Echte Kamille |

Inhalt eines Teebeutels

Kamillentee lässt sich aus frischen Blüten zubereiten

Massenvorkommen der Echten Kamille auf einer Brache

Kamillenblüte

Die Blätter sind fein zerteilt
Bei Erkältungskrankheiten empfiehlt sich ein Dampfbad oder die Inhalation eines heißen Kamillenaufgusses. Bei Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute helfen Bäder, warme Umschläge oder Salben mit Echter Kamille. Am wirksamsten ist das aus Wasserdampf-Destillation gewonnene blaue Kamillenöl, das sich innerlich und äußerlich anwenden lässt.
Historische Veröffentlichungen
Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl „Metra" mit Wasser, Öl, Fett und Mehl zu kochen und als Suppe zu essen, die die Eingeweide reinigen würde. Auch zur Erleichterung der Menstruation empfahl die Ordensschwester die Kamillensuppe. Dass die hl. Hildegard wirklich die Kamille meinte, ist zwar wahrscheinlich, aber es könnte sich auch um Mutterkraut (Tanacetum parthenium) handeln.
Diskussion um den korrekten Namen
Der korrekte wissenschaftliche Name der Echten Kamille war lange Zeit und ist immer noch umstritten. Die Ursache beruht auf unterschiedlichen Beschreibungen und Benennungen von drei ähnlichen Arten in verschiedenen Werken Linnés. In der 1. Auflage von Flora Suecica (1745) beschreibt er zwei Kamille-Arten. Stark zusammengefasst liest man folgendes:
Nr. 701: Korbboden konisch, Strahlen zurückgebogen, Achänen ohne Krönchen.Nr. 702: Korbboden halbkugelig, Strahlen ausgebreitet, Achänen mit Krönchen.
Im 1. Fall beschreibt er die Echte Kamille, im 2. die Geruchlose oder die Küsten-Kamille.
In seiner Species Plantarum (1753) beschreibt er fünf Kamille-Arten, verkürzt dargestellt, folgendermaßen (Die Angaben in den eckigen Klammern stellen Linnés Verweise auf andere seiner Werke dar).:
Matricaria parthenium: Blätter
zusammengesetzt, Fiedern eingeschnitten.
M. maritima: Korbboden halbkugelig, Fiedern etwas
fleischig [siehe Reise durch Westgotland (1747)
Seite 148]
M. chamomilla:
Korbboden halbkugelig, Achänen mit Krönchen, Strahlen ausgebreitet
[siehe Flora Suecica (1745) Nr. 702]
M. argentea: Blätter doppelt gefiedert,
Habitat im Orient.
M. recutita:
Korbboden konisch, Achänen ohne Krönchen, Strahlen zurückgebogen [siehe
Flora Suecica (1745) Nr. 701]
Aus heutiger Sicht sind das Mutterkraut, die Küsten-Kamille, die Geruchlose Kamille, Tanacetum sericeum und die Echte Kamille. Nr. 1 und 4 gehören heute zur Gattung Tanacetum und sollen hier nicht weiter interessieren. In einem späteren Werk, der 2. Auflage von Flora Suecica aus dem Jahr 1755 kann man stark verkürzt dargestellt folgendes lesen:
Nr.
764: Matricaria chamomilla: Korbboden
konisch, Achänen ohne Krönchen, Strahlen ausgebreitet [siehe Flora
Suecica (1745) Nr. 702]
Nr. 765: M.
inodora: Korbboden halbkugelig, Achänen mit
Krönchen, Strahlen ausgebreitet [siehe Flora Suecica
(1745) Nr. 702]
β
Chamæmelum maritimum [siehe Reise durch
Westgotland (1747) Seite 148].
Nr.
766: M. suaveolens: Korbboden konisch,
Achänen ohne Krönchen, Strahlen zurückgebogen [siehe Flora
Suecica (1745) Nr. 701]
M. inodora ist hier also auf die gleiche Weise beschrieben, wie M. chamomilla aus dem Jahr 1753 und beschreibt demnach die Geruchlose Kamille. M. chamomilla besitzt nun einen konischen Korbboden und ungekrönte Achänen, also beinahe alle Merkmale von M. recutita aus 1753, was folglich der Echten Kamille entspräche. M. chamomilla und M. inodora beziehen sich beide auf die Nr. 702 aus der Flora Suecica von 1747, also auf M. chamomilla 1753. M. maritima von 1753, also die Küsten-Kamille, ist jetzt als Varietät β bezeichnet. Schließlich wurde M. recutita aus 1753 in M. suavoelens umbenannt und würde wiederum der Echten Kamille entsprechen. In der 2. Auflage von Species Plantarum (1763) sieht es folgendermaßen aus:
Matricaria
maritima: Korbboden halbkugelig, Fiedern etwas
fleischig [siehe Reise durch Westgotland (1747)
Seite 148]
M. chamomilla:
Korbboden konisch, Achänen ohne Krönchen, Strahlen ausgebreitet [siehe Flora
Suecica (1745) Nr. 702 und Flora Suecica
(1755) Nr. 764]
M. suaveolens:
Korbboden konisch, Achänen ohne Krönchen, Strahlen zurückgebogen [siehe
Flora Suecica (1745) Nr. 701 und Flora
Suecica (1755) Nr. 766]
Chrysanthemum inodorum: Korbboden halbkugelig,
Achänen mit Krönchen, Strahlen ausgebreitet [siehe Flora
Suecica (1755) Nr. 765 und Reise durch Westgotland
(1747)]
M. maritima 1753, die 1755 zur Varietät β wurde, tritt hier scheinbar gleich zweimal auf: als M. maritima und als Chrysanthemum inodorum und sollte die geruchlose Kamille beschreiben. C. inodorum bezieht sich u. a. auf Nr. 765 aus 1755, also auf M. inodora, meint also tatsächlich die Geruchlose Kamille. M. maritima hingegen verweist nur auf die Reise durch Westgotland (1747) Seite 148 und beschreibt demnach die Küsten-Kamille. Die M. chamomilla entspricht der von 1755 und der M. recutita aus 1753, was auf die Echte Kamille schließen lässt. Auch M. suaveolens muss die Echte Kamille sein, da sie der M. recutita aus 1753 entspricht.
Offensichtlich hat Linné hier etwas durcheinander gebracht, und so ist es verständlich, dass die Diskussion über den korrekten botanischen Namen wohl nie einen endgültigen, einzig wahren Abschluss finden wird.
Interessantes am Rande
Im englischen Sprachraum heißt die Echte Kamille auch „German Chamomile“, obgleich ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum zu suchen ist.
Die nah verwandte und ähnlich duftende Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea) besitzt zwar krampflösende, aber kaum entzündungshemmende Eigenschaften, dafür eignet sie sich zur Bekämpfung parasitischer Darmwürmer.
Die Echte Kamille spielte früher im Volksglauben eine wichtige Rolle, indem sich vielerlei Sagen um sie ranken. Sie wurde für zahlreiche Rituale und als Zauberpflanze verwendet.