Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Kamillen

Matricaria chamomilla, Echte Kamille, Blüte

Blütenkorb der Echten Kamille (Matricaria chamomilla)


Matricaria chamomilla, Echte Kamille, Blütenboden

Der Blütenboden der Kamillen ist hohl


Matricaria discoidea, Strahlenlose Kamille, Blütenkorb

Blütenkorb der Strahlenlosen Kamille


Chamaemelum nobile, Römische Kamille

Chamaemelum nobile, die Römische Kamille, ist eine nahe Verwandte der echten Kamillen


 

Matricaria L.: Der wissenschaftliche Name hat seinen Ursprung in lat. Mater (Mutter) und lat. carus (wertvoll), da die Pflanzen früher bei der Geburtshilfe eingesetzt wurden. Erstmalig wurde er von Matthaeus Sylvaticus (1285–1342) verwendet. Der deutsche Name entwickelte sich aus dem altgriechischen Chamaimelon, was so viel wie „niedriger Apfel" bedeutete, denn der Blütenduft erinnerte die antiken Autoren an den Geruch von Äpfeln. Aus der lateinisierten Form Chamomilla entstand das deutsche Wort „Kamille". Linné beschrieb die Gattung 1754 in seinem Werk Genera Plantarum.

Die mit 7 Arten in den gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre, sowie in Nord- und Südafrika beheimateten, mit Matricaria chamomilla und/oder M. discoidea auch über die Kontinente der Südhalbkugel verschleppten Kamillen sind einjährige, meist aromatisch duftende Kräuter mit Wurzelstock oder Pfahlwurzel. Die Stängel sind aufrecht, aufsteigend oder niederliegend und manchmal verzweigt. Die Pflanzen bilden eine schnell welkende grundständige Blattrosette und wechselständig angeordnete, sitzende oder sehr kurz gestielte Laubblätter. Alle Blätter sind 1- bis 3-fach fiederschnittig mit linealischen Fiedern.

Die strahligen oder strahlenlosen Blütenkörbe stehen einzeln oder in lockeren, doldenrispigen Köpfchenständen. Die 3-zähnigen, weißen, bis zu 22 Zungenblüten, wenn vorhanden, sind weiblich. Die bis zu 750 gelben oder gelbgrünen, 4- bis 5-zähnigen Röhrenblüten sind zwittrig. Der Körbchenboden ist hohl, kegelförmig und ohne Spreublätter. Die halbkugelförmige Hülle besteht meist aus 2 bis 4 Reihen von länglichen, ovalen bis spatelförmigen Hüllblättern mit häutigen Rändern und Spitzen.

Nach Insekten- oder Selbstbestäubung bilden sich längliche bis zylindrische, leicht seitlich abgeflachte, gerippte, bei Regen verschleimende Nussfrüchte (Achänen). Auf der Bauchseite befinden sich 3–5 feine Rippen. Die Achänen besitzen keinen Pappus oder nur einen schmalen Saum. Manchmal tragen nur die randständigen Achänen ein einseitiges Krönchen.

Kamillen sehen den Strandkamillen (Tripleurospermum) sehr ähnlich, diese sind jedoch geruchlos, besitzen einen gefüllten Körbchenboden und die Achänen zeigen drei deutlich hervortretende Rippen auf der Bauchseite. Auf der Rückenseite tragen sie 1–5 Öldrüsen, die bei Matricaria fehlen.

Blütenformel meist:
↓ K0 C(5) G(2) unterständig bzw.
* K0 [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Historische Veröffentlichungen

Bereits im 5. Jh. v. Chr. taucht die Kamille als Euanthemon in den hippokratischen Schriften auf. Das Kraut mit süßem Wein getrunken sollte der Menstruationsförderung sowie der des Wochenflusses dienen.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) nannte die Kamillen Anthemis (heutige Bezeichnung für die Hundskamillen). Sie würde auch Leucanthemon, Eranthemon oder Chamaimelon gennannt und führt noch 5 weitere Namen auf. Es gäbe von ihnen 3 Arten. Die Kamillen wüchsen strauchig und seien reich verzweigt mit zahlreichen kleinen und zarten Blättchen. Die Blüten seien im Zentrum gelb, außen weiß, gelb oder purpurn (die heutige Definition von Kamillen beinhaltet ausschließlich weiße Zungenblüten). Dioskurides zählt zahlreiche Heilwirkungen auf, so sei ein Trank aus Kamille menstruationsfördernd, wirke gegen Harnsteine, lindere Blähungen, vertreibe Gelbsucht und Blasenentzündung.

Ähnliches berichtete Plinius (ca. 23–79 n. Chr.), bemerkt aber zusätzlich, dass Kamille (Anthemis) gegen Schlangenbisse helfe. Im Frühling würden die Ärzte die Kamille sammeln, sie zerstoßen und zu Kugeln formen.

Auch Leonhart Fuchs (1501–1566) unterschied die echten Kamillen noch nicht von den Hundskamillen. In Dioskurides` purpurfarben blühende Art vermutete er sogar einen Rittersporn. Allerdings bemerkte er, dass die Chamemelum genannten Pflanzen nach Äpfeln duften würden, was aber hauptsächlich auf die weiße Art zutreffe.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande