Löwenzähne |

Die Blütenkörbe des Löwenzahns sind meist leuchtend gelb
Der deutsche Name, der auch für die Gattung Leontodon verwendet wird, bezieht sich auf die Form der Blätter. Die Gattung wurde 1780 von Friedrich Heinrich Wiggers etabliert und beruht auf Linné's Leontodon taraxacum.
Die Blütenkörbe der Löwenzähne enthalten ausschließlich Zungenblüten (ca. 200–300), deren Zungen aus 5 Blütenblättern verwachsen sind. Aus den zu einem Haarkranz (Pappus) umgebildeten Kelchblättern bildet sich der Flugapparat.
Blütenformel: |
↓ K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig |
Apomixis
Die Gattung ist kinderleicht zu bestimmen, jedermann kennt sie auch unter dem Namen „Pusteblumen". Richtig problematisch wird es, wenn man die genaue Art wissen möchte. Löwenzähne besitzen nämlich die Eigenschaft, dass sie sich hauptsächlich ungeschlechtlich vermehren. Die Nachkommen sind dann identisch mit der Elternpflanze. Schleicht sich nun eine kleine Mutation ein, die z. B. die Blütenfarbe etwas verändert, so wird dieses Merkmal nahezu hundertprozentig weitervererbt – eine neue Art ist entstanden.
Manche Löwenzahnarten vermehren sich jedoch geschlechtlich, und so kann es vorkommen, dass diese sich, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, mit Arten kreuzen, die sich eigentlich nur ungeschlechtlich vermehren. Ihre Nachkommen vermehren sich dann wieder apomiktisch (ohne Bestäubung), und wieder bildet sich eine neue Art.
Auf diese Weise ist die Artbildung des Löwenzahns ständig im Fluss, und es sind bis heute über 2500 sog. Klein- oder Sammelarten beschrieben worden. Zur Systematisierung werden Pflanzen, die sich bestimmte Merkmale teilen, in verschiedene Sektionen eingeteilt. Aber selbst das Bestimmen bis zur Sektion ist für Laien sehr schwierig und zeitaufwendig.
Löwenzahn als Nahrungspflanze
Für Blütenbesucher, z. B. Honigbienen, ist der Löwenzahn, der schon im Frühjahr in großen Populationen vorkommt, eine wichtige Nahrungsquelle. Obwohl er meist nicht auf Insektenbestäubung angewiesen ist, produziert er dennoch Nektar – ein Zeichen dafür, dass die sich ausschließlich ungeschlechtlich fortpflanzenden Löwenzahnarten entwicklungsgeschichtlich sehr jung sind.
Auch für den Menschen kann der Löwenzahn eine ergiebige Nahrungsquelle sein, denn die jungen Blätter und Knospen eignen sich als Zutat für wohlschmeckende Salate, die den Stoffwechsel anregen.
Aus den Wurzeln, im Herbst geerntet, kann ein Kaffee-Ersatz hergestellt werden. Die Wurzeln werden dafür in etwa gleich große Stücke geschnitten, auf einem Backblech oder Rost verteilt und bei ca. 200 °C geröstet, bis die Stücke braun sind (ca. 15 min). Danach kann man sie mahlen und wie Kaffee zubereiten.
Aus den Blütenblättern lassen sich süße Brotaufstriche herstellen, oder man streut sie pur aufs Brot.
Der Milchsaft, der zum größten Teil in den Stängeln vorkommt, kann bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen und ist leicht giftig, deswegen sollten die Stängel in der Küche nicht verwendet werden.
Historische Veröffentlichungen
Sicher war der Löwenzahn antiken Autoren wie Theophrast und Dioskurides bekannt, trotzdem findet sich kein sicherer Beleg für eine Erwähnung dieser Pflanze. Auch Hildegard von Bingen behandelte den Löwenzahn in ihren Schriften nicht. Möglicherweise schrieb man ihm keine Heilwirkungen zu oder er war einfach so häufig, dass er keiner Erwähnung bedurfte.
Leonhart Fuchs (1501–1566) behandelt das „Rörlkraut" zusammen mit der Wegwarte und den Endivien. Er schrieb, es breite sich zuerst mit seinen Blättern kreisförmig aus. Sie seien zahlreich und an beiden Seiten eingeschnitten, vergleichbar mit großen Sägezähnen. Aus der Mitte des Gewächses erhebe sich ein Röhrchen, auf dessen Gipfel eine grüne, bärtige Knospe stände, die, wenn sie aufgegangen, zu schönen, gelben, dotterfarbigen Blüten würden, gleich wie gemalte Sonnen.
Würde die Pflanze älter, entständen aus den Blüten haarige, runde und wollige Köpfe. Nachdem die Samen davongeflogen seien, ständen die Röhrchen mit den Blättern alleine da, so wie die nackten Mönchsköpfe. In Wasser gekocht und getrunken helfe die Pflanze gegen Durchfall, Blutspeien und „wenn einem der männliche Samen entgeht". Mit Linsen gekocht helfe sie gegen Ruhr.
Bedeutung der Sektionsnamen
- Celtica: lat. celtae = keltisch
- Erythrosperma: gr. erythros = rot, gr. sperma = Samen („rotsamig")
- Hamata: lat. hamus = Haken (bezieht sich auf die Form der Blattzähne)
- Palustria: lat. paluster = sumpfig
- Ruderalia: lat. ruderalis = auf Schutt wachsend
- Sektion Celtica dem Taraxacum celticum agg.;
- Sektion Erythrosperma = Taraxacum laevigatum agg.;
- Sektion Hamata = Taraxacum hamatum agg.;
- Sektion Palustria = Taraxacum palustre agg. und die
- Sektion Ruderalia entspricht dem Taraxacum officinale agg.
Interessantes am Rande
Die Bezeichnung „Butterblume" für den Löwenzahn ist nur in Norddeutschland geläufig, in Mittel- und Süddeutschland ist damit der Hahnenfuß gemeint. Man nahm an, dass wenn Kühe Löwenzahn fräßen, sich die Milch und die daraus gewonnene Butter gelb färbe. In Wirklichkeit beruht die Färbung jedoch hauptsächlich auf aufgenommene Carotinoide aus Gräsern und den grünen Teilen von Kräutern.
Ein Tee aus Kraut und Wurzeln des Löwenzahns wirkt harntreibend. Die derbe Bezeichnung „Bettpisser", wurzelt im modernen Französischen, wo der Löwenzahn tatsächlich „Pissenlit" (Piss ins Bett) heißt.