Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Weißer Senf

Sinapis alba, Weißer Senf, Blüte

Beim Weißen Senf ist der Blütenstiel
mindestens so lang wie die Kelchblätter


Sinapis alba L.: Der Weiße Senf, der wegen seiner Blütenfarbe auch Gelbsenf genannt wird, wurde erstmalig im altägyptischen Papyrus Ebers erwähnt, das auf 1500 v. Chr. datiert wird. Er soll demnach Schmerzen in der Brust lindern und Brechen auslösen.

Der im Mittelmeerraum beheimatete Weiße Senf befand sich als Nutz- und Heilpflanze bereits bei den alten Griechen in Kultur, wie Theophrast (371–287 v. Chr.) in seiner Naturgeschichte der Gewächse überlieferte.

Wann der Weiße Senf genau nach Mitteleuropa kam, lässt sich nicht mehr verfolgen, es müssen aber die Römer gewesen sein, die den Senf über die Alpen brachten. Erstmals taucht die Pflanze in unserern Breiten 795 n. Chr. im Capitulare de villis vel curtis imperialibus Karls des Großen auf, in dem der Senfanbau gesetzlich vorgeschrieben wurde.

Nutzung

Die getrockneten Senfkörner werden Marinaden von sauer eingelegtem Gemüse zugegeben oder der Beize für Sauerbraten. Jagd- und Bierwurst enthalten ebenfalls Senfkörner. Am bekanntesten ist Sinapis alba als Zutat für Tafelsenf, der auch Samen des Braunen Senfs und manchmal auch des Schwarzen Senfs enthält. Letztere Arten zählen jedoch botanisch nicht zu Sinapis, sondern zu Brassica (Kohl).

Zudem wird Weißer Senf landwirtschaftlich zur Gründüngung angebaut und vor der Blüte untergepflügt. Er keimt schnell und unterdrückt dadurch Beikräuter. Er lockert den Boden, indem er ein dichtes Wurzelsystem ausbildet, und er bekämpft durch seine Resistenz Rübennematoden. Diese befallen zwar die Wurzeln, können sich dort aber nicht vermehren. Noch effektiver gegen Nematoden hat sich Ölrettich erwiesen.

Sinapis alba, Weißer Senf, Früchte

Die Früchte des Weißen Senfs sind lang gestielt und borstig behaart

Ältestes Senfrezept der Welt

Das älteste Senfrezept findet sich schon in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bei Lucius Iunius Moderatus Columella in seinem Werk De re rustica (Über den Ackerbau):

„Senfsamen reinige man sorgfältig mit kaltem Wasser und lasse sie zwei Stunden im Wasser liegen. Danach drücke man sie mit den Händen aus und werfe sie in einen sauberen Mörser um sie klein zu stoßen. Dann häufe man die Masse in der Mitte des Mörsers auf, drücke sie flach und mache Öffnungen hinein. In die Öffnungen lege man glühende Kohlen und begieße sie mit Salpeterwasser, sodass die Bitterkeit herausgezogen wird. Dann kippe man den Mörser auf die Seite und lasse die Flüssigkeit abfließen. Danach wird scharfer weißer Essig zugefügt, das Ganze mit dem Stößel vermischt und anschließend abgeseiht.“

Interessantes am Rande