Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Glockenblumen

Campanula rotundifolia, Rundblättrige Glockenblume

Blütenstand von Campanula rotundifolia


Campanula punctata, Punktierte Glockenblume

Campanula punctata 'Elizabeth'

 

Campanula Linné: Campanula ist der Diminutiv zu lat. Campana und bedeutet „Glöckchen". Der wissenschaftliche und der deutsche Gattungsname bezieht sich auf die glockenförmigen, oft hängenden Blüten.

Die über 300 Arten enthaltende Gattung in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel besteht aus ein- bis mehrjährigen oder ausdauernden, meist krautigen und oft Milchsaft führenden Pflanzen. Die Stängelblätter sind ungeteilt und wechselständig angeordnet.

Die meist blauen Blüten stehen in Trauben, Rispen oder Knäueln, selten wird nur eine einzige Blüte gebildet. Die Blüten können glocken-, trichter- oder röhrenförmig sein und besitzen 5 Kronzipfel. Zwischen ihnen befinden sich bei einigen Arten herabgeschlagene Anhängsel. Die 5 Kelchblätter sind an der Basis verwachsen und die 5 Staubblätter am Grund verbreitert. Der aus 3 verwachsenen Fruchtblättern bestehende Fruchtknoten besitzt einen Griffel mit 3-teiliger Narbe.

Blütenformel:
* K(5) C(5) A5 G(3) unterständig

Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine rundliche, längliche oder eiförmige Fruchtkapsel mit häutiger Schale, die nach der Samenreife unregelmäßige Löcher ausbildet, so dass die Samen nicht senkrecht zu Boden fallen, sondern durch Wind oder Tiere verstreut werden.

Die Blüten der Glockenblumen sind vormännlich, d. h. es reifen zuerst die Staubblätter, die kurz darauf verwelken. Der Griffel besitzt sog. Fegehaare, auch Griffelbürste genannt, darin verfängt sich der Blütenpollen und bleibt somit auch nach dem Welken der Staubblätter für Insekten erreichbar, erst dann öffnet sich die Narbe. Durch diesen Mechanismus wird die Rate der Fremdbestäubungen erhöht.

Alle Campanula-Arten sind ungiftig und im Prinzip essbar. Traditionell wird aber hauptsächlich die Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus), kurz Rapunzel genannt, zu Salat und die Wurzel wie Gemüse verarbeitet. Die Blüten eigenen sich als essbare Dekoration. Auch der zu den Baldriangewächsen zählende Feldsalat, der ähnlich zubereitet wird, jedoch ohne Verwertung der Wurzeln, wird im Volksmund Rapunzel genannt.

Die in dem Märchen der Gebrüder Grimm (Rapunzel) vorkommenden Pflanzen im Garten der bösen Zauberin sind botanisch nicht eindeutig zuzuordnen. Da sie aber ausgestochen wurden und nicht gepflückt, ging es wohl auch um die Wurzeln, was dafür spricht, dass wahrscheinlich die Glockenblume gemeint war.

Historische Veröffentlichungen

Leonhart Fuchs (1501–1566) bezeichnet die „Rapuntzeln" (Campanula rapunculus) als wilde Rüben und erwähnt sie zusammen mit Steckrüben und Roter Bete. Als Salat würden sie appetitanregend und harntreibend wirken. Ihr Saft solle, mit Frauenmilch vermengt, klare Augen bereiten.

Fuchs ist der erste, der die Bezeichnung Campanula wählte, und zwar für die Nesselblättrige Glockenblume die er auf deutsch „Halßkraut" nennt. In Wasser gekocht und gegurgelt soll sie gegen Mund- und Halsleiden wirken.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande