Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Hundskamillen

Anthemis tinctoria, Färber-Hundskamille, Blüten

Goldgelbe Blüten der Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria)


Anthemis tinctoria 'Sauce Hollandaise'

Zuchtform der Färber-Hundskamille
(Anthemis tinctoria 'Sauce Hollandaise')


Anthemis tinctoria, Färber-Hundskamille, Hülle

Hüllblätter der Färber-Hundskamille

 

Anthemis L.: Bei Plinius und Dioskurides bezeichnet Anthemis die heutigen Gattungen Kamille und Hundskamille. Der Begriff ist eine Kombination aus gr. anthos (Blüte) und Artemis (griechische Göttin der Jagd, der Wälder und Schutzgöttin der Frauen und Kinder). Linné verwendete 1753 den überlieferten Namen für die Hundskamille, die Kamillen nannte er Matricaria. Der deutsche Gattungsname weist auf die Ähnlichkeit mit der Kamille hin, drückt aber durch die Silbe „Hunds-“ einen geringeren (arzneilichen) Wert zu echten Kamillen aus.

Die etwa 100 Arten umfassende, ursprünglich nur in Europa, Südwest-Asien und Nordafrika beheimatete Gattung, wurde mit Anthemis arvensis und A. tinctoria über die ganze Welt verbreitet.

Hundskamillen sind ein-, zweijährige oder ausdauernde, krautige Pflanzen oder Halbsträucher. Die gestielten oder sitzenden, ein- bis dreifach fiederteiligen oder gelappten, selten einfachen Laubblätter sind wechselständig angeordnet.

Die gestielten, strahligen Köpfchen stehen in Schirmtrauben oder einzeln an der Spitze des Stängels. Am Rand des Köpfchens stehen einreihig angeordnet weiße, rosafarbene oder gelbe, weibliche, neutrale oder sterile Zungenblüten und in der Mitte meist gelbe, zwittrige Röhrenblüten. Selten fehlen die Zungenblüten.

Die 30–300 zwittrigen Blüten bestehen aus 5 zu einer abgeflachten, geflügelten oder am Grund aufgeblasenen, 5-zähnigen Röhre verwachsenen Kronblättern und 5 Staubblättern, deren Staubbeutel zu einer Röhre verklebt sind. Der Unterständige Fruchtknoten besteht aus 2 Fruchtblättern. Der flache, halbkugelige oder kegelförmige Körbchenboden ist völlig oder nur im inneren Teil mit starren, pfriemlichen oder länglichen, häutigen Spreublättern besetzt.

Die halbkugelige oder eiförmige Hülle des Köpfchens besteht aus 3 bis 5 Reihen von dachziegelartig angeordneten, schmal hautrandigen, ganzrandigen oder am Rand zerschlitzten, dreieckigen oder länglichen Hüllblättern. Nach Insektenbestäubung bilden sich längliche, abgeflachte und gerippte Achänen. Der Pappus fehlt oder ist zu einem kleinen Kragen umgebildet. Manchmal besitzen die Früchte ein einseitiges, oder ein auf  der Bauchseite stärker entwickeltes Krönchen.

Blütenformel:
↓ K0 C(5) G(2) unterständig bzw.
* K0 [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb, es gäbe 3 Anthemis-Arten, die sich nur durch die Blütenfarbe unterscheiden würden. Sie seien innen gelb, und außen ständen im Kreis weiße, gelbe oder purpurfarbene Blütenblätter. Die Stängel seien eine Spanne lang, wüchsen strauchförmig und trügen viele kleine zarte Blättchen. Damit gemeint ist vermutlich die Echte Kamille (weiß), die Färber-Hundskamille (gelb) und Anthemis rosea (purpur).

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) berichtet sinngemäß das Gleiche und zählt, wie übrigens auch Dioskurides, zahlreiche Heilwirkungen auf. So helfe sie z.B. gegen Leberleiden, Blasensteine, Schlangenbisse und Blähungen.

Leonhart Fuchs (1501–1566) zitiert in seinem Kapitel über Kamillen Dioskurides, vermutet hinter der purpurfarbenen Art allerdings den Rittersporn.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande