Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Wegwarten

Cichorium intybus, Wegwarte

Habitus der Gewöhnlichen Wegwarte


Cichorium intybus, Wegwarte, Blüte

Die Blütenkörbe der Wegwarten bestehen nur aus Zungenblüten


Cichorium intybus, Wegwarte, Hülle

Die äußeren Hüllblätter, zu erkennen am bewimperten Rand, sind meist kürzer als die inneren. In diesem Fall ist es umgekehrt.


Cichorium intybus, Wegwarte, Staubblätter

Die blauen Staubbeutel sind an ihren Rändern zu einer Röhre verklebt und lassen den weißen Stempel an den Nahtstellen durchscheinen, woraus sich ein Streifenmuster ergibt. Die beiden Narbenäste sind zurückgerollt.

 

Cichorium L: Der Begriff Cichoreum wurde schriftlich erstmals 23. v. Chr. in einer Ode des Horaz erwähnt und meint die Zichorie, eine Zuchtform der Gewöhnlichen Wegwarte, als Blattgemüse. Nach Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) stammt sie aus Ägypten, und im Arabischen ist wohl auch der Ursprung des Namens zu suchen. Die Gattung wurde 1754 von Linné wissenschaftlich beschrieben. Der deutsche Name nimmt Bezug auf den Standort an Wegrändern, während sich das Wortteil „-warte" auf „warten" im Sinne von „überwachen" bezieht. Eine ältere Bezeichnung ist „Wegeweise", da sie dem Wanderer durch ihren Standort den Weg gewiesen hat.

Die nur etwa 8 Arten umfassende Gattung der „Wegwächter" ist in Europa, Nordafrika und Südwestasien verbreitet und wurde in Nord- und Südamerika eingeschleppt. Die ein-, zweijährigen oder ausdauernden, Milchsaft führenden Kräuter besitzen eine Pfahlwurzel und meist aufrechte, verzweigte, oft borstig behaarte Stängel. Die länglichen, schrotsägeförmigen bis gefiederten Grundblätter und teilweise auch die unteren Stängelblätter sind gestielt, während die mittleren und oberen kleiner, manchmal einfach, ganzrandig oder gezähnt, sitzend und manchmal stängelumfassend sind. Alle Stängelblätter sind wechselständig angeordnet.

Die ausschließlich aus Zungenblüten bestehenden, auffälligen Blütenkörbe stehen einzeln am Ende der oben manchmal keulig verdickten Zweige und sitzen zu mehreren oder einzeln in den Achseln. Die zylindrische, 4–10 mm breite Hülle besteht aus in 2 oder mehr Reihen angeordneten, meist bis zu 15 eiförmigen bis linealischen, an der Basis harten Hüllblättern, wobei die äußeren kurz und spreizend, die inneren länger und aufrecht sind. Meist sind bis zu 25 zwittrige Zungenblüten mit leuchtend blauen, rosafarbenen oder selten weißen, 5-zähnigen, breit-linealischen Zungen vorhanden, die meist ohne Spreublätter auf einem flachen, grubigen Körbchenboden sitzen.

Nach der Bestäubung durch Bienen oder Schwebfliegen oder Selbstbestäubung bildet sich eine bräunliche, 3- bis 5-eckige, längliche Nussfrucht (Achäne), an der Spitze mit ca. 50 in 1 bis 2 Reihen angeordneten, aus dem Kelch hervorgegangenen, kleinen rundlichen Schuppen besetzt.

Blütenformel:
↓ K=Schuppen [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Nutzpflanzen

Cichorium intybus var. sativum, die Wurzelzichorie, wurde im Altertum als Wurzelgemüse verwendet. Im 18. und 19. Jh. wurde die Pfahlwurzel geröstet und alleine oder in Kombination mit anderen Zutaten als Kaffeeersatz verwendet.

Cichorium intybus var. foliosum ging aus der Wurzelzichorie hervor und ist als Chicorée bekannt. In den Handel kommen die hellen Grundblätter, die sich bei künstlicher Dunkelheit direkt aus der rübenförmigen Wurzel entwickeln und knollenförmig zusammenneigen. Auch Radicchio ist eine Zuchtform der Zichorie.

Cichorium endivia, die Endivie oder auch Endiviensalat genannt, gibt es in etwa 8 verschiedenen Sorten. Die als Salat leicht bitteren, ziemlich dicken Grundblätter bilden eine aufrechte Rosette im Gegensatz zu Kopfsalat oder Chicorée, bei denen sie mehr oder weniger dicht zusammenstehen.

Historische Veröffentlichungen

Quintus Horatius Flaccus, Horaz genannt (65–8 v. Chr.), dichtete in einer Ode an Apollo (Horatii carmina 1, 31): „Dis carus ipsis, quippe ter et quater / anno revisens aequor Atlanticum / inpune. me pascunt olivae, / me cichorea levesque malvae." (Er [der reiche Kaufmann], ein Liebling der Götter, der ja dreimal und viermal im Jahr ungestraft das atlantische Meer bereist. Ich jedoch, ja ich lebe von Oliven, Zichorien und leicht verdaulichen Malven).

Theophrast (371–287 v. Chr.) beschrieb eine Klasse von zichorienartigen Pflanzen, die er anhand ihrer Blattform vereinigte. Über die Wegwarte (Kikorion) berichtete er, sie sei groß und habe viele Seitenäste. Die Stängel seien zäh und würden wie Weidenruten verwendet. Die Wurzel sei lang und deshalb schwer zu entfernen. Würde man die oberirdischen Teile entfernen und als Gemüse verwenden, würde das was im Boden verbliebe neu zu wachsen beginnen.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) kannte zwei Intubi: Der wilde Intubus würde auch Ambula (Wanderer) genannt, in Ägypten hieße er Cichorium (Cichorium intybus), der zahme hieße Seris (Cichorium endivia). Er sei kleiner und die Blätter stärker geädert. Cichorium wirke gesundheitsfördernd auf Leber, Nieren und Magen. Auch gegen Blasenleiden, Kopfweh und Augenfluss kannte Plinius Zubereitungsformen der Wegwarte. Ferner berichtete er, die Magier würden sagen, wenn man sich mit dem mit Öl vermischten Pflanzensaft einreibe, könne man von anderen alles bekommen, was man wolle.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) unterscheidet zwei Arten der Seris. Die wilde würde Picris oder Zichorie genannt, die zahme sei wohlschmeckender. Von der Letzteren gäbe es wiederum zwei Sorten. Alle seien dem Magen zuträglich.

Hildegard von Bingen (1098–1179) schreibt über den „Sunnewirbel", wer die Pflanze mit sich führe um über andere zu herrschen, der würde von allen gehasst. Gegen Heiserkeit solle Wegwarte und Große Klette in Wein gekocht und abends nach dem Essen getrunken werden. Ein Teil getrocknete und pulverisierte Wegwarte, ein Teil ebenso behandelte Klette und ein Teil Salz, alles mit Honig vermischt und nach dem Abendessen eingenommen, fördere die Verdauung.

Leonhart Fuchs (1501–1566) behandelte zwei Endiviensorten, die Gewöhnliche Wegwarte und den Löwenzahn (Taraxacum), den er auch Rhörlkraut, Pfaffenhörlin oder gelbe Wegwarte nennt gemeinsam in einem Kapitel über Wegwarten, und schreibt ihnen allen ähnliche Heilwirkungen zu. So seien sie allesamt magenstärkend und mit Essig gekocht förderten sie die Verdauung. Neben Gicht, Rotlauf und entzündete Augen, würden sie gekocht und getrunken die Gelbsucht heilen und tote Föten austreiben.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande