Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Straußmargeriten

Tanacetum parthenium, Mutterkraut

Mutterkraut (Tanacetum parthenium) in einer gefüllten Gartenform


Tanacetum macrophyllum, Großblättrige Wucherblume

Tanacetum macrophyllum, die Großblättrige Wucherblume ähnelt erher einer Schafgarbe


Tanacetum vulgare, Rainfarn

Rainfarn (Tanacetum vulgare) ist ein sehr häufiger Vertreter
seiner Gattung


 

Tanacetum L.: Die Gattungen des Chrysanthemum-Komplexes, zu dem nach verschiedenen Autoren Tanacetum, Leucanthemum und Matricaria zählten, sind im Lauf der Geschichte zahlreichen Umstrukturierungen und Umbenennungen unterworfen gewesen. Darum ist es nicht verwunderlich, dass viele Arten der Gattung zahlreiche Synonyme besitzen. Im Deutschen existiert keine eindeutige Entsprechung zur Bezeichnung der Gattung Tanacetum, zu der Rainfarn, Mutterkraut und Balsamkraut zählen.

Die Bedeutung des Gattungsnamens und aus welcher Sprache er stammt ist unklar. Erstmalig erschien er in einem medizinischen Lehrgedicht (Commentarium medicinale), welches Benedictus Crispus (681–725 n. Chr.) zugeschrieben wird, in folgender Zeile: Sic zaduar capitur, nec non tanaceta virilis, quae et sedat febres cordisque venena repulsat.

Nach Franz Brunhölzl, einem deutschen Professor und Kenner der lateinischen mittelalterlichen Literatur, handelt es sich jedoch um eine Fälschung aus dem 14. Jh. Gesichert ist, dass der Rainfarn unter dem Namen Tanazita im Capitulare de villis vel curtis imperii Karls des Großen (747–814 n. Chr.) verzeichnet war.

Die ca. 160 Arten zählende, in Nordamerika, Eurasien und Nordafrika beheimatete Gattung, die mit einigen Zierpflanzen weltweit verbreitet ist, besteht aus wenigen einjährigen Arten – der größte Teil besteht aus ausdauernden Kräutern, Sträuchern und Halbsträuchern. Die Pflanzen verbreiten beim Zerreiben häufig einen aromatischen Duft und besitzen meist ein Rhizom (Wurzelstock) und/oder eine verholzte Basis. Die Stängel sind aufrecht oder niederliegend bis aufsteigend und im oberen Bereich oder schon vom Grund an verzweigt. Die wechselständigen, gestielten oder sitzenden Blätter sind fiederteilig oder 1- bis 3-fach gefiedert, seltener einfach. Manchmal wird eine grundständige Rosette ausgebildet.

Die strahligen oder seltener strahlenlosen Blütenkörbe stehen einzeln oder aber in dichten oder lockeren schirmrispigen Körbchenständen. Die glocken-, halbkugel- oder schalenförmige Hülle besteht aus 20–60, meist in 3–5 Reihen angeordneten, eiförmigen bis linealisch-lanzettlichen Hüllblättern. Sie besitzen häutige Ränder und Spitzen, die häufig dunkelbraun gefärbt sind, und überdecken sich schuppenförmig.

Sofern Zungenblüten vorhanden sind, stehen sie meist zu 10–20 in einem einzelnen Kreis, selten in 2 Reihen. Sie sind weiblich und bei manchen Arten steril. Die 3-zähnigen, länglichen oder fächerförmigen Zungen sind weiß, gelb oder rosafarben. die meist 60–300 4- bis 5-zähnigen Röhrenblüten sind zwittrig und gelb. Blüten am Grund ohne Spreublätter. Der Körbchenboden ist flach, gewölbt, kegel- oder halbkugelförmig.

Nach Insektenbestäubung bilden sich längliche, säulenförmige oder verkehrt kegelförmige, manchmal leicht 3-kantige, flache, kahle oder drüsige, 4- bis 12-rippige Nussfrüchte (Achänen), an der Spitze selten ohne Pappus, meist mit einem manchmal nur einseitig ausgebildetem Krönchen.

Blütenformel oft:
↓ K=Pappus C(5) A0 G(2) unterständig bzw.
* K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Nutz-, Heil- und Zierpflanzen

Tanacetum cinerariifolium, die Dalmatinische Insektenblume und Tanacetum coccineum, die Kaukasische Insektenblume, werden zur Gewinnung eines Insektizids namens Pyrethrum angebaut. Tanacetum balsamita, Balsamkraut oder Frauenminze, ist eine alte Heilpflanze gegen Frauenleiden und Magenschmerzen. Tanacetum parthenium, das Mutterkraut, besitzt ähnliche Heilwirkungen. Zudem wird es zur Prophylaxe von Migräne eingesetzt. Das Mutterkraut wird außerdem in verschiedenen Züchtungen als Zierpflanze angebaut. Tanacetum vulgare, der Rainfarn, ist eine giftige Pflanze die früher gegen parasitische Würmer eingesetzt wurde. Zudem ist er eine alte Färberpflanze.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb, das Parthenion (Mutterkraut, Tanacetum parthenium) habe korianderartige Blätter. Er empfahl es bei Asthma oder Melancholie. Als Sitzbad helfe es bei Erkrankungen der Gebärmutter und als Umschlag gegen Entzündungen der Haut.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) zählte ähnliche Heilwirkungen des Mutterkrauts auf wie Dioskurides. Gegen das Drei-Tage-Fieber würden Magier empfehlen, man müsse die Pflanze mit der linken Hand ausreißen, den Grund dafür nennen, nicht zurückblicken und dem Patienten ein Blatt der Pflanze unter die Zunge legen, das er mit einem Glas Wasser herunterschlucken soll.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl das Balsamkraut (Tanacetum balsamita), das sie Sysemera nennt, gemeinsam mit Fenchel als Tee genossen, gegen auseinandergehende Gedanken, die das Wissen entleeren und zum Wahnsinn führen. Balsamkraut mit Fett gemischt helfe gegen Läuse. Selbst gegen Lepra empfahl die hl. Hildegard das Balsamkraut. Über Metra, womit entweder Mutterkraut (Tanacetum parthenium) oder Echte Kamille gemeint war, schrieb sie, mit Wasser, Fett und Mehl zubereitet helfe es als Suppe gegen schmerzende Eingeweide. Auch den Monatsfluss sollte sie erleichtern.

Leonhart Fuchs (1501–1566) führte das Mutterkraut unter Artemisia tenuifolia auf, zählte es also zur Gattung „Beifuß". Es würde in Apotheken Matricaria genannt (womit heute Kamillen gemeint sind) und auf deutsch Muterkraut, Mettram oder Metter.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande