Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Kerbel

Anthriscus sylvestris, Wiesen-Kerbel, Blüten

Blüten des Wiesen-Kerbels


Anthriscus sylvestris, Wiesen-Kerbel, Früchte

Früchte des Wiesen-Kerbels


Anthriscus sylvestris, Wiesen-Kerbel, Grundblätter

Grundblätter des Wiesen-Kerbels

 

Anthriscus Persoon: Wie die Gattung zu ihrem Namen kam, ist nicht sicher. Enthryscum kommt schon bei Theophrast (ca. 371–287 v. Chr.) vor. Vermutlich ist damit, wie später auch bei Plinius, Scandix australis, der Südliche Venuskamm (Nadelkerbel) gemeint.

Der echte Kerbel heißt botanisch Anthriscus cerefolium (lat. cerefolium = „wachsblättrig"), was auf die Pflanze nicht zutrifft. Vielmehr leitet es sich ab aus cherifolium bzw. caerefolium, evtl. entlehnt aus dem griechischen chairephyllon (chairein = „sich erfreuen an" und phyllon = „Blatt"), was sich auf die duftenden Blätter des Kerbels beziehen könnte. Aus cherifolium entstand evtl. das englische „chervil" und das deutsche Wort „Kerbel".

Linné brachte den Kerbel 1753 in verschiedenen Gattungen unter, so erschien der Echte Kerbel unter Scandix, der Wiesen-Kerbel unter Chaerophyllum. 1805 beschrieb Persoon die Gattung Anthriscus als erster, legte jedoch zu großen Wert auf die beborsteten Früchte, denn diese können auch kahl sein. 1814 präzisierte Hoffmann die Gattungsbeschreibung.

Die Gattung umfasst nur ca. 15 Arten. Sie sind in den gemäßigten Breitengraden Europas, Asiens, und in Nordafrika zuhause. Der Kerbel in seiner Zuchtform Anthriscus cerefolium var. cerefolium wird weltweit kultiviert.

Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde Kräuter mit schmaler oder verdickter Pfahlwurzel. Der Stängel ist aufrecht, verzweigt und hohl. Die Blätter sind 2- bis 3-fach gefiedert bzw. fiederspaltig. Der Blütenstand ist eine Doppeldolde. Tragblätter der Dolde, die sog. Hülle, fehlt meist oder besteht nur aus 1–2 Blättern.

Die Dolde spaltet sich in Döldchen auf, die die Blüten tragen. Wenige bis mehrere Tragblätter bilden das Hüllchen, die Hüllchenblätter sind am Rand bewimpert. Der Kelch besitzt keine Zähne oder fehlt vollständig. Die Blüten sind klein und zwittrig, weiß oder grüngelb, die 5 Kronblätter länglich bis keilförmig, die äußeren manchmal verlängert. Die beiden kurzen Griffel stehen auf konischen Polstern (Diskus).

Blütenformel:
*–↓ K5 C5 bzw. C0 A5 G(2) unterständig

Typisch für die Gattung ist der verjüngte, oft kurze aber deutlich abgesetzte Schnabel unterhalb des Griffelpolsters, der sich während der Fruchtreife abzeichnet. Die Früchte sind seitlich etwas abgeflacht und in der Mitte zwischen den beiden Teilfrüchten oft eingeschnürt. Sie sind entweder völlig glatt oder fein warzig mit Borsten, bei Reife dunkelbraun oder schwarz. Rippen fehlen, wenigstens bis zum Schnabel, die Ölgänge sind undeutlich oder fehlend.

Historische Veröffentlichungen

Plinius (ca. 23–79 v. Chr.) schrieb, bei der Herbst-Tagundnachtgleiche würden zusammen gesät: Koriander, Dill, Melde, Malve, Lapathum (Lattich oder Ampfer) und Caerefolium (eventuell Kerbel), den die Griechen Paederos nennen würden. Letzteres lässt jedoch vermuten, dass statt Kerbel Acanthus mollis, der „Wahre Bärenklau" gemeint ist. Allerdings wird bei Plinius auch Enthryscum bzw. Anthriscum erwähnt. Vermutlich ist damit aber, wie auch bei Theophrast, Scandix australis gemeint, der Nadelkerbel.

Mit der Myrrhis (Körbel), einige würden sie Myrrha nennen, andere Konile, meint Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) wahrscheinlich die Süßdolde = Myrrhenkerbel (Myrrhis odorata), sie ähnele im Stängel und den Blättern an den Schierling. Die Wurzel sei länglich, zart, rund, duftend und süß schmeckend. Gartenkerbel war wohl im Altertum bei Römern und Griechen noch nicht bekannt oder nicht sehr geschätzt.

Hildegard von Bingen (ca. 1098–1179) schrieb über „Kirbele", dass er weder roh noch gekocht zum Essen tauge, sondern nur als Heilmittel zu brauchen sei. Er heile die „Bruchwunden der Eingeweide".

Leonhart Fuchs (1501–1566) schreibt über das „Kerbelkraut", es diene in der Küche, weil es nützlich sei, es roh und gekocht zu essen. Es bekomme dem Magen vortrefflich und sei harntreibend. Es vertrage es aber nicht, wenn man es zu lange kocht. In dieser Weise und in Maßen verwendet, bringe es den Frauen ihre „Blödigkeyt" (Menstruation, „Blutigkeit"). Da das Kerbelkraut bitter sei und zusammenziehend wirke, sei es eher eine Arznei als eine Speise.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande