Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Rainfarn

Tanacetum vulgare, Rainfarn

Der Rainfarn wächst häufig an Weg- und Straßenrändern

 

Tanacetum vulgare L.: Der deutsche Name der Pflanze erlaubt verschiedene Deutungen: Zum einen könnte er auf das althochdeutsche reinfano zurückgehen, was soviel wie „Grenzfahne" bedeutet.

Der zweite Namensteil könnte sich aber auch auf die farnähnlichen Blätter beziehen und der erste auf den Standort – mit Rainen werden Wegränder bezeichnet. Möglich wäre auch eine Ableitung von „rein", evtl. weil die Pflanze gegen parasitische Würmer eingesetzt wurde und dadurch den Körper reinigte.

Rainfarn als alte Heilpflanze

Im Mittelalter wurden dem Rainfarn zahlreiche medizinische Wirkungen zugesprochen. Die auch als Wurmkraut bezeichnete Pflanze enthält das giftige Thujon, das Spul- und Madenwürmer abtötet.

Auch gegen Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden sowie gegen Frauenleiden wurde ein Tee aus Rainfarn empfohlen. Aus heutiger Sicht ist von einer innerlichen Anwendung der Pflanze dringend abzuraten, da durch die stark schwankenden Thujongehalte verschiedener Pflanzensippen bereits tödliche Vergiftungen vorgekommen sind.

Besonders Schwangere sollten vorsichtig sein, da der Tee Fehlgeburten einleiten kann. In der Vergangenheit wurde die hochdosierte Droge sogar, ähnlich wie Wermutkraut, eigens zu Abtreibungszwecken missbraucht, was häufig blutig oder sogar tödlich geendet hat.

Zerstoßene Pflanzen können als Umschlag bei Quetschungen oder Gicht angewendet werden, empfindliche Menschen können darauf allerdings allergisch reagieren. Auch vom Rainfarnöl ist abzuraten, da die toxischen ätherischen Öle sogar über die Haut aufgenommen werden können.

Rainfarn gegen Schadinsekten

Die ätherischen Öle der Pflanze besitzen eine stark abstoßende Wirkung auf viele als lästig empfundene Insekten. Wird Rainfarn zwischen Kartoffeln angesiedelt, so reduziert sich der Kartoffelkäferbefall beträchtlich.

Tanacetum vulgare, Rainfarn, Galle

Galle auf einem Rainfarn-Blatt – verursacht durch die Rainfarn-Gallmücke (Rhopalomyia tanaceticola)

 

Getrocknete Pflanzenteile wie Blüten, Blätter und Stängel wurden früher auf Fußböden ausgestreut um Fliegen, Stechmücken, Flöhe und andere Insekten zu vertreiben.

In Hühner- und Schweineställen sowie in Hundehütten verfuhr man ähnlich. Gegen Flohbefall wurden Hunde mit der Pflanze eingerieben. Das getrocknete Kraut in Säckchen gefüllt und im Kleiderschrank gelagert vertreibt Motten.

Eine Jauche, Brühe oder Tee aus Rainfarn gilt als gutes Spritzmittel gegen allerlei Pflanzenschädlinge wie Blattläuse, Milben und Raupen des Apfelwicklers, des Frostspanners und des Kohlweißlings. Unverdünnt angewendet wirken die Mittel sogar gegen Rostpilze und Mehltau.

Historische Veröffentlichungen

Die Autoren der Antike wie Theophrast, Plinius oder Dioskurides erwähnen den Rainfarn nicht in ihren Schriften, obwohl sie ihn durchaus gekannt haben könnten.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfiehlt Rainfarn gegen überfließende und ausfließende Säfte. Gemeinsam mit Fleisch verzehrt oder in Suppen oder Kuchen soll er gegen Erkältungen helfen. Mit Mehl als Suppe zubereitet helfe er gegen Husten. Rainfarnsaft mit Wein getrunken soll gegen Harnsteine wirken. Zudem beschreibt Hildegard von Bingen ein sehr ausführliches Rezept aus Rainfarn, Mutterkraut und Wollkraut für ein Schwitzbad gegen verstopften Monatsfluss sowie eine Arznei aus einer Vielzahl von weiteren Kräutern.

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte drei verschiedene lateinische Ausdrücke für den Rainfarn: Artemisia monoclonos, Tagetes und Tanacetum – auf deutsch Reinfarn oder Wurmkraut, da es Würmer im Darm töte. Auf dem Stängel wüchsen viele gelbe Blüten, nicht sternförmig, sondern wie Knöpfe. Er würde gewöhnlich im Wasser wachsen und an Rainen, woher er seinen Namen habe.

Interessantes am Rande