Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Brennnesseln

Urtica dioica, Große Brennnessel, männlich

Urtica dioica, männliches Exemplar mit abstehenden bis aufrechten Blütenständen

 

Urtica dioica L. und Urtica urens L.: Meistens werden sie nicht gerne gesehen: Brennnesseln. Jeder von uns hat schon einmal Erfahrungen mit der stechenden Pflanze gemacht und das unangenehme Brennen ertragen müssen.

Die Große Brennnessel kann Gartenbesitzern ziemlich lästig werden, besitzt sie doch ein stark verzweigtes Wurzelsystem, das zusammen mit den oberirdischen Pflanzenteilen entfernt werden muss.

Kluge Gärtner entsorgen die Pflanzen aber nicht einfach auf dem Komposthaufen, sondern stellen eine Brennnesseljauche her. Dafür werden frisch gerupfte Brennnesseln mit Wasser übergossen, an einen warmen Platz gestellt und täglich umgerührt. Das frische Pflanzenmaterial beginnt nach ein paar Tagen zu gären und nach ca. einer Woche ist die Jauche fertig. Sie eignet sich zum Besprühen von Pflanzen mit Schädlingsbefall oder stark verdünnt zur Bodendüngung.

Brennnesseln sind ungiftig und essbar. Besonders junge Triebe eignen sich dazu, geerntet und verspeist zu werden. Die Zubereitung erfolgt wie die des Spinats: durch das Kochen werden die Brennhaare zerstört und die Pflanze entwaffnet. Fein zerhackte Blätter eignen sich für Kräuterbutter. In Form von Brennnesselkäse hat es das wehrhafte Kraut sogar bis in den Lebensmittelhandel geschafft.

Urtica dioica, Große Brennnessel, weiblich

Urtica dioica, weibliche Pflanze mit hängenden Blüteständen

 

Schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte wurde die Brennnessel als Faserpflanze entdeckt. So wurden während der Steinzeit Pfeilspitzen mit Brennnesselfasern am Schaft befestigt. Seit der Eisenzeit ist die Herstellung von Textilien belegt. Neben Leinen und Flachs besaß die Nesselfaser im Mittelalter eine große wirtschaftliche Bedeutung. Erst als die Baumwolle nach Europa kam, etwa ab 1830, gerieten die Fasern mehr und mehr in Vergessenheit.

Seit der Antike sind Brennnesseln als Heilpflanzen bekannt. Plinius und Dioskurides, beide ca. 1. Jh. n. Chr. schrieben ihr zahllose medizinische Wirkungen zu. Auch Hildegard von Bingen (1098–1179) erwähnte sie und empfahl alle Brennnesselarten gekocht zur Reinigung des Magens. Gegen Vergesslichkeit sollte man Brennnesselsaft mit Olivenöl mischen und die Brust damit einreiben. Ferner verriet sie ein Rezept gegen parasitische Würmer, in dem Brennnesselsaft eine bedeutende Rolle spielt.

Auch heute noch wird die Brennnessel heilkundlich eingesetzt, insbesondere als Tee. Die getrockneten und mit heißem Wasser übergossenen Blätter besitzen harntreibende Eigenschaften und sollen darüber hinaus gegen Erkältungssymptome wie Kopfschmerzen und Schnupfen wirken.

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist zweihäusig, d. h., es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Zu unterscheiden sind sie mit bloßem Auge an den Blütenständen: Männliche Blütenstände, auch die unteren, stehen waagerecht ab oder wachsen sogar schräg aufrecht. Weibliche Blütenstände, zumindest die unteren, sind hängend. Oft sieht man nur männliche oder nur weibliche Pflanzen auf einem Haufen stehen. Das liegt daran, dass eine Pflanze aus ihrem reich verzweigten Wurzelstock an mehreren Stellen austreibt; streng genommen handelt es sich also bei so einem Haufen nur um eine einzige Pflanze.

Brennnesseln bieten etwa 50 heimischen Schmetterlingen, vielmehr ihren Larven, Schutz und Nahrung. Darunter so farbenprächtige Exemplare wie der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge, das Landkärtchen, der C-Falter und der Admiral.