbellatum mit über 5 Nebenzwiebeln, zur Blütezeit ohne
Laubblätter,
und O. angustifolium mit häufig fehlenden
oder bis zu 3
Nebenzwiebeln, zur Blütezeit mit 2–5 mm breiten Laubblättern. Ferner O.
umbellatum s. str. mit 4–5 Nebenzwiebeln, O. vulgare
mit über 20
Brutzwiebeln und abgerundeten Fruchtknotenleisten und O.
divergens mit
über 20 Nebenzwiebeln und scharfkantigen Fruchtknotenleisten.
Blütenformel: |
* [P3+3 A3+3] G(3) oberständig |
Bedeutung des Artnamens
- umbeelatum: lat. umbellatus = doldig
Historische Veröffentlichungen
Plinius (ca. 23 - 79 n. Chr.) erwähnte eine Ornithogalum-Art, die von den Ägyptern gegessen würde. Sie habe zwiebelartige Wurzeln, aus denen ein Brei gekocht werde.
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb über das Ornithogalon, auf einem dünnen weißlichen Stängel ständen drei bis vier Verzweigungen, aus denen sich Blüten bilden würden, die außen krautfarben, innen aber milchweiß seien. Darin stände eine eingeschnittene Kapsel, die wie Schwarzkümmel mit Brot verzehrt würde.
Interessantes am Rande
Der Orangefarbene Milchstern oder auch Stern von Bethlehem (Ornithogalum dubium) wird als Zierpflanze angeboten. Da sie als Schnittblume bis zu 6 Wochen lebt, wird sie auch „Gärtnertod“ oder „Gärtnerschreck“ genannt. Weitere Zierpflanzen sind z. B. O. arabicum, O. balansae, O. candidans, O. nutans, und O. thyrsoides.
Die meisten Ornithogalum-Arten sind durch Cardenolidglykoside wie Convallatoxin, das auch in Maiglöckchen vorkommt, in allen Pflanzenteilen giftig.
Loncomelos brevistylus, der Kurzgrifflige Schaftmilchstern, wird im Handel fälschlicherweise als Ornithogalum pyramidale (Pyramiden-Milchstern) angeboten.