Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Acker-Kratzdistel

Cirsium arvense, Acker-Kratzdistel, Habitus

Habitus der Acker-Kratzdistel


Cirsium arvense, Acker-Kratzdistel, Galle

Galle der Distel-Bohrfliege

 

Cirsium arvense (L.) Scop.: Die 1753 von Linné in der Gattung Serratula (Scharten) untergebrachte Art, wurde 1772 von Joannes Antonius Scopoli in seinem Werk Flora Carniolica in die 1754 von Philip Miller etablierte Gattung Cirsium verschoben.

Blütenbiologie

Die häufig als diözisch (zweihäusig getrenntgeschlechtlich) bezeichnete Kratzdistel ist in Wirklichkeit etwas mehr als das. Neben weiblichen Blütenkörben mit fertilen Stempeln und sterilen Staublättern kommen nämlich solche vor, die sowohl fertile Staubblätter als auch einige fertile Stempel vorweisen. Diese häufig schlicht als männlich bezeichneten Blütenkörbe können durchaus Früchte entwickeln, allerdings meist nicht so zahlreich wie die weiblichen, da die Stempel häufig steril, verkümmert oder einfach nur kürzer sind. Zudem sind ihre Achänen kleiner und nicht so keimfreudig wie die der weiblichen Blüten. Die aus zwittrigen Vorfahren hervorgegangene Acker-Kratzdistel ist demnach diözisch bis gynodiözisch.

Man kann das Blütengeschlecht anhand der Morphologie unterscheiden. Weibliche Blüten besitzen eine ca. 18 mm lange Krone mit einem weißen, bis zu 2 mm langen, fertilen Fruchtknoten am Grund. Die 5 Kronzipfel sind etwa 4 mm lang und linealisch. Die nur ca. 1,6 mm langen Staubblätter inserieren kurz unter den Zipfeln und tragen braune, unfruchtbare Staubbeutel. Die Kronröhre der männlichen Blüten kann über 20 mm lang werden, der manchmal sterile Fruchtknoten bleibt aber deutlich unter 2 mm lang. Die 5 oder seltener 4 linealischen Kronzipfel besitzen eine Länge von bis zu 6 mm, was der Höhe der Staubblätter entspricht. Die Staubbeutel sind fertil und hellviolett. Bei beiden Blütenformen ragt der rosafarbene Griffel wenige Millimeter aus der Krone heraus.

Die Hülle der als männlich bezeichneten Blütenköpfe besitzt eine leicht kugelige Form, aus der die Blüten weit hervorragen. Die Hülle der weiblichen Körbe ist länglicher und die Blüten stehen nicht so weit heraus.

Cirsium arvense als schädliche Pflanze

Die in Behaarung, Blütenfarbe und Blattform sehr variable Acker-Kratzdistel gilt bei Gartenbesitzern als hartnäckiges „Unkraut“, das tief in der Erde wurzelt und lange unterirdische Ausläufer bildet, aus denen neue Pflanzen entstehen können. Selbst ein wenige cm langes Wurzelstück kann zu einer neuen Distel auswachsen.

Etwa 1600 wurden Früchte der Ackerdistel mit Saatgut nach Nordamerika verschleppt. Dort gilt sie seitdem als invasiver Neophyt, der sich durch zahlreiche Samenbildung auszeichnet. Mithilfe ihres fedrigen Pappus können die Früchte bei günstigen Bedingungen über 10 km vom Wind fortgetragen werden. Obwohl das ursprüngliche Verbreitungsgebiet in Eurasien liegt, wird die Distel in Nordamerika „Canada thistle“ genannt.

Distel-Bohrfliege

Gelegentlich findet man an den Sprossachsen bis zu 5 cm lange, dicke, eiförmige, grüne und später verholzende Strukturen. Dabei handelt es sich um Pflanzengallen, die von den Larven der Distelbohrfliege (Urophora cardui) hervorgerufen werden. Das Weibchen legt im Sommer etwa 12 Eier in den Stängel der Acker-Kratzdistel ab. Die geschlüpften Larven bohren sich in den Spross und stimulieren die Entwicklung der Galle, in der jede Larve ihre eigene Kammer hat, die ihnen Nahrung und Sicherheit bietet. Im Frühjahr schlüpfen die fertigen Fliegen aus ihren Kokons und verlassen die Galle.

Interessantes am Rande