Topinambur |

Blütenkorb, Knospe und Blatt der Topinambur
Zu ihrem heutigen Namen kam das Knollengewächs, als 1613 sechs Indianer des brasilianischen Stammes der Topinambá nach Paris verschleppt wurden, um vor der königlichen Familie Ludwigs des XIII. Stammestänze aufzuführen. Das Ereignis schlug große Wellen, und bald wurde der Name des Stammes mit der damals ebenso exotischen und etwa zeitgleich importierten Pflanze, die im Hofgarten angebaut wurde, assoziiert.
Von Frankreich aus verbreitete sich die Topinambur in alle europäischen Länder und wurde erstmalig unter dem Namen Aster Peruanus tuberosus von Fabio Colonna in seinem Werk Ekphrasis (1616) wissenschaftlich beschrieben. 1623 vermerkte Caspar Bauhin die Pflanze in seinem Werk Pinax theatri botanici unter dem Namen Helianthemum Indicum tuberosum, Linné veröffentlichte die Pflanze 1753 als Helianthus tuberosus.
Die anspruchslose, vermehrungsfreudige Nutzpflanze, die wie viele Neophyten zudem noch relativ resistent gegenüber Schädlingen ist, wurde nie im großen Stil kultiviert, wie etwa Getreide oder Kartoffeln, sondern hauptsächlich in Gärten gezogen. Dennoch wurden einige Sorten gezüchtet, die sich in der Blattform, der Farbe, Form und Größe der Knollen unterscheiden, sowie durch den Zeitpunkt der Blüte. Heute wird Topanimbur nur zu einem geringen Teil zu Nahrungszwecken angebaut, der größte Teil wird als Rohstoff zur Ethanolgewinnung verwendet, wobei die Sorte „Waldspindel" wegen ihres hohen Anteils an vergärbaren Kohlenhydraten bevorzugt wird.
Mitte des 18. Jh. wurde Topinambur zunehmend von einem anderen Knollengemüse verdrängt: der Kartoffel. Sie ist ertragreicher und besser verträglich als Topinambur, außerdem besitzt sie als Abschlussgewebe eine dünne Korkschicht, die Wasser zurückhält und die Lagerfähigkeit der Knolle stark verlängert. Trotzdem besitzt Topinambur im Vergleich zur Kartoffel auch Vorteile – sie kann roh verzehrt werden und das Kraut eignet sich als Viehfutter.
Ein entscheidender Vorteil der Topinambur ist, dass sie sich für Diabetiker eignet. Sie enthält als Reservestoff keine Stärke, sondern ein anderes langkettiges, allerdings leicht süß schmeckendes Molekül: Inulin. Dieses wird, im Gegensatz zu Stärke, nicht durch Amylasen in Zuckermoleküle gespalten, sondern passiert den Dünndarm unverändert. Erst im Dickdarm zerlegen Bifido- und Lactobakterien das Inulin in kurzkettige Zucker und Fettsäuren.